CELLE. Was wird eigentlich im einzigen Gebäude, das am Ende der Straße „Zum Drilling Simulator“ ansässig ist, gemacht? Diese Frage wird sich eventuell schon so mancher Verkehrsteilnehmer gestellt haben, wenn er in den Kreisel in Altencelle eingebogen ist. Ein gut besuchter Tag der offenen Tür konnte Abhilfe schaffen.
„Viele Leute halten uns ja für eine Abteilung von Baker Hughes, aber das sind wir nicht, wir sind eigenständig“, stellt der Geschäftsführer von „DSC Drilling Simulator Celle“, Dr. Jens-Peter Springmann, klar. DSC ist eine unabhängige wissenschaftliche Forschungseinrichtung der Technischen Universität Clausthal, die mithilfe von Hard- und Software den Tiefbohr-Prozess nachstellt, um Erkenntnisse zu gewinnen, wie man höchstmögliche Sicherheit, aber auch maximale Wirtschaftlichkeit erzielen kann.
Wer zwischen den Führungen, die sehr nachgefragt waren und das Herzstück des Tages der offenen Tür bildeten, eine Pause einlegen wollte, hatte dazu die Gelegenheit bei Bratwurst und Pommes oder aber bei Kaffee und Kuchen, zubereitet von den Landfrauen Celle.
Das interessierte Publikum erwies sich als sehr kenntnisreich, sowohl bei den Software- als auch bei den Hardware-Rundgängen legten die klugen Fragen den Stand der Vorinformation offen. „Ja, ich habe in der Branche gearbeitet“, lautete eine typische Antwort der Besucher. Diese konnten im Software-Simulationsbereich in einer Art Cockpit Platz nehmen. „Fahren Sie mal runter auf Sole“, lautete dann z.B. eine Anweisung von Patrick Höhn, Maschinenbauingenieur, wissenschaftlicher Mitarbeit und Doktorand bei DSC. Zuvor hatte der technische Leiter Michael Koppe erläutert, dass alles, was zu Tiefbohrungen, die bis zu 8000 Meter in die Erde gehen, dazugehört, vom Turm über das Loch bis zum Feld, virtuell nachgestellt wird. „Bis auf die letzten 20 Meter, die bilden wir real ab.“ Das nötige, eigens für das Simulationsareal konzipierte Equipment wurde dem Publikum von Koppe präsentiert. Wie werden Rotation und Andruck erzeugt, die Bohrspülung eingebracht, Volumenströme gefördert und mittels eines mit Industriediamanten bestückten Meißels die Gesteinsschicht gebrochen. All diese Vorgänge und vieles mehr wurden erläutert.
„Das war sehr praxisnah und anschaulich dargestellt, ich habe dazugelernt“, zeigte sich Helmut Mitschke aus Celle, der lange bei der Dea in Hohne gearbeitet hat, sehr angetan.
Ob nach Erdgas, Erdöl oder Geothermie, also Erdwärme, gebohrt wird, spielt keine Rolle. Aber angesichts des aktuell verstärkten Bestrebens, unabhängig von fossilen Brennstoffen zu werden, rückt die Geothermie zunehmend in den Fokus. So ist an der TU Clausthal unlängst ein neuer Studiengang „Geoenergy Systems“ eingerichtet worden. „Geoenergie ist in den vergangenen Jahren eher stiefmütterlich behandelt werden“, sagt DSC Geschäftsführer Jens-Peter Springmann, „wir hoffen zukünftig auf mehr Unterstützung von Seiten der Politik.“ Mit dieser Aussage läuft er beim Vorstand der GeoEnergy Celle e.V., Wolfgang Genannt, offene Türen ein: „Jetzt geht es los, jetzt werden sie alle wach, auf allen Ebenen, vom Bund bis zur Kommune“, sagt er mit Nachdruck und weist darauf hin, dass 50 Prozent der Energiebedarfe in Wärme bestehen und ergänzt: „Die Nutzung der Geothermie ist schadstofffrei.“
Sie zu gewinnen ist kostspielig. „Das teuerste an der Geothermie ist die Bohrung.“ Wie komplex sich dieser Vorgang – ob für Erdwärme oder fossile Stoffe – darstellt, wurde anlässlich des Tages der offenen Tür deutlich. Der Geschäftsführer hatte dessen Zielsetzung während der Veranstaltung umschrieben: „Wir arbeiten ja auch für die Gesellschaft, für uns ist es wichtig, den Menschen zu zeigen und zu erklären, was wir hier tun.“
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