„Über Menschen“: Theatergespräch mit der Superintendentin

CELLE. Dora steigt aus – raus aus der Stadt, raus aus dem, was sie „Gefolgschaft“ nennt. Heimlich kauft sie ein Haus auf dem Land. Aber wovor flieht sie? Vor dem Druck im Job? Vor der politischen Überkorrektheit ihres Umfelds? Oder vor Robert, ihrem Freund, der sich zum radikalen Klimaaktivisten gewandelt hat und Dora zunehmend fremd wurde?

In Bracken, einem Dorf zwischen Wäldern und Funklöchern, findet sie keine Idylle, sondern harte Gartenarbeit, schlechte Busverbindungen – und Nachbarn, die nicht in ihr Weltbild passen. Vor allem Gote, der sich selbst als Nazi bezeichnet und neben ihr wohnt. Was als Rückzug beginnt, wird für Dora zur Annäherung – an das Unbekannte, an verdrängte Familiengeschichte, an den Vater, der in ihrer Biografie eine Leerstelle hinterlassen hat. Und schließlich auch an die Dorfgemeinschaft, die rauer, widersprüchlicher, aber ehrlicher ist, als sie dachte. Aus Flucht wird Suche: nach Zugehörigkeit, nach sich selbst, nach einem echten Ort im Leben.

„Über Menschen“ heißt das Theaterstück nach dem gleichnamigen Roman von Juli Zeh, aktuell läuft es im Programm des Schlosstheaters. Eine Geschichte, die nicht nur die unterschiedlichen Lebensumstände von Stadt- und Dorfbewohnern thematisiert, sondern auch mitten in unsere gesamtdeutsche Gegenwart führt – in eine Welt voller Meinungen, Ideale und Lebensentwürfe, die oft unversöhnlich aufeinanderprallen. Doch sie zeigt: Rechthaben verblasst, wenn man sich wirklich begegnet. Wie gelingt Verständigung, wo keine Einigkeit herrscht? Zuhören kann wichtiger sein als Zustimmung – ein kluges, berührendes Plädoyer für eine mutige Gesprächskultur in aufgeregten Zeiten. Ein Aufruf zu Menschlichkeit.

Am Sonntag, den 12. Oktober 2025, findet im Anschluss an die Vorstellung um 15 Uhr das beliebte „Kirche trifft“-Theatergespräch mit Superintendentin Dr. Andrea Burgk-Lempart. Sie bringt dafür als Gast Stadtkirchenpastor Hagen Mewes mit, der 1981 in der ehemaligen DDR geboren wurde und aufwuchs. Also genau da, wohin es die Hauptfigur des Stücks ihren neuen Lebensmittelpunkt aufgeschlagen hat. Ebenfalls mit auf der Bühne sitzen die beiden Hauptdarsteller*innen Gisa Stößl und Dirk Böther. Der Eintritt zum Theatergespräch, das gegen 17 Uhr beginnen wird, ist wie immer kostenlos.

Text: Ev.-luth. Kirchenkreis Celle