CELLE. Für Freitag, 24. November, lädt die Celler Demenz Initiative (CDI) alle Interessierten ab 17.30 zu einer zweistündigen Vortragsveranstaltung „Update Demenz“ in den Celler Kreistagssaal ein. Dabei sollen der Celler Bevölkerung neue Informationen über Diagnose, Therapie, Versorgung und Prophylaxe von Demenz-Erkrankungen vorgestellt werden.
In Deutschland leiden etwa 1,8 Millionen Menschen an Demenz, wobei die Häufigkeit mit zunehmendem Lebensalter exponentiell steigt (etwa 1/3 der über 80-Jährigen). Berichten werden drei leitende Ärzte aus dem Allgemeinen Krankenhaus (AKH) Celle und Diplom-Sportlehrerin Eva Küpers, überregional bekannte Demenz- und Angehörigen-Beraterin und Validation-Lehrerin, die im Jahr 2008 die Gründung der ehrenamtlichen Celler Demenz Initiative angestoßen hatte. Der Eintritt ist kostenfrei, Fragen aus dem Publikum sind willkommen.
Im ersten Vortrag wird Dr. Mimoun Azizi, Chefarzt der AKH-Klinik für Geriatrie und Neurogeriatrie, über Diagnostik und Versorgung von demenzkranken Patienten im Krankenhaus berichten. Mithilfe moderner Biomarker (neuropsychologische Testungen, Bildgebung des Gehirns, Untersuchung des Nervenwassers) kann die Diagnose heute schon in früheren Stadien wahrscheinlich gemacht werden. Bei der Versorgung von dementen Patientinnen und Patienten in der fremden Umgebung eines Krankenhauses ist neben der ärztlichen Diagnostik und der medikamentösen Therapie das Schaffen eines vertrauten Umfeldes sowie die Berücksichtigung der Bedürfnisse von Betroffenen und Angehörigen vorrangiges Ziel des Behandlungsteams, das über einen ganzheitlichen Ansatz inklusive Ergotherapie, Physiotherapie und Logopädie die Lebensqualität zu verbessern sucht.
Über vielversprechende neue medikamentöse Therapiemöglichkeiten der Alzheimer-Erkrankung, der häufigsten Form von Demenz, berichtet Dr. Alexander Emmer, der neue Chefarzt der Klinik für Neurologie am AKH Celle. Dazu gehören spezifische monoklonale Antikörper (wie Lecanemab und Donamemab) gegen das krank machende Eiweiß Beta-Amyloid, durch die das Fortschreiten der Erkrankung im Vergleich zu den bisherigen Therapien um 25 bis 35 Prozent verlangsamt werden konnte. Auch gegen die Ablagerungen des krank machenden Tau-Proteins wurde vor kurzem ein molekulargenetischer Ansatz publiziert. Diese rasanten Entwicklungen sind ein echter Hoffnungsschimmer bei einer Krankheit, die man bis heute noch nicht kausal behandeln konnte.
Daneben spielen nicht-medikamentöse Maßnahmen wie Bewegungstherapie, soziale und emotionale Aspekte bei der Behandlung und Betreuung von Dementen eine sehr wichtige Rolle, um ihre Selbständigkeit und aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben möglichst lange zu erhalten.
Eva Küpers kommt in ihrem Vortrag „Fit und selbstständig im Alter - auch mit Demenz“ darauf zu sprechen. Die Diagnose Demenz beeinträchtigt tiefgreifend sowohl das Gedächtnis als auch die soziale Interaktion und Kommunikation, während die emotionale Wahrnehmung lange erhalten bleibt. Hier könne durch gezielte Beziehungsgestaltung für mehr emotionale Stabilität, Zufriedenheit und Lebensqualität gesorgt werden. Zudem ist es empfehlenswert, niedrigschwellige sportliche Angebote zu nutzen, hier wird die körperliche und psychische Gesunderhaltung mit einer ganzheitlichen Wirkung auf den Menschen gefördert, weil er sich wahrgenommen fühlt.
Abschließend wird Prof. Dr. Wolfgang Heide, ehemaliger Chefarzt der AKH-Klinik für Neurologie, Aktuelles über die Vorbeugung (Prophylaxe) von Demenz-Erkrankungen berichten. Statistiken haben ergeben, dass man durch Vermeidung von Risikofaktoren und Anpassung des Lebensstils sein individuelles Demenz-Risiko um etwa 40 Prozent reduzieren kann, allein durch ausreichenden Nachtschlaf um zirka 30 Prozent. Ähnlich potent sind regelmäßiger körperlicher Ausdauersport, eine ausgewogene mediterrane Ernährung und kreative geistige und soziale Betätigung, wobei aktive Musikausübung und Tanzen besonders wirksam sind. Die Behandlung eines erhöhten Blutdrucks und von anderen Risikofaktoren (Nikotinkonsum, regelmäßiger Alkoholgenuss, Adipositas, Diabetes, Depressionen oder Schädelverletzungen) sowie einige Impfungen im Alter (z.B. gegen Zoster) senken das Demenzrisiko um 15 bis 30 Prozent. "Letztlich hat es jeder selbst in der Hand, sein Alzheimer-Risiko zu reduzieren", so Wolfgang Heide.