Neue Stolpersteine in Celle: Gedenken an geflüchtete jüdische Familien
- Stefan Kübler
- vor 4 Stunden
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CELLE. Das Gedenken an die während der NS-Zeit deportierten und geflüchteten jüdischen Menschen hat in Celle einen hohen Stellenwert. An vielen Orten in der Altstadt erinnern die so genannten Stolpersteine an die Schicksale der einst in der Herzogstadt lebenden Jüdinnen und Juden. Am Montag sind in der Innenstadt 13 neue Stolpersteine verlegt worden, mit denen die Familien Meyer, Wolff, Hellmann und Braunschweiger symbolisch wieder zusammengeführt wurden.
In Gedenken an die Familien Meyer, Wolff, Hellmann und Braunschweiger
Für den bekannten Celler Kaufmann Robert Meyer ist vor dem heutigen Sparkassen-Gebäude an dem nach ihm benannten Platz bereits vor einigen Jahren ein Stolperstein verlegt worden. Robert Meyer starb 1943 im Konzentrationslager Auschwitz. Seine Kinder Robert Adolf und Gertrud sowie Schwiegertochter Irmgard und Enkelin Ilse waren bereits 1937 in die USA geflüchtet und entgingen den Gräueltaten der NS-Herrschaft. Die Ermordung des Vaters und Großvaters in Auschwitz blieb für sie jedoch eine traumatische Erinnerung. Ihre Stolpersteine sind nun ebenfalls am Robert-Meyer-Platz zu finden.
In der Zöllnerstraße 44 wird durch fünf neue Stolpersteine an die Familie Wolff erinnert. Vater Siegfried gehörte dort ein Manufakturwarengeschäft, das in der Reichspogromnacht 1938 zerstört und angezündet wurde. Siegfried wurde ins KZ Sachsenhausen gebracht, konnte mit Ehefrau Käthe und Sohn Herbert später aber nach Panama fliehen. Ihre beiden Töchter Gerda und Eva gelangten mit einem Kindertransport nach England. Erst 1945 fand die Familie wieder zusammen.
Mit den neuen Stolpersteinen in Celle wird an die Familien Meyer (links), Wolff (Mitte, bei einem Ausflug mit Freunden) sowie Hellmann/Braunschweiger (rechts, mit Angestellten) erinnert. (Fotos: Familie Meyer, Kurt W. Roberg, Helen Bix)
Weitere vier Stolpersteine erinnern in der Mauernstraße 38 nun an die Familien Hellmann und Braunschweiger. Dort stand das Geschäft von Kaufmann Heinrich Hellmann und seiner Frau Berta. Sie hatten zwei Kinder, Sohn Emil-Jakob und Tochter Helene. Nach dem frühen Tod Heinrichs 1935 heiratete Berta ihren Angestellten Theodor Braunschweiger und nahm seinen Namen an. In der Pogromnacht wurde auch ihr Geschäft verwüstet. Theodor wurde zunächst in Sachsenhausen inhaftiert. Nach seiner Entlassung floh die Familie 1939 nach Shanghai.
Aktion ohne Spenden und Stadtverwaltung nicht möglich
Celle war 2005 die erste Stadt in Niedersachsen, in der die Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig verlegt wurden. Seitdem sind rund 100 Stück im Stadtgebiet in den Boden eingelassen worden. „Wir können noch viel mehr Steine verlegen“, sagte Sabine Maehnert, Stellvertretende Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Celle, die die Trägerschaft für die Gedenksteine übernommen hat.
In den kommenden Jahren soll die Aktion fortgeführt werden und auch andere politisch oder sexuell Verfolgte sowie Sinti und Roma mit einbeziehen. Finanziert werden die Stolpersteine durch private Spender. „Und auch ohne die Stadtverwaltung wäre diese Aktion nicht möglich“, machte Sabine Maehnert deutlich.




















