Angela Hohmann (SPD): Über Mindestlohn, Migration und Merz

SPD-Politikerin Angela Hohmann hofft auf den Wiedereinzug in den Bundestag. (Foto: Audrey-Lynn Struck)

CELLE. Den aktuellen Wahlkampf würde SPD-Bundestagskandidatin Angela Hohmann vor allem mit zwei Worten beschreiben: zu kurz und zu einseitig. Nicht nur wegen der vorgezogenen Wahl selbst, sondern auch wegen der Bundestagssitzung mit dem vieldiskutierten Antrag der CDU zum Thema Migration. "Die Sitzung wurde für den Wahlkampf missbraucht. Ich empfinde die Situation als sehr misslich, weil der Gesetzentwurf alle anderen Themen überlagert hat, über die wir lieber gesprochen hätten", sagt Angela Hohmann, die 2002 in die SPD eintrat – am Abend, als Gerhard Schröder zum zweiten Mal zum Kanzler gewählt wurde.

Energiekosten, Arbeitnehmerrechte & Co.

Welche Themen sollten stattdessen im Mittelpunkt stehen? Die SPD-Bundestagsabgeordneten nennt eine ganze Reihe: Arbeitsplätze, Energiekosten, Bildung, Arbeitnehmerrechte oder die Änderung des Rentensystems. Letzteres müsse dringend geändert, ein neues Rentenpaket beschlossen werden. Ansonsten werde das Rentenniveau ab Juli 2026 sinken, es gäbe damit praktisch eine Rentenkürzung.

"Wenn Menschen weniger als 15 Euro verdienen, zahlt im Zweifel der Staat drauf. Faire Löhne entlasten die Wirtschaft."

Eine weitere Forderung: den Mindestlohn bis 2026 auf 15 Euro anheben. Aber belastet das nicht die Betriebe? Angela Hohmann sieht das anders: "Wenn Menschen weniger als 15 Euro verdienen, zahlt im Zweifel der Staat drauf. Faire Löhne entlasten die Wirtschaft." Viele Bürgergeldempfänger seien in Wahrheit Aufstocker, die trotz Arbeit nicht genug verdienen. "Wenn Menschen mit wenig Geld plötzlich mehr haben, werden sie auch mehr konsumieren. Reiche Menschen hingegen konsumieren nicht automatisch mehr, weil sie mehr Geld haben." Die SPD ist in dem Zusammenhang auch für eine Reformierung der Schuldenbremse. Anders als oft vermutet, soll das Geld aber nicht in zusätzliche Sozialleistungen fließen, sondern in Investitionen – etwa in die Infrastruktur und Bildung.

Hohmann: Wortbruch von Merz

Die Brandmauer-Debatte hat Angela Hohmann aus nächster Nähe verfolgt, stimmte im Bundestag gegen den Antrag der CDU. Am meisten habe sie daran der Wortbruch von Friedrich Merz geärgert. Man habe sich zuvor geeinigt nur Anträge auf die Tagesordnung zu setzen, die alle demokratischen Parteien unterstützen, zumal der GEAS-Entwurf durch den Bruch der Ampel nicht mehr zur Abstimmung gestanden habe. "Das war eine reine Showveranstaltung, in vollem Wissen, dass der Antrag vor der Bundestagswahl nicht mehr in den Ausschuss gekommen und dann verfallen wäre. Merz hat den Keil für die Spaltung der Gesellschaft tiefer getrieben."

Angela Hohmann ist erst seit März 2024 Mitglied im Bundestag, rückte durch eine Teilwiederholungswahl in Berlin nach. "Prinzipiell wäre ich nie auf den Klopper gekommen, dass ich mal in den Bundestag komme. Ich bin ein Landei, ich mag Celle", gibt sie zu. Warum tritt sie dann erneut an? "Ich habe Themen angefangen, die ich zu Ende bringen möchte." Dazu zähle eine Anpassung der Sozialgesetzbücher 1, 4, 10 und 14, die Honorarkräfte an freien Bildungseinrichtungen betrifft. Ohne eine Änderung bleibt ihre Rentenversicherungslage unsicher – ab 2027 könnten zudem höhere Beiträge auf die Einrichtungen zukommen.

"Wenn man mir Verantwortung überträgt, dann nehme ich die auch an."

Außerdem habe die SPD-Bundestagsabgeordnete gemerkt, dass sie den Job gut kann. "Alles, was ich geworden bin, wollte ich anfangs nicht. Aber wenn man mir Verantwortung überträgt, dann nehme ich die auch an – wenn ich der Meinung bin, dass ich das kann. Ich mache keine halben Sachen."