Zwischen Moor und Gradierwerk: Altensalzkoth feiert 300 Jahre Geschichte
- Audrey-Lynn Struck
- vor 1 Tag
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ALTENSALZKOTH. In Altensalzkoth lebten die Menschen dort, wo sie auch arbeiteten: direkt an der Saline, mitten im Moor. Der Brennstoff lag unter ihren Füßen, die Sole kam über hölzerne Röhren aus Sülze und Salz wurde gesiedet. So entstand vor 300 Jahren eine bewusst angelegte Siedlung, die heute kaum größer ist als ein Straßenzug – aber voller Geschichte steckt.
Am Sonntag, 18. Mai, feiert das Dorf sein 300. Jubiläum. Geplant sind eine Ausstellung und eine geführte Fahrradtour vom Salinenmuseum Sülze nach Altensalzkoth um 11 Uhr. Ab 12 Uhr werden dann die Gäste in Altensalzkoth erwartet, ehe die Jubiläumsfeier offiziell um 13 Uhr beginnt. Ein weiteres Highlight: Besucher können selbst Holzröhren bohren – genau wie damals, als die Sole über Kilometer hinweg transportiert wurde. Die Technik war raffiniert: „An einer Stelle gingen die Röhren über die Örtze. Um sie zu öffnen, musste vorher der Zustrom gestoppt werden“, erzählt Ros-Marie Siemsglüß, die selbst in Altensalzkoth lebt.
Ros-Marie Siemsglüß (links) und Gabriele Link freuen sich auf die Jubiläumsfeier.
Die Sole kam stets aus Sülze, Altensalzkoth war einer von vier Standorten rund um die Saline Sülze, an denen jeweils über Jahrzehnte hinweg Salz gesiedet wurde. Die Gradierwerke wurden dort aufgebaut, wo es genug Brennmaterial gab. Im Fall von Altensalzkoth: Torf. „Als die Saline aktiv war, war hier viel Heide und Moor. Und Holz als Brennstoff war rar“, erklärt Gabriele Link vom Förderverein Saline Sülze. Jede Siedestelle war meist 50 bis 70 Jahre in Betrieb bis der Torf erschöpft war.
Die ersten Bewohner lebten in kleinen Salzbaracken, den sogenannten Kothen. „Sie bekamen vom Herzog etwas Ackerfläche und haben direkt dort gearbeitet, wo sie wohnten“, sagt Ros-Marie Siemsglüß.
Durch Holzröhren wurde früher die Sole transportiert. So etwas soll am Sonntag nachgebaut werden.
Ein Kapitel wird beim Jubiläum bewusst ausgeklammert: der NS-Verbrecher Adolf Eichmann, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Altensalzkoth versteckte. "Er ist kein Teil der Salinengeschichte. Er hat nichts mit der Sole zu tun“, betont Ros-Marie Siemsglüß. „Diesen Teil werden wir vielleicht einmal gemeinsam mit der Gedenkstätte aufarbeiten.“