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Rosen für Hölty, Graßhoff, Leisewitz, Arndt und Schulze


Dichterrosentag Hölty Leisewitz Ernst Schulze Gesellschaft
Uwe Winnacker würdigt den Dichter der Empfindsamkeit Ludwig Hölty Fotos: Peter Müller

CELLE. Warum heißt das Hölty Hölty? Diese Frage konnte auch anlässlich des Dichterrosentages am 5. Juni nicht geklärt werden. Aber davon abgesehen gab es viel Wissenswertes über Menschen, die der dichterischen Zunft angehörten und in irgendeiner Form einen Bezug zu Celle aufweisen.


Im Falle von Ludwig Christoph Hölty (1748-1776) ist dieses der dreijährige Besuch der Lateinschule in der Kalandgasse. In den Jahren 1765-1768 wohnte er bei seinem Onkel Gössel im Geburtshaus der Mutter in der Schuhstraße 22. „Hölty kannte niemand“, blickt der langjährige Kunsterzieher am Hölty-Gymnasium, Autor und Künstler Dietrich Klatt auf das Jahr 1965 zurück, als er den Auftrag erhielt, eine Tafel zu gestalten, die den Aufenthalt in kunsthandwerklicher Form festschreiben sollte. Noch heute ziert sie das Fachwerkhaus und war am Dichterrosentag eine der insgesamt fünf Stationen, an denen Rosen niedergelegt und anhand kurzer Lebensabrisse und Rezitationen aus Werken fünf Persönlichkeiten ins Bewusstsein zurückgeholt wurden. Auf Initiative der Ernst-Schulze-Gesellschaft fand der Dichterrosentag zum zweiten Mal in Celle statt. Noch vor dem offiziellen Start am Ernst-Schulze-Denkmal freute sich der Vorsitzende Dr. Lothar Haas: „Die größere Zahl an Teilnehmern als im vergangenen Jahr ist schon einmal als Erfolg zu werten.“


Und so spazierten rund 30 Literaturinteressierte auf den Spuren der Dichter zur zweiten Station, Ecke Fritz-Graßhoff/Kalandgasse, wo das Vorstandsmitglied Friederike Schiedung das Gedicht „Stets beim Graben findet Herr Ogoreg“ vortrug, ansonsten jedoch wenig über den Autor des „Blauen Heinrich“ und des Fernwehsehnsuchtsliedes der Nachkriegszeit „Nimm mich mit, Kapitän, auf die Reise“ Fritz Graßhoff (1913-1997) referierte. Der Liebe wegen ließ sich der vielseitig begabte Maler und Schriftsteller in Celle nieder, bis er 1983 nach Kanada auswanderte. Von dort schrieb er: „Von allen meinen sogenannten Heimaten, vermutlich nunmehr meiner letzten, dürfte mir diese am meisten zusagen. Ich bin nicht aus Zorn ausgewandert. Bin nur so… gegangen. Mein ‚Vaterland‘ hat mir mehr Schläge verabfolgt als Freundlichkeiten. Es hat mich – weiß Gott! – nicht zum Patrioten erzogen. Dafür hat es mich das Fürchten gelehrt.“


„Übersee“ konnte als Stichwort für den Wechsel zur dritten Station dienen. Nur wenige Schritte sind es bis zur Stadtkirche, thematisch und zeitlich galt es jedoch, Jahrhundertsprünge zu absolvieren. Ein Gemälde des Pfarrers und theologischen Schriftstellers Johann Arndt (1555-1621) war der ideale Ort für Dr. Elke Haas, das Werk und die Bedeutung des Mannes vorzustellen, der von 1611 bis 1621 das Amt des Celler Superintendenten bekleidete und in der Gruft des Gotteshauses begraben liegt. Sein Gebetbuch „Paradiesgärtlein aller christlichen Tugenden“ war ein Bestseller, spendete Trost in schwerer Zeit und durfte nicht fehlen unter den wenigen Habseligkeiten, die Auswanderer mitnahmen in die Neue Welt, wo „der weltbekannte Theologe und Schriftsteller und große Mentor der deutschen Sprache“, wie Elke Haas ihn nennt, aufgrund dessen noch heute ein Begriff ist.


Fest verankert im Alltagsleben der Stadt sind Johann Anton Leisewitz (1752-1806) und Ludwig Hölty, weil sie Namensgeber für ein Hotel, ein Gymnasium und eine Straße sind, aber wer waren die Menschen, die auf diese Weise gewürdigt werden? Die Zeit reichte nicht aus, um all das Wissenswerte zu transportieren. Dietrich Klatt zeigte sich tief bewegt vom Werk und dem Schicksal Ludwig Höltys, dessen Leben sich radikal änderte nach der Erkrankung an Pocken und Blattern, die schwere Narben hinterlassen hatten. Vom inneren Reichtum des Lyrikers, Übersetzers und Lehrers, einer hohen Empfindungskraft, aber auch der Aufgeschlossenheit für aufklärerische Ideen zeugen Gedichte, die oft in Vergänglichkeit und Tod münden.


Einer, mit dem er sich austauschte, war Johann Anton Leisewitz, der die ersten Lebensjahre in Celle verbrachte. Der heutige „Leisewitz-Garten“ in der Wittinger Straße war damals das Gartenhaus seiner Eltern, die Weinhändler waren, in der Innenstadt wohnten und den Ratskeller gepachtet hatten. Ihr Sohn wurde Jurist und Schriftsteller, war befreundet mit Albrecht Thaer und gut vernetzt, wie man heute sagen würde, mit anderen Größen seiner Zeit. Er schrieb viel, veröffentlichte aber nicht, und hinterließ dennoch Spuren als „Vater der Armen“. Zunächst wurde er Erzieher des Erbprinzen von Braunschweig, später Teil der Braunschweiger Regierung. Sein Credo lautete: „Der Staat soll sich kümmern um die Armen.“


Ob er je im „Leisewitz-Garten“ war, ist nicht bekannt, erläuterte Elke Haas, eine Rose wurde dennoch an dieser letzten Station des Dichterrosentages niedergelegt. Eine Geste, die in diesem Jahr an einer Stelle, nämlich dem Ausgangspunkt im Französischen Garten, überflüssig geworden war. Unbekannte hatten Ernst Schulze bereits einen Rosenkranz um den steinernen Kopf gebunden.



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