Obdachlose in Scheuen: Grüne fordern Housing-First-Konzept für Celle
- Stefan Kübler
- vor 13 Stunden
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CELLE. Schimmel, defekte Küchengeräte und Dreck – Diese und weitere Missstände in der Obdachlosenunterkunft in Scheuen hatten Berufsbetreuer Edgar Rot vergangene Woche dazu veranlasst, einen Brandbrief an die Stadt Celle und den Stadtrat zu schreiben. Seine Forderung: Für menschenwürdige Zustände sorgen oder die Einrichtung schließen. Seiner Meinung nach hat die Stadt Celle in diesem Fall ihre soziale Verantwortung völlig aus den Augen verloren.
„Scheuen unterliegt einem sehr hohen Verschleiß.“
Die Stadt verweist in einem ersten Statement auf den sehr hohen personellen, organisatorischen sowie finanziellen Aufwand, den sie in der Unterkunft betreibe. „Das Wohnheim in Scheuen unterliegt einem sehr hohen Verschleiß“, heißt es aus dem Neuen Rathaus. „Regelmäßig werden Einrichtungsgegenstände mutwillig zerstört oder entwendet, Zimmerfenster eingeschlagen, Zimmertüren herausgerissen oder eingetreten, Duschwannen oder Waschbecken werden zerbrochen, die Notdurft nicht in die Toiletten verrichtet und vieles mehr.“ Grund sei aggressives Verhalten in Folge von Suchterkrankungen oder Defiziten in der eigenständigen Lebensführung. Mit zwei Sozialarbeiterinnen, einem Hausmeister und einem weiteren Mitarbeiter werde die Einrichtung regelmäßig betreut.
„Flüchtlinge macht Celle gut.“
Edgar Rot reicht das nicht. Er fordert, dass sich die Verantwortlichen der Stadt persönlich ein Bild von den Zuständen in Scheuen machen, allen voran der Oberbürgermeister und die Ratsmitglieder. Mitarbeitende aus dem zuständigen Fachbereich sollen seinen Kenntnissen nach bereits vor Ort gewesen sein. „Ich verstehe nicht, warum nichts passiert“, sagt der Berufsbetreuer. Ihm geht es auch um Gleichbehandlung. Fernab jedes Hetzgedanken wünscht er sich für die Obdachlosen in Celle die gleichen nachvollziehbaren Standards, mit denen in der Stadt Unterkünfte für Asylbewerberinnen, Asylbewerber und Geflüchtete organisiert werden. „Flüchtlinge macht Celle gut“, findet Edgar Rot.
Kritik und Antrag von den Grünen
Kritik an der Obdachlosenunterkunft in Scheuen kommt auch von der Fraktion der Grünen im Celler Stadtrat. „Die geschilderten Zustände sind erschütternd und sie sind nicht neu“, so die Fraktionsvorsitzende Johanna Thomsen. „Die Unterkunft ist weder baulich noch konzeptionell geeignet, um Menschen in Not würdig unterzubringen.“
Als Teil einer langfristigen Lösung bringen die Grünen das Housing-First-Konzept ins Spiel. Das Prinzip: zuerst die Wohnung, dann die Unterstützung, ohne Bewährung oder Therapie. Erst wenn ein sicheres Zuhause besteht, werden weitere Probleme wie Sucht, Finanzen und Gesundheit angegangen. Mit ihrem Antrag fordert die Grüne Fraktion die Stadt auf, gemeinsam mit erfahrenen Trägern ein tragfähiges Housing-First-Konzept zu entwickeln und Scheuen aufzugeben.