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Hilferuf: Eltern sollen an Grundschule "unterrichten" - Teil 1


Foto: Elnur / stock.adobe.com



WIETZE. "Guten Morgen. Gibt es Mütter oder Väter, die sich bereit erklären würden, ab sofort in der Schule die Betreuung einer Klasse zu übernehmen? [...] Das ist quasi die letzte Möglichkeit abzuwenden, dass wieder Klassen zu Hause bleiben müssen." Mit dieser WhatsApp-Nachricht wendet sich heute offenbar die Elternvertretung der Grundschule Wietze an alle Eltern, eingeleitet mit "Hier kommt eine Bitte, die so auch noch nicht an mich herangetragen wurde."


"Ich weiß langsam nicht, ob ich lachen oder weinen soll", schreibt uns eine verzweifelte Mutter. Anlass für uns, bei den zuständigen bzw. ausführenden Behörden und politischen Vertretern nachzuhaken. Wir stellten folgende Fragen an die Landesschulbehörde, an das Kultusministerium, den Landtagsabgeordneten, dem Landkreis, der Stadt sowie den niedersächsischen Eltern-, Lehrer- und Schulleitungsverbänden und natürlich der Schule selbst. Bezeichnend die automatisierte Antwortmail der Schulleitung: "Ich bin im Moment per Mail nicht zu erreichen. Ihre Mail wird auch nicht weitergeleitet. Bitte wenden Sie sich in dringenden Fällen an das Sekretariat." Ist dieser Schritt rechtskonform? Worauf müssen Eltern dabei achten, z.B. Versicherungspflicht etc.?

  • Welche Konsequenzen erwarten Sie mit der einhergehenden Botschaft „Lehrer kann jeder“?

  • Seit Jahrzehnten wird der Lehrermangel thematisiert - warum ist Ihrer Meinung nach bisher nicht nur nichts geschehen, sondern hat sich die Lage so verschlechtert, dass zu solchen Mitteln gegriffen werden muss?

  • Wie viele Schulen senden nach Ihrer Kenntnis stadt-, landkreis- und landesweit diesen Hilferuf?

  • Wie viel investiert Niedersachsen in die Bildung und wie steht das Land im Bundesvergleich da? Wie viel müsste aus Ihrer Sicht investiert werden?

  • Was sind Ihrer Meinung nach die Ursachen, welche Lösungen sehen Sie?

  • Was tun Sie konkret für eine Lösung, was können Sie tun - was wünschen Sie, tun zu können?

Wir laden Sie ein, Ihre Sicht abseits der bekannten politisch korrekten Plattitüden darzustellen.

Um Gründlichkeit vor Schnelligkeit zu ermöglichen, haben wir zur Beantwortung bewusst keine Frist gesetzt. Aufgrund der Dringlichkeit, es geht hier immerhin um nichts weniger als Bildung und Zukunft eines Landes, geben wir diesem Thema aber den nötigen Raum und werden die Antworten sukzessive nach Posteingang veröffentlichen - unzensiert und unkommentiert.


Torsten Neumann, Landesvorsitzender des VNL (Verband Niedersächsischer Lehrkräfte) Ist dieser Schritt rechtskonform?

Einfach so kann die Schule die Eltern nicht vor die Kinder stellen. Das geht nicht! Ich bin allerdings auch etwas irritiert, denn normalerweise kontaktiert die Schulleitung in solchen Fällen den Dezernenten, um gemeinsam eine Lösung zu finden.

Worauf müssen Eltern dabei achten, z.B. Versicherungspflicht etc.?

Eltern müssen einen entsprechenden Vertrag, z.B. als pädagogischer Mitarbeiter haben, sonst sind sie nicht abgesichert und dürfen auch nicht in der Schule unterstützen.


Welche Konsequenzen erwarten Sie mit der einhergehenden Botschaft „Lehrer kann jeder“?

Wir erwarten einen weiteren Niveauverlust an den Schulen und unseren Schülerinnen und Schülern. Man braucht nur nach Berlin zu schauen, da sieht man was uns blühen kann. Lehrer kann eben nicht jeder!

Seit Jahrzehnten wird der Lehrermangel thematisiert - warum ist Ihrer Meinung nach bisher nicht nur nichts geschehen, sondern hat sich die Lage so verschlechtert, dass zu solchen Mitteln gegriffen werden muss?

Das Bildungssystem wurde wie viele andere Bereiche über Jahrzehnte kaputtgespart. Notwendige Investitionen was den Lehrerbedarf angeht, wurden geflissentlich von der Politik ignoriert. Parteipolitisch hat man Ideologien bedient und die wahren Bedarfe nicht sehen wollen. Mit Bildungspolitik gewinnt man keine Wahlen.

Wie viele Schulen senden nach Ihrer Kenntnis stadt-, landkreis- und landesweit diesen Hilferuf?


Die Schere geht jetzt erst auf. Bis dato haben die Kolleginnen und Kollegen bis an die Grenze und darüber hinaus das System getragen und nun fallen sie aus. Wir vermuten, dass es im Laufe des Jahres weitere Schulen geben wird, die ihre Schüler nicht mehr bedienen können und Unterricht ausfällt.

Wie viel investiert Niedersachsen in die Bildung und wie steht das Land im Bundesvergleich da? Wie viel müsste investiert werden?

Mehr! Im Bundesvergleich stehen wir je nach Vergleich im mittleren bis unterem Drittel der Bundesländer. Für den Bereich Energie gibt es eine Taskforce, warum nicht für die Bildung? Offensichtlich hat es die Politik immer noch nicht verstanden wo Prioritäten gesetzt werden müssen! Hier geht es um die Zukunft unserer Kinder und dem Wirtschaftsstandort Deutschland.

Was sind Ihrer Meinung nach die Ursachen, welche Lösungen sehen Sie?

Wenn es schnelle und einfache Lösungen gäbe, hätten wir das Problem nicht. Zu den Ursachen zählt der Personalmangel und krankheitsbedingte Ausfälle. Kurzfristig kann nur über Abordnungen Abhilfe geschaffen werden. Mann muss aber immer bedenken das die abgebenden Schulen dann auch geschwächt werden. Mittel- und Langfristig muss die Attraktivität des Berufes verbessert werden. Da sprechen wir einerseits von der Bezahlung und andererseits von der Überlastung der Kollegien. Seit Jahrzehnten gab es immer wieder neue Aufgaben die die Schulen umsetzen mussten. Für Entlastung wurde aber nicht gesorgt. Eigentlicher Unterricht findet immer weniger statt. Die Klassen sind zu groß und der Verwaltungsaufwand der Lehrkräfte hat zugenommen.

Was tun Sie konkret für eine Lösung, was können Sie tun, was wünschen Sie, tun zu können?

Als Lehrerverband versuchen wir immer wieder über unsere Pressearbeit den Finger in die Wunde zu legen und unseren Kolleginnen und Kollegen den Rücken zu stärken. Die Gespräche mit den Verantwortlichen im Kultusministerium ist dabei eine unserer vielen Aufgaben.

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