Ernestinum in der Stadtkirche
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CELLE. Alle Jahre wieder kommt das Ernestinum in die Stadtkirche an seinen Ursprungsort zurück, sagte Schulleiter Johannes Habekost in seiner Begrüßung zum festlichen Weihnachtskonzert des Ernestinums. Immerhin geht das Ernestinum auf die Lateinschule der Kalandbrüder in der benachbarten Kalandgasse zurück, wo sich auch heute noch mit dem Kantoreisaal ein Probenort der heutigen Singschule der Stadtkirche befindet. Die damaligen Lateinschüler hatten die Pflicht, an kirchlichen Feier- und Festtagen die Gottesdienste durch ihren Gesang mitzugestalten.
Der Chorgesang des Ernestinums in der Stadtkirche geht somit in sein 698. Jahr, so der Schulleiter, und die Planungen für die Feier des 700jährigen Jubiläums des Ernestinums seien schon angelaufen.
Folgerichtig war die Kollekte des Abends zu gleichen Teilen für die Obdachlosenhilfe des heutigen Kalandhofs und für die Singschule der Stadtkirche Celle gedacht. Beide Einrichtungen können sich nun jeweils über eine Spende von über 1000 Euro freuen.
Das festliche Weihnachtskonzert zeigte ein abwechslungsreiches Programm mit Advents- und Weihnachtsklängen aus ganz Europa bis über den Atlantik nach Amerika.
Beteiligt waren mit ca. 130 Teilnehmenden alle Musikschaffenden des Ernestinums, von den jüngsten in den Chorklassen 5 und 6 sowie in der Instrumental-AG "Auftakt", über den großen Schulchor mit über 50 Mitgliedern, das Schulorchester und die Schulband. Dabei stellten die einzelnen Ensembles nicht nur die Ergebnisse ihrer eigenen Probenarbeit vor, sondern taten sich auch in verschiedenen klanglich immer wieder neuen Kombinationen zusammen, z.B. Chorklassen mit Band, Chor mit Klavierbegleitung oder Orchester mit Chor.
Die musikalische Reise durch den Advent begann mit den Chorklassen und der AG "Auftakt" im gemeinsamen Vortrag des französischen Weihnachtslieds "Noël nouvelet", sowie dem Instrumentalstück "Mistletoe and Wine" der "Auftakt"- Kinder.
Dann folgten mit "Ding! Dong", "Solfege Santa" und dem "coolen Weihnachtsmann" drei heitere Weihnachtslieder der Chorklassen, einfühlsam und mit musikalischem Humor begleitet von der Schulband.
Beeindruckend war die große Ernsthaftigkeit und spürbare Freude der vortragenden Kinder in ihrem zum Teil allerersten öffentlichen Auftritt vor der gesamten Schulgemeinschaft. Als mitreißenden Abschluss dieses Teils spielte die Schulband den Song "Driving home for Christmas".
Gut eingebettet in den musikalischen Ablauf waren die Lesungen der Schreibwerkstatt "Wortsalon". Mit ihren selbst verfassten Texten beleuchteten die Schülerinnen und Schüler "Stadtbilder" zu Weihnachten aus den Perspektiven ganz unterschiedlicher Menschen, wie z.B. eines Obdachlosen, einer alleinerziehenden Mutter, eines Arbeiters auf dem Weihnachtsmarkt oder eines Teenagers, der eigentlich lieber in seinem Zimmer bleiben möchte. Am Ende eines jeden Teils stand ein immer ein weihnachtlich-versöhnlicher Gedanke, der die Hoffnung auf ein glückliches Leben lenkte.
Mit einem festlichen klassischen Schwerpunkt ging die Reise weiter: Unter der Leitung von Musiklehrerin Maye Hinrichsen begann das Schulorchester seine Reise in Hannover mit der "Sarabande" von G.F. Händel und zog dann nach Osten weiter mit dem "Tanz der Zuckerfee" aus
dem Ballett "Der Nussknacker". Ein schwungvoller Walzer Nr. 2 von D. Schostakoswitsch beendete diesen Block.
Der große Schulchor des Ernestinums präsentierte sich in diesem Jahr zum ersten Mal mit doppelter Leitung mit Bärbel Budtke und Mats Büchler und sang "Jul, jul, strålande jul" aus Skandinavien und John Rutters "Angel´s carol" (sehr schön: Klavierbegleitung durch Herrn Büchler). Dieser Block wurde abgeschlossen durch ein schwungvoll vorgetragenes "Rocking around the Christmas tree", das beim Publikum sehr gut ankam und auch als eine Art Motto in einigen Texten des Wortsalons eine Rolle spielte.
Der krönende Abschluss einer gelungenen Dramaturgie des gesamten Abends war der gemeinsame Auftritt des Chores und des Orchesters mit "Consurge, filia Sion" und "Tollite hostias" aus dem Weihnachtsoratorium von Camille Saint-Saens. Durch das passgenaue Arrangement von Christoph Stelljes für die aktuelle Besetzung des Schulorchesters ließ das eigentlich für großes Sinfonieorchester mit Orgel und Harfe besetzte Stück klanglich nichts vermissen. Das "Consurge, filia Sion" begann mit einem anrührenden Duett von Oboe und Klarinette (statt Orgel im Original) und setzte sich dann zu einem zarten Klanggewebe mit solo besetzter erster Violine und den weiteren Streichern und Bläsern des Orchesters zusammen.
Beeindruckend war auch der Einsatz der Musiklehrerinnen und Musiklehrer zusammen mit einem fortgeschrittenen Schüler als Gesangs-Solisten im Quintett "Consurge, filia Sion". Da die Chorleiterin Bärbel Budtke und die Orchesterleiterinnnen Maria Meynecke und Maye Hinrichsen sowie Bandleiter Christoph Stelljes sich als Sänger eingeplant hatten, übernahm das neueste Mitglied der Fachgruppe Musik, Mats Büchler, die Gesamtleitung des Oratoriums. Mit musikalischer Souveränität und sichtbar großer weihnachtlicher Vorfreude motivierte er Chor und Orchester zu klanglichen Höchstleistungen, in einem festlichen "Tollite hostias" von Chor und Orchester.
Mit großem Applaus und standing Ovations ging im gemeinsamen "O du fröhliche" ein eindrucksvoller Abend in der brechend vollen Stadtkirche zu Ende.
Text: Ernestinum














