CELLE. Gartenarbeit oder Fortbildung? Dr. med. Catherine Hollerbach entschied sich an diesem Wochenende für Letzteres und nahm am ersten #Neurogeriatrietag in Celle teil. „Die Patienten altern, wir verschreiben neurogeriatrische Medikamente, da muss ich z.B. wissen, was die Nebenwirkungen sind“, nennt die Allgemeinmedizinerin aus Lachendorf als ein Motiv von mehreren. In ihre Praxis kommen zahlreiche Menschen mit Problemen, die fachärztlicher Behandlung bedürfen. „Ich muss eine Sensibilität dafür entwickeln, wann ich dorthin überweise“, berichtet die Landärztin und fügt hinzu: „Viele ältere Leute klagen über Schwindel.“
Das Vortragsprogramm des Neurogeriatrietages in der CD-Kaserne bot Gelegenheit, sich zu diesen Beschwerden auf gehobenem Level zu informieren. Der langjährige Chefarzt der Klinik für Neurologie im Allgemeinen Krankenhaus Celle (#AKH) Prof. Dr. med. Wolfgang Heide referierte über „Schwindel im Alter“, sein Nachfolger Dr. med. Alexander Emmer über Multiple Sklerose im höheren Lebensalter sowie Myasthenie, eine belastungsabhängige Muskelschwäche. Auch über Parkinson, Epilepsie, neurogeriatrische Schmerzsyndrome sowie gerinnungshemmende und antithrombotische Wirkstoffe konnten sich die Ärzte und Ärztinnen fortbilden.
Der Initiator des ersten Celler Neurogeriatrietages Dr. med. Mimoun #Azizi bedauert, dass nur diese Zutritt hatten. Seit September 2021 ist er Chefarzt der Klinik für Geriatrie und Neurogeriatrie des AKH. Er möchte die Veranstaltung zu einer regelmäßigen Einrichtung einmal jährlich etablieren und verspricht: „Wir werden dann für ein breites Publikum offen sein.“ Schon vor fünf Jahren hätte man seiner Ansicht nach über Formate wie dieses nachdenken müssen. „Der Bedarf ist gigantisch – sowohl was Anfragen von der Hausärzteschaft angeht als auch aus der Klinik.“ Es gebe derzeit aber keine adäquate Versorgung für Patienten ab 65 Jahren mit neurogeriatrischen Erkrankungen. „Der Landkreis Celle hat rund 200.000 Einwohner, der Anteil der älteren Bevölkerung liegt über dem Bundesdurchschnitt. Wir verfügen aber nur über 60 bis 65 Betten.“
Deutschlandweit wachse der Bedarf an der Behandlung neurogeriatrischer Erkrankungen am schnellsten. „#Neurogeriatrie ist ein Muss“, betont Dr. Azizi. Seine Klinik im AKH ist breit aufgestellt. „Wir diagnostizieren, therapieren und kümmern uns um die Nachsorge in Form von Rehabilitation, Ergo- oder anderen Bewegungstherapien.“ Ziel sei es, dass die Menschen in ihrem häuslichen Umfeld verbleiben können, wieder ins Berufsleben integriert werden könnten, die Bewegungsfähigkeit nicht weiter eingeschränkt wird, insgesamt also die Lebensqualität so hoch wie möglich bleibt. Nach der Forschung im Bereich Medikamente befragt, antwortet er: „Es bewegt sich zunehmend etwas. Früher ging die Datenerhebung ja nur bis 60 Jahre. Nun wird ausgeweitet.“ Zum Team im AKH gehörten erfahrene Pharmakotherapeuten.
Die Präsenz zahlreicher Arzneimittelhersteller mit ihrer neurogeriatrischen Produktpalette ist die zweite Komponente des Neurogeriatrietages. In einzelnen Programmpunkten war dieser Dr. Catherine Hollerbach zu speziell, aber insgesamt fällt ihr Fazit positiv aus: „Die flächenübergreifende Thematik war gut. Die Veranstaltung ist eine Bereicherung.“
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