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"Ausgerechnet Sprühnebel" für Auschwitz-Opfer - Robert-Meyer-Gedenkstein weiter in der Kritik


CELLE. "Mit Erstaunen habe ich zur Kenntnis genommen, dass auf dem Robert-Meyer-Platz ein Wasserspiel mit einer Gedenkinschrift für Robert Meyer aufgestellt wurde." Sabine Maehnert, Erste Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Celle e. V., war bei der Planung und Gestaltung nicht involviert. Vielleicht wären dann neben den bereits bekannten technischen Problemen bei dem immerhin 28.000 Euro "Attraktivitätsbaustein", wie ihn die Stadt nennt, auch eine ethische Diskussion erspart geblieben. Ausgerechnet Sprühnebel soll an den in Auschwitz ermordeten jüdischen Geschäftsmann erinnern - "ein unglücklicher Entwurf" oder wie es eine Leserin nennt, schlicht "respektlos".

"Das Gedenken an Robert Meyer hat mittlerweile seinen festen Platz in Celle. 2004 sind die ersten Stolpersteine für Opfer des Nationalsozialismus auf Anregung der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Celle verlegt worden. Übrigens war Celle die erste Stadt in Niedersachsen, in der die Verlegung erfolgte. Vereinsmitglieder erforschten den historischen Hintergrund und veröffentlichten schließlich die Broschüre Stolpersteine in Celle", so Maehnert.

"Bei mir löst dieser Sprühnebel Bilder aus, die ich nicht in meinem Kopf haben möchte."

"Daneben bemüht sich die Gesellschaft seit vielen Jahren darum - leider mit mäßigem Erfolg – dass Straßen in Celle nach Celler Juden benannt werden", so Maehnert weiter. Dies gelang mit diesem Platz zwischen Bergstraße und Großer Plan vor dem ehemaligen Kaufhaus von Robert Meyer. Die Benennung des Platzes kam im Laufe der Straßennamendiskussion in Celle zustande. Oberbürgermeister Dr. Martin Biermann hatte die Idee, im Zuge der Umbenennung der Ernst Meyer Alle (Oberbürgermeister der Stadt Celle 1920-1945) dem Platz vor dem ehemaligen Kaufhaus von Robert Meyer seinen Namen zu geben.


Ernst Meyer war verantwortlich dafür, dass Robert Meyer nicht mehr zu seinen Kindern in die USA emigrieren konnte, weil er den Verkauf des Kaufhauses immer wieder verzögerte. Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Celle hat es sehr begrüßt, dass dieser zentrale Platz nach ihm benannt wurde und neben dem dort liegenden Stolperstein, an das schreckliche Schicksal eines in Celle einst angesehen Bürgers erinnert.





"Soll nun aller Celler Juden durch solch einen Inschriftenstein gedacht werden?"

"Mit Erstaunen habe ich nun die Installation einer Steinplatte, die an einen Grabstein erinnert, im Zuge der Neugestaltung des Robert Meyer Platzes zur Kenntnis genommen. Sie ist mit einer Inschrift versehen, die im Grunde keine weiteren Informationen zu den bereits dort befindlichen Inschriften unter dem Straßennamenschild und auf dem Stolperstein vermittelt. Zudem befindet sich dieser 'Gedenkstein', montiert in Zusammenhang mit einem Wasserspiel, an einer Stelle, wo sich Menschen entspannen wollen und sollen und Kinder spielen. Und dieser 'Grabstein' wird tagtäglich mit einem Sprühnebel befeuchtet. Bei mir löst dieser Sprühnebel Bilder aus, die ich nicht in meinem Kopf haben möchte", gibt Maehnert zu bedenken.


"Das Gedenken kann nicht dem Zufall überlassen bleiben"

Sie frage sich zudem, ob nun aller Celler Juden durch solch einen Inschriftenstein gedacht werden soll? Ihrer Ansicht nach sollte dieser Inschriftenteil des Steines, der je nach Feuchtigkeit ohnehin nur schwer zu lesen ist, einen anderen Platz am Robert-Meyer-Platz finden – entfernt werden könne dieser „Grabstein“ auch nicht - und an Stelle dieses Steinteiles eine Erweiterung des Wasserspiels erfolgen. "Gerne hätte die Gesellschaft an den Überlegungen zum Gedenken an Robert Meyer mitgewirkt, denn dieser Entwurf ist für mich mehr als unglücklich. Neben allem hätten wir die Information der Familie Meyer in den USA und vielleicht auch deren Einladung zur Einweihung des Platzes für sinnvoll gehalten", so die Vorsitzende.


"Vor allem aber scheint es mir an der Zeit, dass ein Konzept zum Gedenken im öffentlichen Raum entwickelt wird. Eine Kommission, in der auch Vertreter der Bürgerschaft und maßgeblicher Vereine und Vereinigungen mitarbeiten, sollte eine Struktur für das Gedenken im öffentlichen Raum entwickeln. Denn das Gedenken kann nicht dem Zufall überlassen bleiben", so Maehnert abschließend.


"Vergleiche verbieten sich"

Einen Leserin fasst in unserem Facebook-Kanal zusammen: "Ich finde den neuen Platz an sich besser durch die vielen Sitzmöglichkeiten. Dieser Brunnen ist jedoch echt daneben. Letztens saß ich dort mit dem Rücken zum Brunnen, das Ding ging an und ich wurde nass. Vor allem, dass es Sprühnebel ist und der Mann, an den dieser Brunnen gedenkt, ist in einem Konzentrationslager gestorben. Das ist ziemlich respektlos." Die Stadt kann die Kritik nicht nachvollziehen und teilt auf Anfrage von CH mit "Die im Rahmen der Facebook-Diskussion gezogenen Vergleiche verbieten sich aus unserer Sicht und werden von daher nicht weiter kommentiert."


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