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Prozessauftakt Unfall Hambühren – „11 Monate keine Reue gezeigt“


Prozessauftakt gegen Christopher D., hier auf dem Weg in den Gerichtssaal, im Amtsgericht Celle Foto: Peter Müller

CELLE. Als „empathielos“ bezeichnet Marcel O. gegenüber CELLEHEUTE nach seiner Zeugenaussage im heutigen Strafverfahren vor dem Celler Amtsgericht den Angeklagten Christopher D. Und fügt hinzu: „Und überall heißt es, er ist ein Chaot.“ Marcel O. verlor bei einem Unfall in Hambühren vor gut einem Jahr seine 13-jährige Tochter.


D. ist unter anderem der fahrlässigen Tötung angeklagt. Der 31-Jährige spricht während der mehrstündigen Verhandlung kein Wort. Sein Verteidiger Marco Neumann redet für ihn und bringt gleich zu Beginn zum Ausdruck, sein Mandant übernehme Verantwortung, es tue ihm zutiefst leid, er bereue und wäre bereit, sich zu Teilaspekten zu äußern.


Vor fast genau einem Jahr, am 10. Juni 2022, raste D. innerorts und spätabends in seinem schwarzen VW-Touareg mit einer Geschwindigkeit zwischen 105 und 115 km/h von Ovelgönne kommend auf den Kreuzungsbereich Nienburger Straße/Bruchweg zu. Die Ampel war abgeschaltet, Marcel O.s Golf war mit vier Personen besetzt, sie befanden sich auf der Rückfahrt vom Schützenfest in Hambühren, befuhren den Bruchweg, wollten zurück nach Winsen/Aller. Dazu kam es nicht. „Es kamen Scheinwerfer auf mich zu, und dann hat es geknallt“, berichtet der Mann. Er kann während seiner Vernehmung als Zeuge die Tränen nicht zurückhalten. Tief bewegt schildert er: „Es ist nichts mehr, wie es war. Das Kind ist weg.“ Seine 13-jährige Tochter saß angeschnallt auf dem Rücksitz, sie starb noch am Unfallort. Er selbst wurde schwer verletzt. „Wir hatten doch die Kinder im Wagen“, begründet er seine vorangegangene Schilderung, wonach er überaus vorsichtig und unter Hilfestellung der Beifahrerin, Nadine B., seiner damaligen Lebenspartnerin, die Kreuzung befahren habe. Auch Nadine B.s damals 15-jährige Tochter war angeschnallt. Dieses bestätigt der Gutachter ebenso wie er die ermittelten Fahrgeschwindigkeiten mitteilt. „Der Golf fuhr zwischen 23 und 27 km/h.“


Nadine B. hatte ihren Freund vor der unübersichtlichen Kreuzung gewarnt. „Wir haben am Stoppschild gehalten und uns dann vorgetastet.“ Der VW Touareg prallte auf die hintere Tür des Golf, das 15-jährige Mädchen erlitt ein schweres Schädelhirntrauma, das eine dauerhafte 30-prozentige Beeinträchtigung hinterließ. Am wenigsten stark verletzt wurde Nadine B. Man brachte sie ins Krankenhaus nach Großburgwedel, sie entließ sich noch in der Nacht selbst. „Ich selber war mir überhaupt nicht wichtig. Die Sorge um meine Tochter war viel größer“, blickt sie auf die Ereignisse zurück, auch sie ist tief bewegt.


Insgesamt 7 Zeugen hörte das Gericht am ersten Prozesstag, 5, darunter eine Polizistin, schilderten den Unfallhergang. Auffällig in diesem Zusammenhang, dass 2 Personen, die sich in unmittelbarer Nähe befanden, einen Beifahrer im VW Touareg gesehen haben wollen. Der Sachverständige bestätigt diese Beobachtungen jedoch nicht. D. hatte sich nicht um die verletzten Menschen gekümmert, er hatte den Unfallort verlassen und sich erst später der Polizei gestellt. Keiner der Zeugen kann Angaben zu seinem Verhalten in der Nacht des Unfalls machen, niemand hat ihn gesehen. „Es herrschte Totenstille nach dem Aufprall“, berichtet eine Zeugin. Kurz zuvor hat der Verursacher des Unfalls noch eine Ausweichlenkbewegung vollzogen, ob er gebremst hat, lässt sich lauf Sachverständigem nicht feststellen.


Für den Prozessbeobachter sind nicht sämtliche Vorgänge im Zusammenhang mit dem Verfahren transparent. So sei auch gegen Marcel O., der als Beruf Kfz-Aufbereiter angibt, ein Ermittlungsverfahren angestrengt worden, das eingestellt wurde, sagt der vorsitzende Richter. „Sie müssen sich hier nicht selbst belasten“, belehrt er ihn. Auch der Anwalt von Christopher D., Marco Neumann, macht Andeutungen, man wolle hier ja nichts wieder hochholen, beispielsweise. Gleich zu Beginn bittet er um eine Unterbrechung der Hauptverhandlung, man wolle sich unter Ausschluss der Öffentlichkeit verständigen. Ein Ergebnis wird nicht erzielt, wie Richter Kranen anschließend berichtet.

Zweimal macht Verteidiger Neumann den Versuch, seinem Mandanten Gelegenheit zu geben, entschuldigende und bedauernde Worte an Marcel O. und Nadine B. zu richten. Beide lehnen dieses ab. Marcel O. sagt im Gerichtssaal: „Er hat 11 Monate keine Reue gezeigt, auch seine Eltern haben sich nicht gemeldet.“


Im CH-Gespräch wird deutlich, wie tief enttäuscht Marcel O. über die bisher ausgebliebene Kontaktaufnahme ist: „Wir hätten doch ein Gespräch führen können, auch seine Eltern hätten kommen können. Sie hätten uns helfen können.“


Das Strafverfahren wird am 15. Juni fortgesetzt.

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