Obdachlosenheim in Scheuen: Brandbrief an Stadt soll zur Schließung führen
- Stefan Kübler
- vor 2 Stunden
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CELLE. Wenn Edgar Rot an die Obdachlosenunterkunft am Reiherberg in Scheuen denkt, wird er fassungslos. Der Berufsbetreuer ist für einen dort untergebrachten Mann zuständig und hat die Einrichtung in den vergangenen Monaten wiederholt besucht. Die aus seiner Sicht anhaltend schlechten Lebensbedingungen haben ihn nun dazu veranlasst, einen offenen Brief an den Stadtrat und den Celler Oberbürgermeister zu schreiben. Er fordert unter anderem eine Schließung des Komplexes.
Schimmel, defekte Heizungen, allgemeiner Verfall
„Die Zustände dort sind nicht nur unhaltbar, sie sind beschämend, unwürdig und entwürdigend“, schreibt Edgar Rot in dem Brandbrief, der CelleHeute vorliegt. „Der gesamte Gebäudekomplex gleicht einem Relikt vergangener Jahrzehnte, einem Ort, an dem das Wort Menschenwürde seine Bedeutung verloren hat. Marode Wände, Schimmelbefall, defekte Heizungen, feuchte Zimmer, unzureichende Sanitäranlagen und ein allgemeiner Verfall prägen ein Bild, das ich nur als institutionalisierte Verwahrlosung bezeichnen kann.“
Die Menschen hätten laut des Betreuers alles verloren, müssten in Scheuen unter Bedingung leben, die man keinem Tier zumuten würde und für Räume, die faktisch unbewohnbar seien, auch noch eine Nutzungsentschädigung zahlen. Aktuell seien das mehrere hundert Euro pro Monat. „Das ist keine Verwaltungspraxis, das ist eine moralische Bankrotterklärung.“
Stadtrat und Oberbürgermeister sollen handeln
Neben den Zuständen vor Ort bemängelt Edgar Rot auch die Abgeschiedenheit der Obdachlosenunterkunft. Im Winter würde niemand mit dem Fahrrad nach Scheuen fahren, erläutert er im Gespräch mit CelleHeute. Bei seinem Betreuten handele es sich um einen Rentner. „Der wird nicht jünger und nicht gesünder.“
Der Berufsbetreuer will, dass sich in Scheuen schnell etwas ändert. Er fordert Stadtrat und Oberbürgermeister dazu auf, sich die Zustände vor Ort einmal persönlich anzuschauen und für eine menschenwürdige Unterbringung zu sorgen. Eine vollständige Sanierung sei angebracht, besser noch eine Schließung des Komplexes, verbunden mit einer alternativen Unterbringung der Bewohner.
Grüne bringen Housing-First-Konzept ins Spiel
Unterstützung bekommt Edgar Rot von den Grünen im Celler Stadtrat. Die Fraktionsvorsitzende Johanna Thomsen fordert die Stadt zu entschiedenem Handeln auf und bringt ihren aktuellen Antrag zur Erarbeitung eines Housing-First-Konzepts ins Spiel. Dabei wird obdachlosen Menschen zuerst eine eigene, unbefristete Wohnung angeboten, bevor weitere Hilfen greifen.
Die Stadtverwaltung verweist in einer ersten Stellungnahme auf ihre Bemühungen in den vergangenen Jahren. Mit einem Hausmeister, einem Mitarbeiter der städtischen Bauunterhaltung und zwei Sozialarbeiterinnen seien regelmäßig vier städtische Angestellte vor Ort.