Jugendkonferenz „light“ macht Vorschläge und diskutiert mit Fachleuten
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- 6. Feb.
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CELLE. Anfang Februar fand in der CD-Kaserne ein Arbeitstreffen der Jugendkonferenz mit 30 Delegierten statt. Nach der Begrüßung durch Oberbürgermeister Dr. Nigge wurde an den Ergebnissen der Jugendkonferenz 2024 weitergearbeitet. Angesichts der Fülle an Inhalten ist es nicht mehr als eine Randnotiz, aber eine, die manchen Erwachsenen überraschen dürfte und gleichzeitig einen klaren Bedarf deutlich macht: Die Jugendlichen aus Stadt und Landkreis vermissen die Stadtbibliothek als einen Ort zum Lernen und als Treffpunkt. Mehrfach wurde die Schließung des Gebäudes für mehrere Jahre aufgrund der Sanierung zur Sprache gebracht und Ersatz gefordert. Da bot auch die Ankündigung von Innenstadtmanagerin Johanna Crolly keinen Trost, Celle würde nach der „Fertigstellung in zwei oder drei Jahren die modernste Stadtbibliothek Deutschlands haben“. Ein großer Teil der rund 25 Delegierten zahlreicher Schulen in Stadt und Landkreis zwischen 14 und 17 Jahren, die sich für die Veranstaltung angemeldet hatten, wird zu diesem Zeitpunkt die Region bereits verlassen haben.
Bis dahin möchten sie möglichst von einer höheren Lebens- und Lernqualität profitieren. Für diesen Zweck arbeiteten sie Problemfelder heraus und entwickelten Lösungsvorschläge unter Anleitung eines Teams der CD-Kaserne und deren Hauptmoderatoren Kai Thomsen und Sinja Jaskulla.
Mehr Beteiligung und konkrete Lösungen gefordert
„Forderungen zu stellen reicht allein nicht, wichtig ist, dass man weiß, wer die Ansprechpartner sind“, gibt Thomsen den Schülerinnen und Schülern vor der ersten Runde an den Arbeitsinseln mit auf den Weg. Er sieht die Gefahr der Politikverdrossenheit und möchte dieser auch mit diesem neuen Format, das sich von den regulären Jugendkonferenzen unterscheidet, vorbeugen. Die großen Überschriften wurden hier bereits formuliert, darauf baut die „Light-Variante“ auf, verfeinert, ergänzt und geht dann in die Diskussion mit fünf Fachleuten aus den Verwaltungen von Stadt und Landkreis: Marcus Kleber (Stadt, Jugendarbeit), Vedat Kadah (Stadt, Sport), Johanna Crolly (Tourismus, Stadtmarketing, Innenstadt-Managerin), Anja Werner (Landkreis, Fachfrau für psychische Gesundheit) und Thomas Buchold (Dezernent für Bildung, Kultur, ÖPNV etc.) stellen sich den Fragen der Delegierten.
Die Jugendlichen sehen Handlungsbedarf bei der Innenstadt-Gestaltung/Aufenthaltsräumen, dem ÖPNV, der psychischen Gesundheit, der Partizipation und politischen Aufklärung sowie bei der Ausstattung von Schulen und Sportstätten. Als Beispiel nennen sie den Sportplatz am Hermann-Billung-Gymnasium. Wie auf kommunaler Ebene Entscheidungen getroffen werden, ist ihnen nicht klar. Daher die Forderung nach einem offenen Rathaus und Landkreisgebäude.
Ein besonderes Thema war auch die Ausweitung der Außengastronomiezeiten: Die Stadt Celle hat diese bereits von 22 auf 23 Uhr verlängert, aber die Jugendlichen wünschen sich weitere Möglichkeiten, gerade im Sommer. Dazu gehört auch der Vorschlag, spezielle "Open Air"-Veranstaltungen für Jugendliche zu organisieren, um attraktive Angebote zu schaffen.
Psychische Gesundheit als zentrales Thema
Ein weiteres wichtiges Thema war die psychische Gesundheit. Anja Werner von der Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche sprach mit den Teilnehmenden intensiv darüber, dass der Bedarf an niedrigschwelliger Beratung in Schulen enorm ist und wie es sein kann, dass psychotherapeutische Termine oft mit sehr langen Wartezeiten verbunden sind. Die Jugendlichen forderten pragmatische Lösungen, um Betroffenen schneller zu helfen. Auch die Idee von Mental-Checks für Lehrkräfte wurde diskutiert, um auch die psychische Belastung der Lehrenden in den Blick zu nehmen.
Schulische Infrastruktur und digitale Bildung
Ein weiteres großes Thema war die Infrastruktur von Schulen. Oft funktionieren angeschaffte digitale Medien wie interaktive Whiteboards oder Smartboards nicht richtig, oder es mangelt an der notwendigen Schulung der Lehrkräfte im digitalen Bereich. Die Jugendlichen kritisierten, dass es nicht sein kann, dass Schülerinnen und Schüler ihren Lehrkräften in diesem Themenbereich Wissen vermitteln müssen. Hier wurde der Wunsch nach besserer technischer Ausstattung und gezielter Fortbildung für Lehrkräfte laut.
Beteiligung der Jugendlichen durch die Jugendkonferenz
Die Jugendlichen zeigten großes Interesse daran, ihre Themen aktiv einzubringen und mitzudiskutieren. Die Jugendkonferenz bietet dafür eine ideale Plattform, denn hier wird selbstbestimmtes Arbeiten zu ihren Interessen ermöglicht – unterstützt vom Team der CD-Kaserne. Die Jugendlichen lobten diese Möglichkeit und wünschen sich mehr solcher partizipativen Formate.
Kreisrat Buchold führt als Hauptgrund für die Defizite in Schulen die schlechte Haushaltslage an. Johanna Crolly kann zumindest bei der Einrichtung eines Schülercafés Hoffnung machen. Lösungswege, wie dem Wunsch, die Gastronomie im Sommer auszudehnen bis in die späten Abendstunden, nachzukommen wäre, scheitern wiederum schlichtweg an gesetzlichen Vorgaben zum Emissionsschutz.
Die Reaktionen auf die Expertenrunde fielen unterschiedlich aus: Während einige Jugendliche sich mehr Offenheit für ihre Lösungsvorschläge wünschten und frustriert über die oft gehörte Begründung „kein Geld, keine Leute“ waren, bewerteten andere die Konferenz insgesamt positiv und lobten die Möglichkeit, ihre Anliegen direkt einzubringen. Einig waren sich alle Teilnehmenden darin, dass sie mitreden und mitgestalten wollen – die Jugendkonferenz bietet ihnen dafür eine wertvolle Plattform
Die nächste Jugendkonferenz findet am Freitag, 13. Juni 2025 in der CD-Kaserne statt.
Text: CD-Kaserne














