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Jenaplan-Schule - Unbekanntes Kapitel der Celler Nachkriegsgeschichte


Ehemalige Schüler der reformpädagogischen Schule haben Interviews für die Ausstellung gegeben. Fotos: Peter Müller

CELLE. Es ist ein relativ unbekanntes Kapitel der Celler #Nachkriegsgeschichte, dem sich aktuell und einen Monat lang eine gestern eröffnete #Ausstellung in der Celler #Stadtbibliothek widmet: „#Jenaplan-Schule: 1946-1958 Ein Schulversuch in Zeiten des Neubeginns?“ lautet der Titel.


Ein Blick auf die wenigen Exponate ist eine kleine Zeitreise in die Schulwelt der 1940er und 1950er Jahre. Man verfügte zwar mit der Altstädter Schule über ein sehr modernes von Otto Haesler mit viel Einfühlungsvermögen in die Bedürfnisse von Kindern errichtetes Gebäude, aber in dessen Ostflügel studierten die Erwachsenen, und zwar an der Adolf-Reichwein-Hochschule für Pädagogik, die von 1946 bis 1953 in Celle beheimatet war. In unmittelbarer Nähe, nämlich auf dem Hof, waren Baracken aufgestellt, in denen Kinder nach dem reformpädagogischen Konzept des Gymnasiallehrers und Hochschulprofessors Peter Petersen (1884 bis 1952) unterrichtet wurden. „Die Jenaplan-Schulen sind vor 100 Jahren entstanden und waren Universitätsschulen“, erläutert Peter Remmert, ein Enkel Petersens, der als Gast an der Vernissage teilnahm. Künftige Volksschullehrer sollten in den Einrichtungen praktische Erfahrungen sammeln. Petersens Konzept denkt vom Kind aus, hebt den Frontalunterricht auf, sieht keine Noten und kein Sitzenbleiben vor, unterrichtet jahrgangsübergreifend und projektbezogen in kleinen Gruppen.


„Die anderen Kinder bereiteten sich über Wochen und sehr konzentriert vor, um die Aufnahmeprüfung für das Gymnasium zu bestehen“, berichtet der Celler Lehrer, Autor und frühere Jenaplan-Schüler, Hans-Hagen Nolte am Rande des Eröffnungsgeschehens. „Wir hatten aber gerade so ein interessantes Projekt, wir lernten nämlich, wie man ein Haus baut und kamen jeden Morgen wie die Handwerker zum Unterricht.“ Nolte war so eingenommen von den schulischen Aktivitäten, dass er darüber das Lernen für den Wechsel aufs Gymnasium völlig vergaß. „Nur mit Ach und Krach und viel Glück habe ich es dann noch geschafft“, blickt er zurück und macht mit seiner Erzählung anschaulich, wie nach Jenaplan-Prinzip gelernt wurde. Es gab keine Stundenpläne, Morgenkreise waren zentral, „und am Ende einer Woche sollte dann jedes Kind präsentieren, was es ausgearbeitet, gebaut oder gebastelt hatte. Es waren neue Schulen mit einer neuen Erziehung“, erläutert der Enkel des Reformpädagogen Peter Petersen. Dieser ist bis heute sehr umstritten. Eine Hochschulprofessur wurde ihm Anfang der 1920er Jahre in Hamburg verwehrt, weil er als nicht ausreichend demokratisch galt. Vorwürfe des Rassismus und Antisemitismus sind belegbar, 1934 war er dem Nationalsozialistischen Lehrerbund beigetreten. Dennoch gibt es noch heute Jenaplan-Schulen.


Zahlreiche frühere Schüler haben sich zur Vernissage eingefunden, ihre Erinnerungen bilden das Herzstück der Ausstellung. In Interviews mit Dr. Viktoria Gräbe von der Ruhr-Universität Bochum blickten sie seit 2021 auf den Besuch der Versuchsschule zurück, die 1958 aus unbekannten Gründen aufgelöst wurde. Ihre Schilderungen stehen in zwei Erzählcafés am 5. und 21. April auf dem Programm. Beginn ist jeweils um 16:30 Uhr, Hans-Hagen Nolte und Dietrich Höper werden moderieren. Am 27. April gibt es einen Abschlussvortrag von Prof. Dr. Jürgen Oelkers zum Thema „Reformpädagogik in kritischer Sicht“.



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