Haus Linden kehrt nach Jahrzehnten ins Museumsdorf zurück
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CELLE. „Ich bin sehr glücklich, an diesem Projekt mitwirken zu können.“ Henryk Reimers blickt auf die aufgerichteten Fachwerkwände. Noch ohne Füllungen in den Gefachen stehen sie auf der Bodenplatte, deren heller Beton die Sonne reflektiert. „Es ist schön, dass wir die Hofstelle nun schließen können“, so der Lüneburger Architekt.
Für Reimers ist das Museumsdorf seit Kindertagen vertraut. Als das Haus Linden abgebaut wurde, war er gerade mal drei Jahre alt und begleitete seinen Vater Günther Reimers hin und wieder an dessen Arbeitsplatz – das Museumsdorf. Umso größer ist die Freude, dass das historische Gebäude hier wieder ersteht – und er daran mitwirken kann. „Ich habe als gelernter Zimmerer eine besondere Beziehung zum Fachwerk“, betont Reimers, der bereits viele Erfahrungen im Bereich Denkmalpflege sammeln konnte. „Die lange Lagerzeit hat natürlich Herausforderungen mit sich gebracht“, fügt er hinzu. Weil im Laufe der Zeit die Beschilderung der Hölzer verloren gegangen ist, war vor dem Bau zunächst „Puzzle-Arbeit“ angesagt. Gemeinsam mit den Mitarbeitern der Firma Nieschulze aus Ostedt wurden die Fachwerkhölzer sortiert und Wand für Wand zusammengefügt. Einige Teile mussten vor dem Aufrichten ergänzt werden. Jetzt, wo sie auf dem Fundament stehen, werden die Ausmaße des Vierständerbaus so richtig bewusst. 21 Meter in der Länge und 11 Meter breit wird es demnächst die „Baugruppe Linden“, von der bis 1983 bereits mehrere Nebengebäude fertiggestellt waren, komplettieren. „Der Wiederaufbau des Hauses schließt in baulicher und museumsdidaktischer Hinsicht eine Lücke: Das Gebäude ist einer der ersten als Wohnstallhaus konzipierten Vierständerbauten im Landkreis Uelzen, ein Haustyp, der bislang noch nicht im Museum zu sehen ist“, erläutert der stellvertretende Museumsleiter Dr. Björn Thomann, der sich besonders freut, dass das Richtfest im Jahr des 50. Geburtstages des Museumsdorfes gefeiert werden kann.
Bei der Zuordnung der Hölzer halfen Pläne vom Abbau des Gebäudes sowie die damals angefertigte Fotodokumentation. Zimmermanns-Lehrling Rico Hunzinger freut sich, hier im Museumsdorf nicht nur einen Einblick in die Praxis, sondern zudem auch in historische Bautechniken zu erhalten. „Es ist eine tolle Erfahrung. Wir sind gehalten, originalgetreu zu arbeiten“, fasst er zusammen. Wobei mitunter auch Kompromisse eingegangen werden müssen – die Bodenplatte aus Beton gehört dazu. „Das war am Standort nicht anders zu lösen“, weiß Carsten Besenthal von der Firma Nieschulze. „Auch wegen der künftigen musealen Nutzung.“ Die wird mehrere Aspekte umfassen. Zunächst stellt sich das Gebäude selbst aus, so wie alle Häuser im Museumsdorf. In der künftigen Ausstellung soll das 19. Jahrhundert mit seinen für die Entstehung einer modernen Landwirtschaft wichtigen Wandlungs- und Entwicklungsprozessen dargestellt werden. Bis dahin aber können Besucher das Baugeschehen selbst als „offene Baustelle“ verfolgen.
Text: Museumsdorf Hösseringen