CELLE. Stets stand sie ein wenig im Schatten von Ăl und Gas, wenn in Celle die traditionelle internationale Drilling Conference stattfand. Das ist nun vorbei, die aktuelle Energiekrise hat die Vorzeichen verĂ€ndert. âDie Schwerpunkte verschieben sich zugunsten der Geothermieâ, betont Rainer Krispin von der GeoEnergy Celle e.V. am letzten Tag der 11. Ausgabe der âCelle Drillingâ, wie das Organisationsteam um Wolfgang Genannt die Veranstaltung bezeichnet.
Wer gestern und heute die Hallen der Congress Union durchquert, hörte nur Englisch, auch sĂ€mtliche 28 VortrĂ€ge und PrĂ€sentationen fĂŒr die 230 teilnehmenden Fachleute aus 12 Nationen werden auf Englisch gehalten. Es geht international zu, und Celle ist aufgrund ihrer Tradition als Stadt der Bohrtechnologie mittendrin.
âEs lĂ€uft doch kein ErdwĂ€rme-Projekt in Deutschland, an dem keine Celler Firma beteiligt istâ, erlĂ€utert Krispin. Um die nicht-fossile Energiequelle ErdwĂ€rme zu erschlieĂen, bedient man sich des Equipments, fĂŒr das es keinen Unterschied macht, ob nach Ăl, Gas oder Geothermie gebohrt wird. Das Verfahren als solches so wirtschaftlich, technisch sicher und besser planbar zu machen, ist das oberste Ziel der Konferenz.
âDas Bewusstsein fĂŒr den Umweltschutz und das Thema Energie insgesamt haben sich gewandelt und die Prozesse haben sich weiterentwickeltâ, erklĂ€rt der Vorsitzende von GeoEnergy Celle e.V. Wolfgang Genannt und hebt hervor, dass ErdwĂ€rme die sauberste Lösung und im Gegensatz zu Aero- und Solarenergie immer verfĂŒgbar sei. ErdwĂ€rmepumpen nutzen die vorhandene WĂ€rmeenergie aus der Erde. Diese wird mittels strombetriebener Tauscher- und UmwĂ€lzgerĂ€tschaften zu NutzwĂ€rme fĂŒr Heizung und Warmwasser aufbereitet.
Noch vor vier bis fĂŒnf Jahren stieĂ er bei Investoren und Verwaltungen auf taube Ohren. Als Beispiel fĂŒhrt er einen Abschnitt mit 220 Wohnungen im neuen Quartier auf der Allerinsel an: âUnsere BemĂŒhungen sind gescheitert, die Versorgung mit Gas war billiger, und nur das zĂ€hlte. Wir haben sogar VorschlĂ€ge entwickelt, wie man die Mehrkosten von 900.000 Euro fĂŒr Geothermie kompensieren könnte, ohne Erfolg.â
Schnee von gestern â Genannt fĂŒhrt als aktuelle Beispiele die Sparkasse Celle-Wolfsburg-Gifhorn an, die Neubauten in der Stadt mit ErdwĂ€rme realisiert, und die Wohnungsbaugesellschaft âallerlandâ, die ihre Quartiersparzelle auf der Allerinsel mit ErdwĂ€rme beheizen wird. Auch gebe es im Landkreis bereits Neubaugebiete, die komplett auf Geothermie setzen. âDas sind Paradebeispiele, das sind die Zukunftsmodelle, die mĂŒssen Schule machenâ, sagt der Vorsitzende. Geht es um einzelne Haushalte, kommt von den drei Verfahrens-Varianten die OberflĂ€chen-Bohrung bis 80 Meter zum Tragen. âGebohrt wird im Garten, oft zum Leidwesen einiger Familienmitgliederâ, merkt Rainer Krispin an. Das andere Extrem ist eine Tiefenbohrung bis zu 3000 Meter, die ganze Stadtteile versorgen könne. FĂŒr diese werden groĂe Anlagen benötigt, deren Einsatz wie Bohrungen generell teuer sind.
An Lösungen fĂŒr dieses Problem hat die diesjĂ€hrige âCelle Drillingâ gearbeitet. Nach Perspektiven fĂŒr die Geothermie in Celle befragt, geben sich sowohl Rainer Krispin als auch Wolfgang Genannt sehr zuversichtlich: âEs handelt sich doch um lokale Projekte, die UnabhĂ€ngigkeit verleihen."