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„Geothermie auf dem Vormarsch“ - Celle Drilling Conference 2022


CELLE. Stets stand sie ein wenig im Schatten von Öl und Gas, wenn in Celle die traditionelle internationale Drilling Conference stattfand. Das ist nun vorbei, die aktuelle Energiekrise hat die Vorzeichen verändert. „Die Schwerpunkte verschieben sich zugunsten der Geothermie“, betont Rainer Krispin von der GeoEnergy Celle e.V. am letzten Tag der 11. Ausgabe der „Celle Drilling“, wie das Organisationsteam um Wolfgang Genannt die Veranstaltung bezeichnet.


Wer gestern und heute die Hallen der Congress Union durchquert, hörte nur Englisch, auch sämtliche 28 Vorträge und Präsentationen für die 230 teilnehmenden Fachleute aus 12 Nationen werden auf Englisch gehalten. Es geht international zu, und Celle ist aufgrund ihrer Tradition als Stadt der Bohrtechnologie mittendrin.

„Es läuft doch kein Erdwärme-Projekt in Deutschland, an dem keine Celler Firma beteiligt ist“, erläutert Krispin. Um die nicht-fossile Energiequelle Erdwärme zu erschließen, bedient man sich des Equipments, für das es keinen Unterschied macht, ob nach Öl, Gas oder Geothermie gebohrt wird. Das Verfahren als solches so wirtschaftlich, technisch sicher und besser planbar zu machen, ist das oberste Ziel der Konferenz.


„Das Bewusstsein für den Umweltschutz und das Thema Energie insgesamt haben sich gewandelt und die Prozesse haben sich weiterentwickelt“, erklärt der Vorsitzende von GeoEnergy Celle e.V. Wolfgang Genannt und hebt hervor, dass Erdwärme die sauberste Lösung und im Gegensatz zu Aero- und Solarenergie immer verfügbar sei. Erdwärmepumpen nutzen die vorhandene Wärmeenergie aus der Erde. Diese wird mittels strombetriebener Tauscher- und Umwälzgerätschaften zu Nutzwärme für Heizung und Warmwasser aufbereitet.


Noch vor vier bis fünf Jahren stieß er bei Investoren und Verwaltungen auf taube Ohren. Als Beispiel führt er einen Abschnitt mit 220 Wohnungen im neuen Quartier auf der Allerinsel an: „Unsere Bemühungen sind gescheitert, die Versorgung mit Gas war billiger, und nur das zählte. Wir haben sogar Vorschläge entwickelt, wie man die Mehrkosten von 900.000 Euro für Geothermie kompensieren könnte, ohne Erfolg.“

Schnee von gestern – Genannt führt als aktuelle Beispiele die Sparkasse Celle-Wolfsburg-Gifhorn an, die Neubauten in der Stadt mit Erdwärme realisiert, und die Wohnungsbaugesellschaft „allerland“, die ihre Quartiersparzelle auf der Allerinsel mit Erdwärme beheizen wird. Auch gebe es im Landkreis bereits Neubaugebiete, die komplett auf Geothermie setzen. „Das sind Paradebeispiele, das sind die Zukunftsmodelle, die müssen Schule machen“, sagt der Vorsitzende. Geht es um einzelne Haushalte, kommt von den drei Verfahrens-Varianten die Oberflächen-Bohrung bis 80 Meter zum Tragen. „Gebohrt wird im Garten, oft zum Leidwesen einiger Familienmitglieder“, merkt Rainer Krispin an. Das andere Extrem ist eine Tiefenbohrung bis zu 3000 Meter, die ganze Stadtteile versorgen könne. Für diese werden große Anlagen benötigt, deren Einsatz wie Bohrungen generell teuer sind.


An Lösungen für dieses Problem hat die diesjährige „Celle Drilling“ gearbeitet. Nach Perspektiven für die Geothermie in Celle befragt, geben sich sowohl Rainer Krispin als auch Wolfgang Genannt sehr zuversichtlich: „Es handelt sich doch um lokale Projekte, die Unabhängigkeit verleihen."



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