Geboren, um zu verlieren? Das Wort zum (Pfingst)montag, Folge 166
- Audrey-Lynn Struck
- 28. Mai 2023
- 2 Min. Lesezeit
Geboren, um zu verlieren?
Wir wurden geboren, um zu verlieren. Und das hat man uns nie gesagt.
Man hat uns glauben lassen, dass der Sieg unser Ziel sei: Anhäufen, beherrschen, besiegen, triumphieren waren die Parolen, die wir befolgen mussten. Dabei liegt aber im Verlust oft der größte Reichtum, denn der Verlust beendet den Kreislauf der Dinge, alles wandelt sich, alles entwickelt sich neu.
Die Schlange weiß das und lässt ihre alte Haut los, um die neue zu empfangen. Auch die Raupe verlässt ihre alte Haut und wird zum Schmetterling, um sich in die Lüfte zu erheben.
Selbst der Baum weiß darum und lässt seine Blätter fallen, um Platz für neues Leben zu machen und Nahrung am Bode für andere Lebewesen zu schenken.
Nur der Mensch weiß es nicht und klammert sich mit aller Kraft an das, was er nicht loslassen will, weil er die Leere, die Einsamkeit, die Stille, die Veränderung und den Tod fürchtet.
Auf diese Weise will er das Leben herausfordern und als Sieger aus diesem absurden Kampf hervorgehen.
Dabei sind aber diejenigen die Helden, die unnötigen Ballast fallen lassen, diejenigen, die wissen, sich zu verabschieden und zu gehen, die andere nicht anflehen, zu bleiben.
Wahre Gewinner können auch verlieren und sind in der Lage in jedem Verlust eine unschätzbare Lehre zu finden. Der Dalai Lama sagte einmal: „Wenn du verlierst, verliere nicht die Lektion!“.
Wenn etwas zusammenbricht, geschieht etwas Magisches. Sofort, auf unerwartete Weise, wird Raum für Neues geschaffen.
Verluste sind für uns Menschen eine harte Prüfung, aber es gibt keinen anderen Weg, um etwas aufzubauen. Veränderung kennt keine halben Sachen: Um wirken zu können, braucht sie Raum, muss das, was da war, weggefegt und in Stücke gerissen werden - das ist die notwendige Phase, um zu etwas Neuem zu gelangen.
Das ist es, was Jesus meint, wenn wir in den Evangelien lesen: „Wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer es aber verliert, wird es retten“.
Mögen wir also lernen, unser Leben zu verlieren, um ein ganz neues Leben, welches auch immer, zu gewinnen. Eine schöne Woche für Sie alle! Auf Wiedersehen!
Pastor Dr. Loïc Berge