BERGEN. Es ist kein Geheimnis, dass es um die medizinische Versorgung im ländlichen Raum deutschlandweit immer schlechter bestellt ist. Studien gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2035 40% der Landkreise in Deutschland medizinisch unterversorgt sein werden. „Die medizinische Versorgung hier vor Ort zu gewährleisten ist nicht unsere originäre Aufgabe als Stadt. Die Verantwortung obliegt vielmehr der kassenärztlichen Vereinigung“, erklärt Bürgermeisterin Dettmar-Müller. „Aber die gute Versorgung unserer Bürgerinnen und Bürger liegt mir persönlich sehr am Herzen. Daher setzen wir trotz der Umstände alles daran, um auch in Zukunft eine hausärztliche Versorgung bei uns auf dem Land sicherstellen zu können.“
Zu diesem Zweck hatte der Rat der Stadt Bergen im Juni 2023 ein Förderpaket für die Ansiedlung weiterer Allgemeinmediziner im Stadtgebiet beschlossen. Diese Förderrichtlinie wurde im September 2024 um eine Förderung während der Weiterbildung zum Facharzt ergänzt. Bei dieser Förderung werden Mediziner*innen in der Zeit ihrer fünfjährigen Weiterbildungszeit finanziell unterstützt. Mit Antonio Seigerschmidt hat ein erster Medizinstudent einen entsprechenden Vertrag unterschrieben. Herr Seigerschmidt erhält in der Zeit seiner Weiterbildung eine finanzielle Förderung von der Stadt. Dafür hat er sich verpflichtet, im Anschluss als Hausarzt im Stadtgebiet Bergen tätig zu werden.
„Ich freue mich ganz besonders, dass wir nun einen ersten Vertrag unterschreiben konnten“, so Cornelia von Zengen, Wirtschaftsförderin in Bergen, die das Förderprogramm für Allgemeinmediziner für die Stadt Bergen entworfen hat. „Es ist schön, dass unsere Idee, junge Mediziner*innen schon möglichst früh für den Standort Bergen zu interessieren und sie während ihrer Ausbildung zu fördern, auf Resonanz stößt. Die Investition in einen Menschen, der seine Ausbildung eben noch nicht in trockenen Tüchern hat, ist natürlich eher langfristig ausgerichtet und mag auf den ersten Blick etwas riskant erscheinen. Aber ich glaube, dass diese Investitionen lohnenswert sind, wenn wir dem drohenden Versorgungsnotstand auf dem Land damit ein Stückweit entgegenwirken können.“
Antonio Seigerschmidt studiert derzeit im zehnten Fachsemester Medizin an der Charité in Berlin. Nach erfolgreichem Abschluss seines Studiums wird er 2026 mit seiner Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin beginnen. Erst wenn er diese Weiterbildung abgeschlossen hat, darf er sich als Allgemeinmediziner niederlassen. Bis dahin wird es also noch einige Zeit dauern. Seine Weiterbildung plant er am AKH Celle und im Stadtgebiet Bergen zu absolvieren. Dafür ist Antonio Seigerschmidt vor kurzem mit seiner Partnerin und dem gemeinsamen Kind in die Region gezogen.
„Ich freue mich über dieses Förderprogramm, das mir und meiner Familie eine langfristige Zukunftsplanung ermöglicht“, sagt Seigerschmidt. „Dass die aktuellen Arbeitsbedingungen als Landarzt nicht die besten sind, ist mir durchaus bewusst. Aber dieses Problem lässt sich eben nur beheben, wenn mehr junge Ärzt*innen sich wieder auf dem Land niederlassen. Ich denke, dass solche Förderprogramme wie das der Stadt Bergen wegweisend sind, um die medizinische Unterversorgung auf dem Land einzudämmen.“
Auch Bürgermeisterin Dettmar-Müller zeigt sich bei Vertragsunterschrift begeistert. „Ich möchte an dieser Stelle den Politikerinnen und Politikern im Stadtrat Bergen danken, dass sie so mutig sind, in junge Menschen in der Ausbildung und damit langfristig in unsere Zukunft hier in Bergen zu investieren“, so Dettmar-Müller. „Mein großer Dank geht auch an Cornelia von Zengen und Frank Juchert, die die Vertragsverhandlung von Seiten der Verwaltung zum erfolgreichen Abschluss gebracht haben.“
Die Stadt Bergen bietet verschiedene Fördermöglichkeiten für Ärzte an, die sich als Hausärzte im Stadtgebiet Bergen ansiedeln wollen. Interessierte melden sich bei Cornelia von Zengen, 05051/479-346 oder per Mail unter cornelia.vonzengen@bergen.online.de
Text: Stadt Bergen