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*Update* Ernestiner gestalten Volkstrauertag


Fotos: Peter Müller CELLE. Die heutige zentrale #Gedenkfeier zum #Volkstrauertag am Neuen Rathaus in Celle wurde inhaltlich von Schülern des Gymnasiums #Ernestinum mitgestaltet. Die Fürbitten und Wortbeiträge hatten der 13. Jahrgang konzipiert, musikalisch begleitet vom Blechbläser-Ensemble.


Gemeinsam mit Vertretern aus #Lettland, dem Partnerland des Volksbundes, erinnert die Stadt an ein vereintes Europa der freiheitlichen und friedlichen Demokratie. "Zugleich gedenken wir in diesem Jahr im Besonderen der in den vergangenen Monaten gefallenen Soldaten und getöteten Zivilisten des Angriffskrieges gegen die Ukraine. Aggression dürfen wir nicht hinnehmen und müssen daran erinnern, dass wir gemeinsam in Europa für Menschenrechte, Frieden und Freiheit eintreten", so Oberbürgermeister Dr. Jörg Nigge. Die diesjährige Ausstellung des Volksbundes spannt den Bogen vom Kriegsende 1945 über die Suche nach einer politischen und wirtschaftlichen Neuordnung in Europa sowie der Spaltung und Einigung des Kontinents bis hin zu den heutigen Herausforderungen.


Die Beiträge im Wortlaut


(Dialog-)Rede zum Volkstrauertag 2022

Verfasst von Sascha Wenzel, Anja Rumpf und Hannah Janßen

Sascha, Anja, Hannah

Das war ein bewegendes Gedicht, oder?

Aber sie hat schon Recht, oder? Wir kennen wirklich keinen Krieg und können nichts dagegen machen.

Wir können nur über die aktuellen Probleme reden und Solidarität zeigen.

Welche Probleme gibt es denn aktuell in der Welt?

Oh, ich glaube da finden wir schon mehr als wir uns jetzt ausmalen können.


Nächste Woche beginnt zum Beispiel die WM.

Ja, ich freue mich schon darauf.

Du freust dich darauf? Bei allem was vorher passiert ist?

Bei den vorbereitenden Stadionbauten sind über 6.500 ausländische Hilfsarbeiter an Überanstrengung und Hitzeschlag gestorben.

Wirklich? Wie kann das denn sein?

Aufgrund von Menschenrechtsverbrechen werden die meisten dort ausgebeutet und unterdrückt. Wir sollten ihrer Gedenken!

Gedenken wir der Verstorbenen in Katar und aller, die als Minderheiten Unterdrückung und Gewalt erfahren.


Es stimmt schon, das ist ein großes Problem, sehen wir mal was noch in der Welt passiert.

Der Irak hat seit zwei Wochen einen neuen Ministerpräsidenten.

Wieso neu? Was ist dort denn los?

Erstmals seit Beginn des Irakkrieges ist eine nichtextreme Partei in einer relevanten Machtposition.

Die Konflikte halten aber an.

Was denn für Konflikte? Ist die neue Regierung umstritten?

Ja, der Irak steckt seit über 10 Jahren in einem Bürgerkrieg fest. Bei Straßenkämpfen und Demonstrationen sterben täglich Menschen, teils Kinder. Teilweise sind es hunderte Tote an einem einzigen Tag. Gedenken wir ihrer.

Gedenken wir der Verstorbenen im Irak und aller, die in Bürgerkriegen verstorben sind.


Bürgerkriege und politische Unstimmigkeiten zerstören das Leben von Millionen von Menschen. Das ist bestimmt vielerorts und nicht nur im Irak so.

Ja, habt ihr vielleicht schon einmal von Jina Mahsa Amini gehört?

Nein, wer ist das?

Eine junge Frau aus dem Iran, die als Freiheitsikone für die Protestbewegung für Gleichberechtigung gilt.

Sie starb in Teheran während sie in Polizeigewahrsam war, sie weigerte sich ein Kopftuch zu tragen.

Und wieso wurde sie dadurch zur Ikone?

Nach ihrem Tod begann eine bis heute anhaltende Protestwelle für Gleichberechtigung, doch das iranische Regime schießt auf Demonstrierende, wer „nur“ verhaftet wird, dem droht die Todesstrafe. Über 300 Tote und 14.000 Festnahmen gibt es bislang, doch die Menschen geben nicht auf. Gedenken wir ihrer.

Gedenken wir der Verstorbenen im Iran und aller, die Gewalt erleiden, weil sie für ihre Rechte und ihre Freiheit kämpfen.


Ich bin echt froh darüber, dass es bei uns solche Probleme nicht gibt. Aber es stimmt, wir kennen nur Frieden und sind dennoch machtlos aktiv zu helfen.

Aber es gibt bei uns doch auch solche Probleme.

In Deutschland gibt es im Schnitt zwei rechtsradikale Gewalttaten am Tag, Tendenz steigend. Die meisten enden mit leichten und stärkeren Verletzungen. Alleine dieses Jahr gab es aber schon fast zwanzig Todesopfer, die Dunkelziffer ist wahrscheinlich höher.

Hier bei uns? So viele?

Nirgendwo gibt es Schutz gegen Fanatismus und Übergriffe. Aber zumindest in Deutschland können wir etwas dagegen unternehmen und das sollten wir auch.

Lasst uns heute damit beginnen der Opfer zu gedenken.

Gedenken wir aller Opfer von rechter Gewalt.


Auch früher gab es schon extremistischen Einfluss von Deutschland.

Du meinst im zweiten Weltkrieg?

Ja genau.

Was mir einfällt, was wir dort unbedingt bedenken müssen, denn wir haben vorhin ja über die Ukraine geredet: wenn immer gesagt wird „wir haben im zweiten Weltkrieg gegen die Russen gekämpft“, darf nicht vergessen werden, dass auch die Ukraine zur Sowjetunion gehörte. Deutschland hat also viel Leid in die Ukraine getragen, so wie Russland heute.

Was bedeutet das für uns?

Wir haben eine historische Verantwortung im Verhältnis zur Ukraine.

Es darf nicht sein, dass die Ukraine unterdrückt wird und weltkriegsähnliche Verhältnisse existieren. Unsere historische Verantwortung besteht darin, nie wieder gleichgültig gegenüber den Opfern von Situationen, die so früher auch von Deutschland selbst herbeigeführt wurden, zu sein.

Diese historische Verantwortung … -

Eigentlich ja schon menschliche Pflicht … -

Genau, sie sollte uns doch dann wohl alle auch dazu veranlassen in unserem Bereich des Möglichen alles zu tun um Flüchtige aus aller Welt, nicht nur aus der Ukraine, zu unterstützen und Trost zu spenden.

Gedenken wir daher der Opfer von Krieg, Flucht und Terror in der Ukraine und der ganzen Welt.

Gedenken wir aller Opfer von Krieg, Flucht und Terror in der Ukraine und der ganzen Welt.


Ich kenne ein Gedicht des ukrainischen Autors Serhij Zhadan mit dem Titel „Marienleben“, das widerspiegelt, was dort gerade passiert. Lasst es uns zusammen anhören.

Marienleben SERHIJ ZHADAN [...] Eisen und Stein formte die Stadt, die einst hier stand. Jetzt fliehen wir mit einem Koffer in der Hand. Einem Koffer voll Asche, der Abfall der Artillerie, Brandgeruch tränkt unsere Träume wie nie. [...] Erzähl uns, warum unsere Stadt in Flammen steht. Sag uns, dass es nicht gegen die Menschen geht. Sag uns, dass die Täter ihrer Strafe nicht entgehen, Sag uns was anderes, als wir in den Nachrichten sehen.

[...] Nimm ein bisschen Gemüse und vom Brot ein Stück. Wir kommen nie wieder hierher zurück. Wir werden die Städte nicht wiedersehn. Nimm die Briefe, auch schlimme, dann lass uns gehen. [...] Wir laufen an Sonnenblumenfeldern vorbei. Wir flüchten vor Hunden, schlafen im Heu. Wir gieren nach Wasser, kampieren in Lagern und quälen die Drachen auf Truppenfahnen. Die Freunde sind fort, auch du bist verschwunden. Es fehlen die Stellen, die Küchenrunden. Nachts fehlt in den Orten das schläfrige Licht. Grüne Täler und Brachen, es gibt sie nicht. Schmierige Sonne gibt’s, die durchs Zugfenster dringt, die Choleragrube, zu der man Kalkpulver bringt. Die Frauenfüße im blutigen Schuh, Wachposten im Grenzschnee kommen dazu. [...] Wenn alles vergessen ist und ich erst fort bin, wenn meine Träume von Leichen auf Flüssen enden, wenn von jedem Tod nur noch der Tod bleibt, wenn die Stimme hell wird und das Gewissen leichter, wenn keine Angst mehr aufsteigt, sobald das Dunkel einfällt und Echotöne jeden Atem fluten, dann rede auch ich, rede mit allen, ich werd von den Lebenden reden und von den Toten. [...] (2015)


Textauszug aus: Serhij Zhadan, Warum ich nicht im Netz bin. Gedichte und Prosa aus dem Krieg. Aus dem Ukrainischen von Claudia Dathe. © Serhij Zhadan, 2016. © Suhrkamp Verlag, Berlin 2016.

Serhij Zhadan, Schriftsteller und Übersetzer, * 1974 in Starobilsk bei Luhansk/Ukraine Studium mit Promotion in den Sprach- und Literaturwissenschaften. Seit Anfang der 1990er Jahre eine der prägenden Figuren der jungen Literaturszene Charkiws, wo er bis heute lebt. Zahlreiche preisgekrönte Prosa- und Lyrikveröffentlichungen. Engagement in der orangenen Revolution und für die vom Krieg getroffenen Menschen im Donbass. 2022 Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.


Fürbitte zum Volkstrauertag

Von Tobias Bärtsch, Nathalie Busse, Jara Enskat und Henni Zimmer


Lasst uns gemeinsam Fürbitte halten.


Gott, Du bist ein Gott des Lebens.

So bitten wir Dich in diesen schweren Zeiten für die Menschen in der Ukraine da zu sein und ihnen beizustehen. Gib Ihnen die nötige Kraft, um das Leid und den Schmerz zu ertragen.

Höre unser Gebet für den Frieden, damit die Hoffnung in allen wieder aufleben kann.


Gott, Du bist ein Gott des Friedens.

Wir bitten für die Menschen die aus der Ukraine geflohen sind und alles zurücklassen mussten, was Ihnen lieb und wichtig ist.

Spende ihnen Trost, sowie auch allen anderen, die ihr Heimatland verlassen und ihr früheres Leben zurücklassen mussten. Vereine Sie wieder mit Ihren Liebsten und gib Ihnen Kraft für einen Neuanfang in einer friedlichen Zukunft.


Gott, du bist ein gerechter Gott.

Wir bitten Dich für die mutigen Menschen im Iran, sie beim Kampf für ihre Rechte zu stärken. Dass ihr Streben nach Freiheit sie in ein selbstbestimmtes Leben führt und Frieden und Gerechtigkeit in ihrer Heimat herrscht.

Gott, unterstütze uns bei der Verwirklichung eines gewaltfreien und unabhängigen Lebens überall auf der Welt.


Amen.




Überleitung zur Kranzniederlegung:


Wir gedenken der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft in dieser Stunde,

indem wir Kränze am Ehrenmal niederlegen:

Zunächst werden die Vertreter der Stadt Celle,

anschließend die Vertreter des Landkreises

und die Vertreter der Bundeswehr ihre Kränze niederlegen.

Alle weiteren Institutionen schließen sich an.

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