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Endlich wieder "richtige Polizistin sein" - Birgit Insinger verlässt Celle



CELLE. CELLE. Ob #Unfall, #Vermisstensuche oder #Mord - Birgit #Insinger war das Gesicht der Celler #Polizei. Als #Pressesprecherin stand sie fünf Jahre allen Medien Rede und Antwort. Ab dem 1.12. wird sie die neue Leiterin der Polizeistation Bad Bodenteich. Ihr #Nachfolger wurde heute gekürt: Dirk #Heitmann, der bisherige Vertreter in der Pressestelle.


Im Gespräch mit CELLEHEUTE blickt die #Polizeihauptkommissarin auf ihre Zeit zurück.

CH: Frau Insinger, was bewegt Sie, nach so vielen Jahren Celle zu verlassen? Birgit Insinger: Ich bin jetzt seit fünf Jahren auf ein und demselben Dienstposten. Ich kam damals von der Polizeistation Unterlüß. Und ich hatte das ganz dringende Bedürfnis, mal etwas anderes zu machen. Was ganz Neues, was ich vorher noch nicht gemacht hatte. Ich war vorher schon auf ganz vielen verschiedenen Jobs innerhalb der Polizei und wurde dann die Sachbearbeiterin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Es geht mir jetzt genau wie damals. Ich habe jetzt wieder den Wunsch, mich zu verändern und deswegen werde ich jetzt Leiterin der Polizeistation in Bad Bodenteich. Ein bisschen auch „back to the roots“, denn in war in den Neunzigern schon mal dort in der Gegend eingesetzt. Und wieder richtige Polizeiarbeit eben.

CH: Wie wird man das? Bewirbt man sich einfach, oder sagt Innenminister Pistorius: da ist was frei, geh da mal hin?

Birgit Insinger: Es gibt bei der Polizei Niedersachsen bestimmt 100 verschiedene Berufe, von Hundeführer über IT-Spezialist, über Pressesprecher bis hin zu Leiter einer Verfügungseinheit, Verkehrssicherheitsberater, Ermittler oder Einsatz und Streifendienst. Behördenintern findet man in einer Art „Stellenbörse“ Ausschreibungen für viele verschiedene Dienstposten und da kann man sich dann drauf bewerben. Und unsere Behörde bzw. Dienststelle entscheidet dann in einem Auswahlverfahren unter den Bewerbern, wer wo hingeht und wer was macht.


"Der erste Kontakt mit Presse war ein Alptraum"

CH: Und Sie haben sich dann auf mehrere Stellen beworben, die Ihnen gefallen könnten? Birgit Insinger: Ich habe mich tatsächlich nur auf diese eine Stelle beworben und es hat sofort geklappt. Damals beim Wechsel aus Unterlüß nach Celle war das etwas anders. Ich wurde direkt gefragt, ob ich Interesse hätte und aufgefordert, mich zu bewerben. Ich hatte vorher keinerlei Berührung zur Presse gehabt oder zur Öffentlichkeitsarbeit und bin total ins kalte Wasser gesprungen. Aber das ist bei der Polizei tatsächlich ganz oft so, dass man dann "Learning on the Job" betreibt und dann so nach und nach ein Fachexperte wird in seinem Bereich.


CH: Wissen Sie noch, wie es damals war, die ersten Kontakte zu den "Pressefuzzis"?


Birgit Insinger: Das war ein Alptraum. Es war tatsächlich so, dass ich nicht wusste, wie es geht. Von Anfang an klingelte das Telefon und die Anfragen waren da, die ich dann irgendwie beantworten musste. Ich musste in den ersten Wochen viel improvisieren und bei Kollegen nachfragen. Aber man wächst rein in die Arbeit, genauso wie in die anderen Dienstposten auch, die ich vorher schon hatte.

CH: Wie blicken Sie auf die Zeit "mit der Presse" zurück?

Birgit Insinger: Also ich habe mich als eine Person gesehen, die auf einem Serviceposten sitzt - zum einen als Auskunftsdienstleistung für die Journalisten, aber auch als Servicedienstleister für meine Kollegen. Denn auch die kommen auf mich zu mit bestimmten Anliegen, z. B. mit der Bitte um Zeugenaufrufe, um ihre eigentliche polizeiliche Kernaufgabe erfüllen zu können und Straftaten aufzuklären. Das war für mich von vornherein selbstverständlich, dass ich da so viel Auskunft gebe wie möglich, aber natürlich auch mit Grenzen versehen, sodass man die polizeiliche Ermittlungsarbeit nicht gefährdet. Und natürlich sind Absprachen mit anderen Behörden enorm wichtig, wie z. B. mit dem Landkreis oder der Staatsanwaltschaft.


Wenn man zur Ruhe kommt, wird klar, welch eine Tragödie sich da zugetragen hat


Ab 1.12. neuer Pressesprecher der Polizeiinspektion Celle: Dirk Heitmann


CH: Wurden Sie auch manchmal enttäuscht, dass Sie irgendwem vertraut hatten und dann kam es doch raus? Birgit Insinger: Nur selten und dann mit einer sehr großen überörtlichen Zeitung mit weißer Schrift im roten Kasten.


CH: Tatsächlich? Das Klischee wurde erfüllt?


Birgit Insinger: Ja, da gab es schon manchmal so Dinge, die waren nicht ganz so gut gelaufen. Inzwischen mag es vielleicht besser sein. Auch da hat ja das Personal gewechselt. Mit der örtlichen Presse habe ich sehr, sehr gut und positiv zusammengearbeitet und es haben sich auch persönliche Netzwerke ergeben, die dann auch dazu geführt haben, dass ein gewisses Vertrauensverhältnis entstanden ist und man sich gegenseitig auch mal unter der Hand was sagen konnte.


"Celle wird immer schlimmer"

CH: Welche Ereignisse bleiben Ihnen im Gedächtnis? Birgit Insinger: Es gab tatsächlich mehrere: Für mich persönlich war die Vermisstensache Isabella eine Riesen Herausforderung, gerade auch vor dem Hintergrund, dass wir ein Kapitaldelikt vermutet hatten und bundesweites Medieninteresse herrschte. Wir waren in größter Sorge und haben alles gegeben dafür, dass sie wiedergefunden wird. Das war ein großes Glücksgefühl, als es soweit war. Wir hatten auch gerade in den vergangenen Jahren Gewaltdelikte, zum Beispiel die Schüsse vor dem Amtsgericht oder der Überfall auf den Juwelier in der Innenstadt. Oder auch ganz, ganz schlimm das Tötungsdelikt an dem jugendlichen Arkan. Das waren ganz belastende Ereignisse. In dem Moment wird mir die Belastung gar nicht so bewusst, sondern ich stecke ja dann mitten in der Arbeit und muss entsprechend funktionieren. Aber im Nachhinein, wenn man dann ein bisschen zur Ruhe kommt, wird klar, welch eine Tragödie sich da zugetragen hat und was die für die Menschen und vor allem Angehörigen bedeutet.

CH: Nahezu keine Polizeimeldung ohne Facebook-Kommentar "Celle wird immer schlimmer". Entspricht das wenigstens ansatzweise der Realität?


Birgit Insinger: Nein. Also ich bin ja nun seit 36 Jahren Polizistin und die meiste Zeit davon hier auch im Bereich Celle. Es ist nicht so, es gibt "Aufs und Abs", natürlich gibt auch besondere, herausragende Einsatzlagen, aber im Grunde genommen ist das meiste Alltagsgeschäft und das macht auch viel Arbeit. Und ja, bestimmte Einsätze wiederholen sich eben auch immer wieder.


Manchmal weiß CELLEHEUTE eher etwas als die Pressestelle

CH: Sind wir vielleicht mit der Einführung der Online-Medien in Celle mit schuld daran, dass man den Eindruck hat, dass mehr passiert, weil wir schneller berichten?

Birgit Insinger: Also das hat sich natürlich extrem verändert. Auch wir als Polizei, gerade in der Pressestelle, müssen dadurch sehr viel schneller werden. Früher war das so, da hat man mindestens einen Tag Zeit gehabt, bis man dann Informationen rausgegeben hat. Das ist jetzt manchmal so, dass CELLEHEUTE eher etwas weiß als ich von der Pressestelle und ich mir die Informationen auch erst besorgen muss. Denn man ist natürlich nicht immer am Funkgerät - man geht ja auch mal in die Küche und holt sich einen Kaffee. Und gerade dann kann irgendwas passieren, was man gar nicht mitbekommt. Und dann überschlagen sich manchmal die Ereignisse und man kommt kaum noch hinterher.


CH: Haben Sie eher ein weinendes oder ja ein lachendes Auge, wenn Sie Celle verlassen?

Birgit Insinger: Sowohl als auch. Ich hinterlasse hier einen ganz tollen Kollegenkreis und freue mich aber auch auf die neue Aufgabe und darauf, wieder "richtige Polizistin" sein zu können. Ich bin wieder richtig nah am Bürger und am Einsatzgeschehen dran.


CH: Obwohl Sie Chefin der Dienststelle werden?


Birgit Insinger: Das meiste wird Organisationsarbeit und Vorgangskontrolle sein aber dennoch kann es vorkommen, dass ich mit rausfahre und Einsätze bearbeite.

CH: Was ist Ihnen noch wichtig zu sagen? Birgit Insinger: Ich habe in den vergangenen fünf Jahren versucht, die Pressevertreter mit allen nötigen Informationen zu versorgen, möglichst schnell und möglichst umfassend. Und es war mir wichtig, auch auf unsere eigenen Social Media Seiten voranzutreiben, auf Facebook und Instagram und Twitter die Menschen mitzunehmen und zeitnah zu informieren. Mittweile auch mit einem tollen Social Media Team an meiner Seite. Meinem Nachfolger wünsche ich viel Glück, Erfolg und eine ebenso gute und lehrreiche Zeit, wie ich sie hier in Celle erleben durfte.

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