
CELLE. Drei Ausschüsse allein im März, und immer ging es um Toiletten. Nur zu begrüßen, mögen manche Celler sagen, die die Situation der öffentlichen WC-Anlagen in der Stadt seit Jahren bemängeln. De facto jedoch kein Hinweis auf Lösung des Problems. Um den bereits im November 2019 vom Rathaus angekündigten großen Wurf, nämlich ein „gesamtstädtisches Toilettenkonzept, das 7 Standorte für moderne und behindertengerechte sanitäre Anlagen umfasst“, ging es nicht.
Lediglich ein Detail des großen Ganzen in Gestalt einer Satzung zwecks Erhebung von Gebühren für die Anlagen am Bomann-Museum war von der Verwaltung auf die Tagesordnungen des Umwelt-, Bau- und Wirtschaftsausschusses gesetzt worden. Grundsätzlich haben die politischen Vertreter in ihrer Mehrheit keine Einwände gegen die Installation von Bezahlautomaten, um 0,50 Cent pro Nutzung zu entrichten. Vorschläge zur Optimierung der Satzung wie eine mehrmalige Reinigung am Tag (Unabhängige) oder die Möglichkeit, bargeldlos zu bezahlen (CDU), wurden unterbreitet.
Die mangelhafte Gesamtsituation, wonach die vorhandenen Sanitäreinrichtungen dringend sanierungsbedürftig sind und bisher kein Ersatz geschaffen wurde für die Schließung der öffentlichen WCs in der Neuen Straße, sprach kein Politiker an, sondern ein beigeordnetes Mitglied des Umweltausschusses: „Bezahlen bringt uns nicht weiter, die Menschen mit Behinderungen können die nicht nutzen. Was ist mit den Bahnhofstoiletten? Man muss das ganze Thema betrachten“, sagte Hans-Gerhard Grote vom Seniorenbeirat, verwies auf die Stadt Reutlingen als Vorbild für eine gute Regelung in dieser Hinsicht und fügte hinzu: „Ich hörte, es sei etwas in Planung.“ Die Ausschuss-Vorsitzende Juliane Schrader bestätigte: „Die Verwaltung arbeitet dran, das weiß ich.“
Anfang des Jahres hatte der Oberbürgermeister selbst das Thema wieder in das Interesse der Öffentlichkeit gerückt. In einem Interview mit der CZ hatte Dr. Jörg Nigge geäußert, es sollten neue öffentliche Toiletten am Schlossplatz eingerichtet werden: „Entweder nehmen wir dafür das alte Koschick-Häuschen oder wir bauen direkt daneben etwas ganz Neues.“ Die Aussagen überraschten, die Ratsmitglieder waren nicht in Kenntnis gesetzt und die Pläne in keiner Ausschuss-Sitzung präsentiert worden. Eine CH-Anfrage bei den Fraktionsvorsitzenden im Januar erbrachte dieses Ergebnis.
Und was hat sich seither getan? Die Presseabteilung des Rathauses kann den aktuellen Stand nicht wiedergeben, ihr fehlen die Informationen aus der Fachabteilung. Am Donnerstag tagt der Rat, auf der Tagesordnung findet sich weder der Satzungsbeschluss zur Gebührenerhebung für die öffentlichen Anlagen am Bomann-Museum noch ein „gesamtstädtisches Toilettenkonzept“.