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Deutsch-albanische Lesung mit Bekim Morina


Bekim Morina. Fotos: Rainer Schiedung

CELLE. Im Kanzleicafé war es ein Fest für und mit Bekim Morina, dem Lyriker aus dem Kosovo, es war eine Feier der Literatur. Morina las aus seinem zweisprachigen Gedichtband „Etwas Besseres als den Tod“, albanisch und deutsch.


Zahlreiche ZuhörerInnen waren der Einladung der Ernst-Schulze-Gesellschaft gefolgt, um Bekim Morina zu hören. Er ist studierter Sprachwissenschaftler, aber auch Dichter, und lebt seit fast 20 Jahren in Celle, zusammen mit seiner Frau Bafta Fejzullahu, ebenfalls Autorin. Albanisch ist seine Muttersprache. Geboren 1972 in Prizren, studierte er 1993 bis 1997 in Pristina Literaturwissenschaft und Albanisch, zeitweise im Untergrund. Damals konnte er zwei erste Bände mit Gedichten veröffentlichen.


Die kriegerischen und nationalistischen Auseinandersetzungen nach dem Zusammenbruch Jugoslawiens bedeuteten für Morina Verfolgung, Gefängnis und Folter, hatte er sich doch auch politisch betätigt. Schließlich gelang ihm 1998 zusammen mit seiner Frau die Flucht. Nach Aufenthalten und auch Internierungen in sieben europäischen Ländern gelangten sie schließlich nach Deutschland. Ab 1999 lebten sie als Flüchtlinge in Niedersachsen. Es war ein Glücksfall, dass der Lyriker Oskar Ansull hier mit ihnen in Kontakt kam.


Er und die RWLE Möller Stiftung ermöglichten, dass 2006 ein zweisprachiger Gedichtband erschien, aus dem Bekim Morina jetzt las. Oskar Ansull und die Übersetzerin Oda Buchholz hatten damals in langer Arbeit und in unzähligen Gesprächen zu zweit und zu dritt die albanischen Gedichte ins Deutsche übertragen. Für Bekim Morina war es, wie er heute sagt, „eine einmalige Erfahrung“.


Als Erstes stellte der Lyriker das fünfstrophige Gedicht „Im alten Nest“ vor, auf Albanisch zuerst, dann auf Deutsch. Das Thema ist die Trauer, die Klage über die Einsamkeit, auch das Alter, denn Freunde und die einst große Gemeinsamkeit sind unwiederbringlich verloren. Sehr anschaulich wird die Klage dadurch gemacht, dass ihr Ort das jetzt fast leere Café ist, in dem das Ich sitzt, zuletzt aber doch schreiben will und eine Runde – für wen aber? – aufs „Wohl“ auszugeben bereit ist. Das Gedicht ist im albanischen Original streng in Versmaß und Reim. Bekim Morina trug die Strophen sehr nachdrücklich vor, Emotion verband sich mit strukturbewusster Konzentration.


Das zweite von ihm vorgestellte Gedicht, diesmal nur auf Deutsch, hat den Titel „Testament“. Es ist zum einen durch seine Länge –54 Strophen – außergewöhnlich, zum anderen dadurch, dass seine erste Strophe und damit wohl auch das inhaltliche Konzept schon im Kosovo entstanden. Hier klagt das Ich, das als ein bereits Gestorbener spricht, nicht über den eigenen Tod, sondern es preist seine jetzige Unabhängigkeit, seine „Freiheiten“ von aller Liebedienerei, Anpassung, Karrierestürmerei. Ein Gedicht, das alle Zuhörenden nachdenklich stimmte, sie einbezog.


Das „Testament“ unterscheidet sich von den meisten übrigen Übertragungen dadurch, dass auch die deutsche Fassung durchgehend gereimt ist. Bekim Morina schilderte, dass dies ursprünglich nicht beabsichtigt gewesen sei, dass sich hier die Reime aber schon bald wie von selbst eingestellt hätten, der Rhythmus habe es so haben wollen. So hätten alle drei Beteiligten dann dieses Ergebnis bejaht.


Weitere Gedicht-Themen Morinas sind noch konkretere Gesellschaftskritik, Liebe, Sehnsucht nach der Heimat wie auch Selbstvergewisserung als Autor, als Poet. Die Zuhörenden blieben fasziniert von der Verve seines Vortrags. Den Vorschlag, es mögen doch abwechselnd die Gedichtstrophen in beiden Sprachen rezitiert werden, griff Bekim Morina auf, und Elke Haas stellte sich gern für den Vortrag der deutschen Übersetzung zur Verfügung. So wurden u.a. die Gedichte „Gefühlsduselei“, „Frag mich nicht“, „Grabinschrift“ und „Unser Park“ rezitiert und fanden größte Aufmerksamkeit. Fragen aus dem Publikum führten schließlich zu einem intensiven Gespräch mit dem Autor.






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