Demenz verstehen und begegnen: Vortrag in Wathlingen informiert und sensibilisiert
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- 31. März
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WATHLINGEN. Was ist eigentlich Demenz – und wie kann man ihr begegnen? Dieser Frage widmeten sich 34 interessierte Gäste beim Vortrag von Frank Neumann im 4G-Park. Eingeladen hatte der SoVD-Ortsverband Wathlingen, der mit dieser Veranstaltung nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch ein Zeichen für Aufklärung und Miteinander setzen wollte.
Nach einer kurzen Begrüßung durch Jens Meyer, den 1. Vorsitzenden des Ortsverbands, übernahm die 2. Vorsitzende Beate Sydow die weitere Moderation des Nachmittags. Sie organisierte diesen Nachmittag und freute sich sehr über die zahlreichen Besucher, lud dazu ein Fragen zu stellen und stellte den Referenten vor.
Frank Neumann ist engagiertes Mitglied der Celler Demenz Initiative (CDI), einem starken Netzwerk, das Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen begleitet, berät und in der Region gut vernetzt. In seinem Vortrag stellte er zunächst die Ziele der Initiative vor: Die Enttabuisierung des Themas, die Förderung sozialer Teilhabe, die Unterstützung von Angehörigen und die Qualifizierung von Fachkräften stehen im Mittelpunkt der Arbeit. Wichtige Bausteine sind dabei auch die Selbsthilfegruppen IPAX (für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz) und DeJuAn (Selbsthilfegruppe für pflegende Angehörige von jüngeren Menschen mit Demenz – unter 65 Jahre).
Anschließend führte Neumann die Zuhörerschaft in die medizinische Diagnostik ein: „Wenn der Verdacht auf eine beginnende Demenz besteht, beginnt der Weg zur Klarheit mit fünf aufeinander aufbauenden Schritten“, erklärte er. Meist beginnt die Reise beim eigenen Hausarzt und geht danach weiter zu einem Neurologen. Zu den klassischen Schritten innerhalb der Diagnostik gehören die persönliche und familiäre Anamnese von Risikofaktoren, eine gründliche neurologische Untersuchung, neuropsychologische Tests zur Einschätzung der geistigen Leistungsfähigkeit, bildgebende Verfahren wie MRT oder CT und – in ausgewählten Fällen – moderne Biomarkeruntersuchungen. Oftmals müssen nicht alle Schritte durchlaufen werden, um Klarheit zu bekommen. Ergänzend wies er darauf hin, dass man zunächst selbst auf mögliche Ursachen achten sollte: zu geringe Flüssigkeitszufuhr, ein Vitamin-B-Mangel oder Eisenmangel können ähnliche Symptome wie eine Demenz hervorrufen.
Auch die verschiedenen Formen von Demenz waren Thema. Neumann erklärte, dass hirnorganische Demenzen den Großteil der Diagnosen ausmachen und sich weiter unterteilen lassen in neurodegenerative Formen wie Alzheimer, vaskuläre Formen durch Durchblutungsstörungen und Mischformen beider Varianten. Nur etwa zehn Prozent entfallen auf nicht-hirnorganische Demenzen, etwa bei Depressionen oder Stoffwechselstörungen.
Wann spricht man eigentlich von einer Demenz? Auch das beantwortete Neumann eindeutig: Wenn über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten ein Verlust
geistiger Leistungsfähigkeit besteht und zeitgleich die normalen Abläufe des täglichen Lebens merklich beeinträchtigt sind, kann eine Demenzdiagnose gestellt werden. Er erläuterte das am Beispiel, wie viele Schritte es benötigt, um z.B. ein Frühstück zuzubereiten.
Einen besonders berührenden Teil des Nachmittags bildeten Neumanns Ausführungen zur Kommunikation mit demenziell veränderten Menschen. Seine Antwort auf die Frage, wie man sich verhalten solle, war ebenso einfach wie herausfordernd: “Normal.” Wer im Umfeld Veränderungen bemerkt, sollte diese offen ansprechen, das Umfeld einbeziehen und gemeinsam nach unterstützenden Wegen suchen. Ein schönes Beispiel: Wenn jemand weiterhin selbst Brötchen holen möchte, dabei aber zunehmend länger braucht, kann man den Bäcker einweihen und um Geduld bitten – oder über eine wöchentliche Abrechnung durch die Familie nachdenken. Denn, so Neumann mit Nachdruck: Ein demenziell veränderter Mensch ist nicht automatisch entmündigt. Ein gewisses Lebensrisiko gehört zum Menschsein dazu – und lässt sich nicht vollständig absichern.
Zum Abschluss richtete der Referent den Blick nach vorn: Demenz ist nicht nur ein Schicksal – ihr kann auch vorgebeugt werden. Besonders hob er den Stellenwert sozialer Kontakte hervor: „Begegnung bringt Leben“, sagte er. Gemeinsames Musizieren, Gastgeber sein, Gedichte auswendig lernen oder das Erlernen eines Instruments im Alter – all das kann helfen, das Risiko einer Demenzerkrankung zu verringern. Diese Aussagen stehen im Einklang mit den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die neben geistiger Aktivität auch körperliche Bewegung, gesunde Ernährung, gute Schlafqualität, den Verzicht auf Tabak sowie die Behandlung von Bluthochdruck und Depressionen als zentrale Maßnahmen zur Demenzprävention nennt.
Für seinen fachlich fundierten und zugleich menschlich berührenden Vortrag erhielt Frank Neumann viele lobende Worte aus dem Publikum. Als Zeichen des Dankes überreichte ihm der SoVD-Ortsverband Wathlingen eine Spende zugunsten der Celler Demenzinitiative sowie als persönliches Präsent ein Glas deutscher Imkerhonig.
Wer aktiv bleibt, sich regelmäßig austauscht und die Angebote im Ort nutzt, stärkt seine geistige Gesundheit und Lebensfreude. Mitglied im SoVD-Ortsverband Wathlingen zu sein und an den vielfältigen Veranstaltungen teilzunehmen, macht nicht nur Freude – es ist auch gelebte Demenzprävention.
Text: SoVD OV Wathlingen