CELLE. Nach der Bundestagswahl richten verschiedene Akteure aus Wirtschaft, Kultur und Kommunalpolitik ihren Blick auf die kommenden Herausforderungen. Auch in Celle hoffen Akteure auf Kultur, Wirtschaft und Politik auf eine schnelle Regierungsbildung.
Bürgermeister warnt: Kommunen nicht vergessen
"Dass sich in dieser Phase, wo wir seit mehreren Monaten ohne Parlamentsmehrheit sind, und damit in einer Art Stagnation verharren, noch acht Wochen Zeit genommen werden soll, um eine funktionsfähige Regierung zu bilden, halte ich für grob fahrlässig", kritisiert Celles Oberbürgermeister Jörg Nigge. Dafür gäbe es zu viele drängenden Probleme.
"Dass sich in dieser Phase, noch acht Wochen Zeit genommen werden soll, um eine funktionsfähige Regierung zu bilden, halte ich für grob fahrlässig"
In dem Zusammenhang nennt er Themen wie Wirtschaft, Sozialleistungen, Wohnraum und Migration. "Nicht zu vergessen, dass es noch immer keinen beschlossenen Bundeshaushalt gibt und wir Kommunen damit komplett in der Luft hängen, was zum Beispiel Zuwendungen und Förderungen anbelangt, die wir für unsere Projekte dringend benötigen." Immerhin: Die Wahlbeteiligung war auch in Celle hoch. Insgesamt 82,4 Prozent der Bürger gingen zur Wahlurne.
Wirtschaft fordert schnelle Reformen
Nicht nur die Kommunen, sondern auch die Wirtschaft hofft auf einen schnellen Neustart. "Oberste Priorität muss sein, einen Haushalt für 2025 zu verabschieden, um Handlungsfähigkeit zurückzugewinnen", sagt Johannes Knauf, Leiter der IHK-Geschäftsstelle Celle. Die Liste der Wünsche ist lang: Bürokratieabbau, Infrastrukturausbau, ein Sofortprogramm für wettbewerbsfähige Energiepreise oder die Gewinnung von Fach- und Arbeitskräften. "Die Politik sollte wieder mehr auf Vertrauen in die Wirtschaft setzen, anstatt die Innovationskraft der Unternehmen mit immer neuen Regelungen auszubremsen. Nur so können wir die Standortattraktivität langfristig sichern."
„Sowohl gesellschaftlich als auch bei den wirtschaftlichen Grundüberzeugungen ist Deutschland offenkundig gespalten.“
„Sowohl gesellschaftlich als auch bei den wirtschaftlichen Grundüberzeugungen ist Deutschland offenkundig gespalten“, sagt Jörg Bode, Vorstandsvorsitzender vom Netzwerk "Unternehmer Celle". Der FDP-Politiker sieht die neue Regierung in der Pflicht, "für den Einzelnen kurzfristig wirtschaftlich spürbare Erfolge" zu erzielen, um breite Akzeptanz in der Gesellschaft zu sichern. Vor allem die Energiepolitik bereitet dem einstigen niedersächsischen Wirtschaftsminister Sorgen: „Wenn nicht schnellstmöglich die Energiepreise wieder vom Kopf auf die Füße gestellt werden, werden sich Abwanderungen und Unternehmensschließungen derart beschleunigen, dass wir es auch in einem Jahrzehnt nicht wieder rückgängig machen können.“
Kultur ruft zur Zusammenarbeit auf
Für die Kultur bedeutet das Wahlergebnis aber auch eins: Hoffnung. Andreas Döring, Intendant des Celler Schlosstheaters, sieht im Wahlergebnis eine Chance für die Politik: "Ich interpretiere darin eine Aufforderung an die politisch Verantwortlichen, Koalitions- und Kooperationsabsichten anhand der verbindenden Ziele künftig in den Mittelpunkt zur Wahl stehender Politik-Angebote zu stellen." Um die gemeinsamen Herausforderungen zu bewältigen, sollten konkrete Maßnahmen anstelle von Spaltung oder Pessimismus treten. Für die Kultur bedeutet das eine Fokussierung auf die konstruktiven Kräfte von Menschen. "Kultur sollte den Optimismus als Ausdruck des Willens stärken, um aus einem optimistischen Anspruch heraus die weiteren Entwicklungen und Moden kritisch zu begleiten."
