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Verfälschter Honig - Imkerei "am Rande der Schieflage"

Foto: Alexander Kassner


BERLIN/MÜDEN. Laut der kürzlich veröffentlichten Untersuchung „From the hives“ der European Commission for Food Safety (*1) wurde nach einer Kontrolle von 320 Importhonigen in 147 Proben dieser sogenannten „Honige“ ein Zusatz von billigem Zuckersirup nachgewiesen. Die Fälschungsquote hat sich im Vergleich zum letzten Untersuchungszeitraum der EU Kommission (2015 bis 2017) nahezu verdreifacht. Honig gehört also weiterhin zu den am häufigsten verfälschten Lebensmitteln auf dem deutschen Markt, mahnt der Müdener Imkermeister Klaus Ahrens.

Den in den Ladenregalen drastisch zunehmenden verfälschten Konkurrenzprodukten stehen die Deutschen Berufs- und Erwerbs-Imkereibetriebe nach eigenen Angaben ebenso machtlos gegenüber wie die Verbraucher, die den Betrug gar nicht erkennen können. Importierter verfälschter “Honig“ wird zu Preisen von 2,17 € je kg gehandelt und kostet verarbeitet im Laden in etwa die Hälfte von hochwertigem einheimischem Honig.

Auch für Imkereien sind die Betriebskosten in den vergangenen Monaten spürbar angestiegen. Die Energiekrise hat die Zuckerpreise nach oben getrieben und Imkereien in Deutschland bezahlen für das Futter ihrer Bienen derzeit zwischen 1,50-2 € pro kg und damit fast das Doppelte im Vergleich zum Vorjahr. Hinzu kommen all die anderen ebenfalls stetig steigenden Kosten, von denen für Imkereien vor allem die Kosten für Gläser, ihre technische Einrichtung und den Transport zu Buche schlagen.

Laut Aussage von Klaus Ahrens, Vize-Präsident des Deutschen Berufs und Erwerbs Imker Bundes (DBIB), seien die Produktionskosten für Honig in Deutschland im letzten Jahr zwischen 30 und 40% angestiegen.


Dem gegenüber stehe der Druck von Seiten der Verbraucher, denen eine Preissteigerung, die höher ist als 10-15%, nicht vermittelt werden könne, wenn gleichzeitig billige gefälschte Konkurrenzprodukte aus dem Ausland unter der Bezeichnung „Honig“ auf dem Markt angeboten werden, die zudem nicht als Fälschung erkennbar sind. Oft wird auch der deutsche Honig aus dem Hobbybereich günstiger als der Honig aus den Berufsimkereien angeboten; vor allem, weil die wahren Personalkosten bei der Freizeittätigkeit meist nicht berücksichtigt würden.

Die in der Landwirtschaft übliche staatliche Unterstützung gebe es für die Berufsimkerei bislang nicht, obwohl sie in anderen Belangen traditionell dem Landwirtschaftssektor zugerechnet wird. Angesichts dieser Sachlage stehen die ca. 5000 deutschen Berufs- und Erwerbsimkereien aktuell vor großen finanziellen Herausforderungen.

Dem fügt die Studie Biodiversität der Allianz vom 7. März 2023 (*2) ein bislang wenig beachtetes Risiko im Finanzwesen hinzu: den Verlust der biologischen Vielfalt. In dieser Studie wurde u.a. errechnet, dass ohne Bienen jedes Jahr Verluste von 3 Mrd. USD für die gesamte deutsche Wirtschaft drohen.

Der Berufsverband der deutschen Imkereien, der DBIB, fordert darum sowohl zum Schutz der Verbraucher als auch zugunsten der Rentabilität der heimischen Erwerbsimkerei:

- alle aufgrund der EU-Untersuchungen nachweislich fälschenden Marktakteure vom Honigimport in die EU und damit auch nach Deutschland auszuschließen.

- eine Pflicht die Herkunftsländer von Honig in prozentualen Anteilen auf dem Honigglas angeben zu müssen.

- die Einführung einer transparenten, für Verbraucher verständlichen Deklaration der Inhaltsstoffe von Honigmischungen auf dem Honigglas; siehe: EU Richtlinie über Honig 2001/110/EG Artikel 2 Absatz 4.a).

- ein Identifikationscode auf dem Honigglas für jeden eingemischten Honig, um Honigmischungen nachverfolgbar zu machen.

- die Kennzeichnung von nicht durch Bienen dehydriertem Honig. Denn er reift nicht auf den Bienen und die für echten Honig so typischen, flüchtigen Aromen können bei der künstlichen Dehydrierung entweichen; siehe: EU Richtlinie über Honig Anhang I Absatz 1.

Annette Seehaus -Arnold, Präsidentin des Deutschen Berufs und Erwerbs Imker Bundes (DBIB) ruft die Politik und die zuständigen staatlichen Stellen vor diesem Hintergrund eindringlich dazu auf: „Nehmen Sie den Verbraucherschutz in Bezug auf Honig nach der alarmierenden Untersuchung der EU Kommission endlich ernst und schützen Sie die hiesige Erwerbsimkerei, bevor es sie nicht mehr gibt.“


Weiterführende Information

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