EICKLINGEN. Mit einem traditionellen „Halali halali“ wurden am vergangenen Sonnabend 15 Jagdreiter und -reiterinnen in die Sandlinger Berge geschickt und nach einem gut dreistündigen Gelände-Ritt von Viviane Stones, erste Vorsitzende des Reit- und Fahrvereins Eicklingen, mit den Klängen der Jaghornbläser vom Hegering Flotwedel wieder willkommen geheißen. Dieser aus der Jägersprache stammende Gruß klang in den Ohren der vielen jungen Zuschauenden, die auf zwei Planwagen mitgefahren waren, fremdartig. „Halali was?“, fragte so auch gleich die neunjährige Pia. „Halali ist ein aus dem Französischen stammender Ruf, der das Ende der Jagd einläutet. Darum geht es uns, wir wollen Traditionen und Brauchtum pflegen und diese auch dem Nachwuchs näherbringen“, erläuterte Sarah Wilke, die als Freizeitwartin die Veranstaltung organisiert hatte. Sie selbst führte das Reiterfeld an, das ohne Sprünge den rund 18 Kilometer langen Ausritt absolvierte. Auch ihre Tochter Lea, die im vergangenen Jahr sogar Vereinsfuchs geworden war, nahm als jüngste Teilnehmerin mit gerade einmal elf Jahren auf ihrer Stute Rubi an der Jagd teil.
Eine großartige Leistung – schließlich ging es im schnellen Galopp in einem großen Teilnehmerfeld, das so manches Ross nervös werden lässt, um enge Kurven und über hügeligen Untergrund. Die Reiterinnen und Reiter, die zudem über Hindernisse sprangen, wurden von Lara Prieß angeführt. Sich dabei stets im Sattel und das Pferd unter Kontrolle zu halten, erfordert reiterliches Können und eine Portion Mut und Gelassenheit. Auch beim abschließenden traditionellen Ausreiten des Fuchses bedarf es einer gewissen Risikobereitschaft. Was einer Art Wettlauf zu Pferd gleicht, dient dazu, den Sieger der Jagd auszumachen. Wer nach dem Galopprennen als erster über die imaginäre Ziellinie reitet, darf sich den bunten Fuchsschwanz an der Schulter befestigen. In diesem Jahr war Juliane Backhus mit Laurencis die umjubelte Siegerin. Diese Abwandlung, den Fuchs bei einer Jagd zu verfolgen und die sogenannte „Lunte“ von der Schulter zu greifen, ist auf die eigentliche Tradition des Jagdreitens zurückzuführen, bei der es darum ging, echte Füchse zu Pferd zu erlegen. Vor allem in England gilt die Jagd noch heute als besonderes Freizeitvergnügen.
Vergnüglich war es auch für die zahlreichen Gäste, die beim Abritt, dem sogenannten jagdlichen Stelldichein, in der Pause oder beim Ausritt des Fuchses zugeschaut hatten. Start und Ziel des Austragungsortes war die Wiese am Funkturm zwischen Eicklingen und Wienhausen, die Thorsten Hohnemann dem Verein zur Verfügung gestellt hatte. Ausgelassen war die Stimmung zudem auf den zwei Planwagen, die von Wilfried Hilse und Moritz Stones durch die Feldmark gefahren wurden. Denn auch das gemütliche Beisammensein ist fester Bestandteil einer Jagd. Und so versammelten sich zum Abschluss rund 60 gut gelaunte Personen im Reiterstübchen des Reitvereins, um Grünkohl und Bregenwurst zu essen. Ein Gericht, das viele Kinder heute ebenso gar nicht mehr kennen. Pia vom Planwagen ließ es sich dennoch schmecken. Mit ihrem Pony Rieke würde sie im nächsten Jahr gern in einem ruhigen Zuschauerfeld mitreiten, um das jagdliche Reiten zu üben. Vielleicht wird sie dann in ein paar Jahren den Fuchsschwanz über der Schulter tragen. Traditionen werden im Reitverein Eicklingen schließlich großgeschrieben. Und so ist auch schon die nächste Jagd für das kommende Jahr terminiert: Diese findet am 1.11.2025 statt. Beim traditionellen Osterausritt am Karfreitag, 18.04.2025 sind ebenfalls Gäste und Zuschauer willkommen.
Text: Maren Teichmann