Nach der Wahl: Das sagen die Celler Bundestagskandidaten
- Audrey-Lynn Struck

- 26. Feb.
- 3 Min. Lesezeit

CELLE. Die Bundestagswahl hat auch im Wahlkreis Celle-Uelzen ihre Spuren hinterlassen. Die direkt gewählten und unterlegenen Kandidaten ziehen Bilanz – zwischen Ernüchterung, Hoffnung und künftigen Perspektiven.
Angela Hohmann (SPD): "Wir konnten nicht deutlich genug zu den Menschen durchdringen"
Angela Hohmann von der SPD zeigt sich zufrieden mit ihrem Erststimmenergebnis: "Ich konnte am Sonntag, aus meiner Perspektive, nur gewinnen. Den Wahlkreis oder mein Leben vor dem Bundestagsmandat." Das Zweitstimmenergebnis der SPD im Wahlkreis sei jedoch hinter den Erwartungen geblieben. "Wir konnten mit unseren Schwerpunkten leider nicht deutlich genug zu den Menschen durchdringen. Zu sehr wurde die öffentliche Debatte von dem Thema Migration beherrscht", erklärt sie. Zudem habe die negative Stimmung gegenüber Olaf Scholz eine Rolle gespielt.
Zum weiteren Vorgehen betont sie: "Zur Frage einer großen Koalition gehe ich davon aus, dass es zwingend eine Befragung der Parteibasis geben muss." Der SPD-Bundestagsfraktion wünsche sie nun viel Erfolg, der Celler Kommunalpolitik bleibt sie weiterhin erhalten.
Daniel Beer (Grüne): "Politik ist ein Marathon"
Daniel Beer von den Grünen hätte sich zwar ein besseres Ergebnis gewünscht, erkennt aber an: "Die Grünen haben bundesweit ihr zweitbestes Ergebnis überhaupt geholt." Er sieht das Wahlergebnis als Auftrag für Veränderung. "Die großen Krisen – Klima, soziale Gerechtigkeit, wirtschaftlicher Wandel und Krieg – sind ja nicht weg. Ich glaube, die Gesellschaft erwartet jetzt vor allem Lösungen, die im Alltag spürbar was verbessern. Und das betrifft nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa." Dabei sei die Kommunikation zwischen Politik und Bevölkerung entscheidend, die Inhalte der Grünen müssten für die Menschen greifbarer werden. "Es reicht eben nicht, recht zu haben – man muss auch so kommunizieren, dass die Leute sich abgeholt fühlen."
Im Hinblick auf die neue Regierung fordert er entschlossenes Handeln: "Es kann nicht sein, dass wir weiterhin nur über Probleme reden, aber zu wenig passiert." Gerade beim Klima und der sozialen Sicherheit müsse mehr kommen. Daniel Beer selbst will weiter politisch aktiv bleiben: "Wahlen sind Momentaufnahmen. Politik ist ein Marathon. Und ich bleibe dran!"
Anja Schulz (FDP): "Eine bittere Niederlage"
Anja Schulz von der FDP zieht eine ernüchternde Bilanz: "Das Ergebnis zeigt eine bittere Niederlage für die Freien Demokraten." Die FDP wird im nächsten Deutschen Bundestag nicht mehr vertreten sein. Die Ampel-Regierung habe viele Probleme des Landes verschärft, und die FDP habe es nicht geschafft, ihre eigene Positionierung klar genug zu vermitteln. "Jetzt geht es darum, Fehler zu erkennen, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen und mit klaren, mutigen Positionen wieder sichtbarer zu werden."
Doch klar ist für sie auch: "Unsere Ideen sind deshalb nicht weniger richtig. Deutschland steht vor gewaltigen Herausforderungen – wirtschaftlich, gesellschaftlich, sicherheitspolitisch. Ohne mutige Reformen wird unser Land weiter an Wettbewerbsfähigkeit verlieren, die Steuerlast steigen und die soziale Sicherung instabiler werden. Ebenso die innere und äußere Sicherheit gefährdet bleiben." Trotz des Rückschlags bleibt sie zuversichtlich: "Diese Wahl war ein harter Rückschlag, aber sie ist kein Endpunkt. Deutschland braucht eine starke FDP."
Henning Otte (CDU): "Auftrag und Verpflichtung zugleich"
Der CDU-Politiker Henning Otte ist als einziger der Celler Bundestagskandidaten im neuen Bundestag vertreten (Artikel lesen). "Das Direktmandat gibt mir eine gute Rückendeckung, um die Interessen der Menschen aus dem Wahlkreis in Berlin gut vertreten zu können." Henning Otte verweist auf die nun anstehenden Gespräche zwischen CDU und SPD: "Voraussetzung für eine stabile Regierung ist ein gemeinsames Verständnis von der Lage, in der sich unser Land befindet und von den Herausforderungen, die vor uns liegen."
Thomas Ehrhorn (AfD): "Unsere Stimmen verdoppelt"
Die AfD hat ihre Stimmen knapp verdoppelt, ist mit 20,8 Prozent der Sitze zweitstärkste Kraft nach der CDU/CDU. Thomas Ehrhorn von der AfD sieht das Wahlergebnis als Bestätigung: "Wir haben unsere Stimmen verdoppelt, darüber können wir ganz stolz sein." Gleichzeitig betont er die Notwendigkeit einer "vernunftorientierten Politik" und dass Radikalität und Verrücktheit in der Partei nichts zu suchen habe. Seine politische Laufbahn sei nun noch nicht vorbei, er werde nun die jungen Bundestagsabgeordneten mitbetreuen und fachlich zur Seite stehen.
Er würde sich eine Koalition zwischen CDU und AfD wünschen. Das Wahlergebnisszeige, dass dazu zumindest Gespräche geführt werden sollten. Das lehnen aktuell CDU/CSU und deren Wählerschaft größtenteils ab. Umso entscheidender sei es für Thomas Ehrhorn deshalb, ein gemäßigtes Klima in der Partei zu schaffen und so in der Bevölkerung immer mehr zur akzeptierten Volkspartei zu werden.














