CELLE.40 Jugendliche aus drei verschiedenen Ländern, aus Sered in der Slowakei, Vercelli in Italien und den Gastgebern aus Celle, kamen in der vergangenen Woche am Gymnasium Ernestinum zusammen, um gemeinsam an einem Erasmus+ Projekt zum Thema Vielfalt und Toleranz zu arbeiten. In einer beeindruckenden Woche voller Erlebnisse und intensiven Austausches beschäftigten sie sich mit unterschiedlichen Aspekten von Chancen(un)gleichheit, Toleranz und den Gefahren des erstarkenden Extremismus in Europa.
Zum Auftakt reflektierten die Jugendlichen in einem Rollenspiel die fehlende Chancengleichheit in unserer Gesellschaft. Es macht eben doch einen Unterschied, ob man der Mehrheitsgesellschaft angehört oder sich durch Herkunft, Aussehen oder Einstellung von der “Norm” unterscheidet. Dabei wurden auch persönliche Erfahrungen und Erlebnisse ausgetauscht, die zu einem besseren Verständnis untereinander führten.
Ein zentraler Angelpunkt der Projektwoche war der Studientag in Bergen-Belsen, bei dem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vieles über die schrecklichen Gräueltaten während des Nationalsozialismus lernten. Besonders berührt wurden sie dabei von den Zeitzeugen-Interviews in der Ausstellung. So eindrücklich waren die Schilduerungen von Hass, Leid und Sterben. Das einhellige Fazit der Jugendlichen lautete: So etwas darf nie wieder geschehen.
Am Mittwoch wurde die Verbindung ins Heute gesucht. So setzten sich die Jugendlichen intensiv mit dem Thema Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit auseinander. Gerade nach den berührenden Einsichten aus Bergen-Belsen waren die Jugenlichen umso besorgter über die Tatsache, dass in so vielen Ländern Europas populistische und extremistische Gedanken wieder mehrheitsfähig werden.
Die Karikaturen-Ausstellung "Oh, eine Dummel", zusammengestellt und zur Verfügung gestellt von der CD-Kaserne und gefördert durch die Stiftung “Demokratie leben”, regte zu Diskussionen und Reflexionen über die Ursachen und Folgen dieser Problematik an, besonders im Hinblick auf die kommenden Europawahlen. Einigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer machten sich sogar daran, eigene Karikaturen zu erstellen. Dabei zeigten sie nicht nur ihr künstlerisches Talent, sondern setzten auch ein starkes Zeichen gegen Diskriminierung und Hass.
Als weitere Aktion produzierten die Jugendlichen Werbespots gegen Diskriminierung und für Toleranz. Ein besonderer Fokus lag auch auf der Werbung für die Teilnahme an den Europawahlen. Denn Europa, so waren sich alle einig, müsse weiterhin für Vielfalt, Freiheit und Frieden einstehen – gemeinsam. Spaltung und Ausgrenzung dürften hier keinen Platz einnehmen.
Ein Ausflug nach Hamburg, bei dem eine Hafentour zum Thema "Hoffnung Hafen" durchgeführt wurde, rundete die Projektwoche ab. Dabei beschäftigten sich die Jugendlichen mit globalen Problemen im Zusammenhang mit Handel und Migration. Hier ging es auch um die eigene Rolle in diesem Spiel: Fast Fashion und Umweltzerstörung wurden als zwei Beispiele in den Blick genommen, wo mehr globale Solidarität gebraucht würde.
Bei Musik und internationalem Buffet wurde schließlich gemeinsam gefeiert, ganz nach dem Motto: Live, laugh, love the Erasmus+ Family. Drei Länder, drei Sprachen, aber eine gemeinsame Vision.
Zum Abschluss zogen die Jugendlichen ein einstimmiges Fazit: Erasmus+ verbindet Menschen. Sie hatten in dieser Woche so viel miteinander erlebt, waren berührt und inspiriert. Jan, einer der Teilnehmer, trat vor die Klasse und sagte: "Dies war wahrscheinlich die beste Woche meines Lebens. Danke!" Die Projektwoche am Gymnasium Ernestinum hat bei den Jugendlichen nicht nur die Sensibilität für das Thema Vielfalt und Toleranz gestärkt, sondern auch die europäische Gemeinschaft und den Zusammenhalt unter den Teilnehmenden gestärkt.
Text:J. Habekost