top of page
Premium-Sidebar-Hintergrund-580x740.jpg
Mobil Krankenkasse_Premium Sidebar_Bild.png
Mobil Krankenkasse_Premium Sidebar_Text.png

Anzeigen

Werben-auf-CelleHeute_Mailadresse_300x160.jpg
ah_speckhahn_5_ford_puma_top_rectangler_300x160_NEU.gif
Charmant shoppen_2025000029696101R2.jpg

Kolumne Celle – ein Gedicht, Folge 12: »Feuerwerk«

Skyline von Celle

Von Adson Ulkner Schertz


Ich saß hinter der Stadtkirche St. Marien, das Kirchgebäude im Rücken, auf einem Bordstein und zuzelte Stück um Stück eine Handpizza von einem Papptellerchen, da drängten sich von links aus der verschwommenen Peripherie, vom Kunstmuseum her jene rotgelackten Stahlskulpturen Otto Pienes, die man »Feuerwerk für Celle« nennt, in mein Bewusstsein: neun Meter hohe Stachelungetüme, wie riesenhafte Comic-Streitkolben. Augenblicklich musste ich an das letzte echte Feuerwerk denken, das ich gesehen hatte: Im Sommer war ich zum Schützenfest nach Winsen an der Aller gepilgert, wo eine gewisse »Feuermalerei« eine formidable Pyrotechnik dargeboten hatte. Und jetzt hier an der Stadtkirche begann ich daher, das folgende lyrische Notat auf die Rückseite der Pizzapappe zu kritzeln:


[Feuerwerk für Celle]

Bunt flackernde Menschen im Dunkel,

Glitzern in Staunaugen, die auf Feuerwerk schauen.

Ganz verzaubert, das viele Publikum,

nächtlich aufgereiht an Allerwiesen.


Das Wesen des Feuerwerks liegt

im Werden und Vergehen und

im komponierten Gefüge des

Effektgewitters aus

Urknallen und Entropieanstieg.

Und Erwachsene sind wieder Kinder,

und alle sind eins im Bewundern.

Dagegen Otto Pienes Igel-Ufos,

rotgelackt stählern an Stielen:

kein Bummbummbritzel-Spektakel,

aber feuerblumig zum Schmunzeln.


Jetzt passierte aber das Schöne! Dort zwischen den Otto-Piene-Skulpturen geschah einkleiner Aufmarsch; eine Kindergruppe versammelte sich, vielleicht eine Grundschulklasse, vielleicht jüngere Schüler einer weiterführenden Schule.


Skulptur

Eine Frau, wohl die Lehrerin, die passend einen signalroten Mantel und eine

gleichfarbige Wollmütze angezogen hatte, hob eine Hand und hielt den Zeigefinger der

anderen an ihre Lippen. Es wurde relativ ruhig.


»Stachelraumschiffe von Aliens, die dicke tödliche Laserstrahlen auf die Erde schießen!«

»So, ihr Lieben, jetzt sagt doch mal: Was sehen wir denn hier?« Sie deutete freudig grienend, motiviert bis in die Haarspitzen, auf die stählernen Stachel-Oschis und antizipierte wohl, dass das Stichwort »Feuerwerk« schon genannt werden würde. Feuerwerkskörpergleich schoss der Zeigefinger eines Jungen in die Höhe.

»Ja, Jeremy?«

»Das sind zwei Morgensterne von zwei Riesen. Die ham sich damit gegenseitig totgeschlagen. Deswegen sind die so rot!«

»Iiiieh!«, schrien drei Mädchen.

»Gar nicht! Das sind Seeminen am Stiel!«, rief ein anderer Junge. Allgemeines Gelächter.

»Gibt es denn noch weitere Ideen?«, erkundigte sich tapfer die Lehrerin. Ein Mädchen mit Lockenschopf hüpfte flummiartig auf und nieder und wedelte mit einer Hand.

»Carla?«

»Das sind gaaanz giftige Seeigel, die einen dicken Strahl blutige Pipi machen!«

Lachgegröle und neuerliche »Iiiieh«-Rufe hielten sich in etwa die Waage. Die Lehrerin, soweit ich das erkennen konnte, rollte mit den Augen. Schnipsend meldete sich ein dritter Junge.

»Artem, was ist denn deine Idee?«, fragte die Lehrerin merklich kraftloser.

»Stachelraumschiffe von Aliens, die dicke tödliche Laserstrahlen auf die Erde

schießen!« Einige Kinder stimmten dieser Einschätzung lautstark zu. Das Gesicht der Lehrerin nahm langsam die Farbe ihrer Kleidung an.

»Also jetzt reicht's aber mal! Ihr könnt doch nicht immer nur Ideen mit Gewalt und Mord und Totschlag haben! Jetzt guckt euch diese Skulpturen hier noch mal ganz gut an!

… So. Und hat jetzt vielleicht jemand einen passenden Vorschlag? Was sehen wir hier?« Die Gruppe schwieg. Die Lehrerin schaute zwischen den Kunstwerken und ihren

Schülern hin und her. Da meldete sich ein Mädchen.

»Ja, Jolanthe?«

»Es sind zwei Klobürsten. Und die sind extra so stachelig, weil die sind für den ganz dollen Schmutz im Klo.« Gejohle und Gebrüll – und eine Lehrerin, die explodierte.

Beinahe ein Feuerwerk aus Menschen also.


Ich steckte meine gefaltete Pizzapappe in die Innentasche meiner Jacke und schlurfte

heiter von dannen. – Kinder: selbst heute noch haben sie gute Ideen!


Statue

An dieser Stelle erscheint vierzehntäglich, jeden zweiten Freitag, die Kolumne »Celle – ein Gedicht« von Adson Ulkner Schertz. Wir gehen davon aus, dass es sich bei dem Namen um ein – nun ja: ulkiges Pseudonym handelt. Die Kolumnentexte landen in analoger Form auf Papier bei uns im Redaktionsbriefkasten. Wir sind bemüht, jeden Text mit einem passenden Foto zu illustrieren. Der ersten Kolumne war als »Autorenfoto« dieses Bild beigefügt.

CELLEHEUTE

CELLEHEUTE – die crossmediale Online-Tageszeitung

CELLE ONLINE MEDIEN GMBH

Bahnhofstraße 1-3 • 29221 Celle

Telefon 0176-14683078

BLAULICHTHEUTE
CELLE GESTERN
CELLEHEUTE TV
  • Facebook - Weiß, Kreis,
  • YouTube - Weiß, Kreis,
  • X
  • Instagram - Weiß Kreis
  • RSS

Impressum     Datenschutz     AGB

bottom of page