WATHLINGEN. Das stürmische Wetter an diesem Tag passte zum 6. Wathlinger sicherheitspolitischen Abendvortrag. Denn auch in der Welt geht es derzeit stürmisch zu und somit war das Thema des Referenten brandaktuell: „Der russische Bär, der chinesische Drache und der deutsche Michel?“.
Der Referent war Generalmajor a.D. Axel Binder, der bis März 2021 den Posten des Kommandeurs Kommando Strategische Aufklärung inne hatte. Wohl aufgrund des hochkarätigen Referenten und der aktuellen kriegerischen Lage in Europa kamen noch mehr Gäste in den 4G-Park nach Wathlingen als ohnehin schon angemeldet waren. 152 Zuhörer lauschten dem knapp zweistündigen Vortrag.
Zuvor wurden die Gäste am Eingang vom Organisationsleiter der Kreisgruppe Celle im Verband der Reservisten, Stabsfeldwebel d.R. Ralf Genilke, empfangen und die vom Veranstalter festgelegte 2G+Regelung überprüft. Tests waren beim DRK direkt vor Ort möglich.
Eröffnet wurde der Abend durch den Hauptorganisator Oberstabsarzt Dr. Felix Schuermann im Namen der Reservistenkameradschaft (RK) Wathlingen. Darauf folgte – auf der großen Leinwand im Saal - eine Videogrußbotschaft. Direkt aus dem Bundestag schickte Henning Otte als MdB und stellvertretender Vorsitzender des Verteidigungsausschusses einige Grußworte nach Wathlingen und wünschte den Teilnehmern interessante, sicherheitspolitische Einblicke in die komplexe Weltlage. Lina Behrens als Vertreterin der Konrad-Adenauer-Stiftung und Heiko Wolff als stellvertretender Vorsitzender der Kreisgruppe Celle und Vertreter der Gesellschaft für Sicherheitspolitik (GSP) gingen
in ihren Eröffnungsworten auf die aktuelle Lage ein und dankten der Reservistenkameradschaft Wathlingen für die erneut "sehr gute Organisation der Veranstaltung".
Es folgte der Vortrag von Generalmajor a.D. Axel Binder, der 1978 – während des Kalten Krieges - in
die Bundeswehr eintrat, mit Erfahrungen aus dem Zusammenbruch des Warschauer Paktes einschließlich des Abzugs der Westgruppe der Truppen der ehemaligen Sowjetunion aus Deutschland und den Entwicklungen, die bis heute damit verbunden sind. Binder, dem es an diesem Abend
wichtig war, dass er den Vortrag nicht im Namen der Bundeswehr hielt, da er kein aktiver Soldat mehr ist, begann seine Ausführungen in der Nachkriegsgeschichte, legte den Schwerpunkt jedoch auf die neueren Entwicklungen bis zur heutigen Zeit.
So äußerte er u.a. „In einem Krieg gibt es keine Fairness. Tod, Vernichtung, Vertreibung und Elend erlebt in einem Krieg leider immer auch die Zivilbevölkerung“. In seinen Worten zeigte Binder auch, dass er für Krieg nichts übrig hat - wohl aber für Verteidigung und eine ordentliche Ausstattung der Bundeswehr zur Abschreckung. Der Vortrag behandelte auch die Entwicklungen in China, allerdings lag der Schwerpunkt aufgrund der aktuellen Ereignisse auf den jüngeren Entwicklungen des russischen Militärs bis hin zum Kriegsbeginn. So wurde auch ausführlich über das zehnjährige Ertüchtigungsprogramm Russlands referiert. Binder endete beim Thema Russland mit den Worten „Der Bär ist aufgestanden“.
Beim Thema China ging der Referent auf das derzeitige chinesische Regierungsprogramm ein, bei dem
China ein klares Ziel habe. Dieses Ziel sei das Jahr 2049, zu dem die kommunistische Regierung laut Binder als Weltgroßmacht die globale Führungsrolle eingenommen haben möchte.
Im Anschluss an den Vortrag bestand die Möglichkeit für Fragen. Hiervon machten zahlreiche Besucher Gebrauch. So ging Generalmajor a.D. Binder noch auf viele Fragen, u.a. zum Thema Wehrpflicht, Versäumnisse bei der Russlandpolitik, Ausrüstung der Bundeswehr, etc. ein.
"Eine hochwertige Veranstaltung, mit einem Thema, welches leider aktueller nicht sein konnte", so das Fazit der Veranstalter. Die Verteidigung Deutschlands und seiner Verbündeten müsse durch eine Stärkung der Bundeswehr schnellstmöglich durch die Politik sichergestellt werden. Diese Bereitschaft, die Dinge jetzt anzupacken und die Probleme von heute und morgen möglichst ganzheitlich zu lösen, kann einem ein bisschen Zuversicht in dieser schwierigen Zeit geben, so Generalmajor a.D. Binder.
Text: David Guttmann
Comments