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Graßhoff, Wiedenroth und Leander


Hermann Wiedenroth liest Fritz Graßhoff im "Leander" Fotos: Peter Müller

CELLE. Eines steht fest – für diesen bis auf den letzten Platz gefüllten Ort, an dem seine Texte auf Einladung der Ernst-Schulze-Gesellschaft zu Gehör gebracht werden, hätte er ein paar passende Reime parat gehabt. Im „Leander“ liest Hermann Wiedenroth nicht nur Kluges, Witziges, Freches und Frivoles von Fritz Graßhoff, er schauspielert sogar ein wenig, bringt den ganzen Körper mit ein, nutzt Mimik und Gestik und verfällt sogar ins Ostpreußische, um die Gedichte und Balladen des Multitalents seinen Zuhörern näher zu bringen.


Graßhoff war Maler, Zeichner, Texter und Schriftsteller – mit Pinsel und Bleistift konnte er ebenso gut umgehen wie mit Sprache. Alles, was ihn umgibt, was er beobachtet und wahrnimmt, verarbeitet er künstlerisch. Und so hätte ihn wohl auch das große Zarah Leander-Portrait an der Wand inspiriert, zumal die Filmdiva Leander ihre große Zeit hatte, als der Soldat Graßhoff in Russland litt. Der Zweite Weltkrieg hat den 1913 in Quedlinburg Geborenen geprägt wie das Milieu seiner Kindheit als Sohn eines Vaters, der zur See gefahren war. Vielen seiner Texte wohnt etwas Bitteres, Sarkastisches, manchmal Düster-Makabres inne. „Die Särge fliegen aus…, hake die Namen ab“, heißt es etwa in der Krankenhausballade.


Wiedenroth liest aus der „Halunkenpostille“, einer kritisch-ironischen Lyriksammlung, die 1947 erschien, sich mit hohen Auflagen zu seinem Markenzeichen entwickelte und deren Inhalte in großer Zahl vertont wurden.


Nicht etwa die Ähnlichkeit der Stadt mit seinem Geburtsort verschlug den aus britischer Gefangenschaft entlassenen 32-Jährigen 1946 nach Celle, sondern die Liebe. „Mauve“ nennt er das Dämmerlicht, das er über Strauch und Baum der Trift und den Häusern der Bahnhofstraße, in der er wohnt, beobachtet und natürlich in Verse verwandelt. Oft sind es Frauen, um die sich seine Zeilen ranken, allzu gut kommen sie nicht weg, der Mann, der sie verewigte, hat vor nichts Respekt.

Rund 20 Jahre hält es ihn in Celle, kurz bevor er 1967 mit seiner Familie geht, erscheinen 1966 Texte in einem Merianheft: „Die Stadt, in der ich wohne, ersticke ich im Mief muffiger Roben…, es riecht nach Leichen“, textete Graßhoff. Heiterer wird es in der Ballade „Des Heizers Traum“, Graßhoff thematisiert die Flüchtlingswelle, die nach dem Zweiten Weltkrieg die Heide-Gegend erfasste, durcheinanderwirbelte und für frischen Wind sorgte. Hermann Wiedenroth liest mit ostpreußischem Zungenschlag vom Heimatlandgefühl des Heizers aus Palmnicken, der alle neu gezogenen Grenzen ignorierend mit seinem Zug einfach durchbraust an die Orte der Kindheit, obwohl es ihm in der grünen Heide eigentlich ganz gut geht, aber „wenn sie alle Heimat schrein, dann er doch nicht dagegen sein.“


Eine innige Freundschaft verband Fritz Graßhoff mit dem Musikverleger Hermann Moeck, ihm widmete er Kalenderverse, Wiedenroth liest auch daraus und verleiht damit dem gelungenen Leseabend eine gewisse Leichtigkeit, die auch eine Facette des in Kanada vor 25 Jahren gestorbenen Künstlers war. Er nutzte sie für Schlagertexte wie „Nimm mich mit Kapitän auf die Reise“. „Den Sänger kennt man, den Dichter nicht“, kommentiert Wiedenroth, der die Veranstaltung beschließt, indem er einen Bogen zur Gegenwart schlägt mit einem Gedicht, das Fritz Graßhoff im Jahr 1945 in den letzten Kriegswochen verfasste und in ihm „das ukrainische Temperament einfing“.



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