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Anke Schlicht

Ein Ort hält inne – 25 Jahre nach der ICE-Katastrophe Eschede



ESCHEDE. Es war das schwerste Unglück in der Geschichte der deutschen Eisenbahn nach dem Zweiten Weltkrieg – 101 Tote, 105 größtenteils Schwerverletzte. Vor 25 Jahren, am 3. Juni 1998 um 10:58 Uhr, entgleiste ein ICE in Eschede mit 200 km/h und prallte gegen eine Betonbrücke. Heute jährte sich die Katastrophe zum 25. Mal und wurde sehr würdig und mahnend begangen.


„Das Mahnmal ist Gedenkstätte und Ort der Mahnung zugleich“, sagte Heinrich Löwen, der bei dem Unfall seine Ehefrau und Tochter verlor. Er engagiert sich seit 25 Jahren für die Hinterbliebenen und die Aussöhnung mit der Deutschen Bahn in der „Selbsthilfe Eschede“ und war federführend bei der Errichtung des Gartens mit 101 Kirschbäumen und allen Namen der Opfer in einen Gedenkstein gemeißelt. „Der Lebensweg dieser 101 Menschen endete in der Zugkatastrophe von Eschede!“


Der Ombudsmann der Deutschen Bahn AG, Prof. Dr. Udo Steiner, moderierte die Veranstaltung, musikalisch begleitete das Trio Croche aus Berlin – Flöte, Viola und Harfe unterstrichen das Gesagte sehr eindrucksvoll. Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing machte den Anfang, dann folgte der niedersächsische Minister für Wirtschaft und Verkehr Olaf Lies. „Es gibt Orte, an denen die Sorgen des Alltags plötzlich ganz klein werden. Es gibt keine Worte für das Ausmaß dieses Leids“, sagte Wissing. „Wir müssen uns, in dem, was wir tun, von Menschlichkeit leiten lassen“, spielte Olaf Lies in seiner Rede an auf das Verhalten der Deutschen Bahn (DB), die zunächst keine Verantwortung übernahm und keine Fehler eingestand.


Erst nach 15 Jahren entschuldigte sie sich. Dem heutigen Vorsitzenden des Vorstands der DB Dr. Richard Lutz ist dieses schwere Versäumnis, das den Hinterbliebenen weiteren Schmerz zufügte, sehr bewusst. „Sie mussten auf die Entschuldigung zu lange warten.“ Er erneuerte diese und bedankte sich ausdrücklich dafür, dass er überhaupt bei der Gedenkfeier sprechen durfte, dieses sei nicht selbstverständlich. Mit „ich verneige mich“, fand auch die Präsidentin des Bayerischen Landtags, Ilse Aigner, einen sehr prägnanten Satz der Empathie mit den Hinterbliebenen. Es war der Wunsch der Betroffenen gewesen, dass Bayern offiziell repräsentiert sein möge, da die Hälfte der Opfer aus dem Freistaat stammte.



Alle Redner fanden Worte jenseits nichtssagender Floskeln. Die Ansprachen waren authentisch und von echtem Mitgefühl und dem Willen, alles Mögliche zu tun, damit sich eine solche Katastrophe nicht wiederhole, getragen. Gedankt wurde den Helfern, Rettungskräften, Seelsorgern, Medizinern, den Eschedern. Eschede habe keinen Makel davongetragen, sondern stehe für Solidarität und Mitmenschlichkeit und sei zu einem Ort der Hoffnung geworden, hieß es wiederholt. Bürgermeister Heinrich Lange gehörte damals zu den Helfern vor Ort, heute betonte er die Gegenwart und Zukunft: „Wir müssen den Blick nach vorn richten.“ Eschede dürfe nicht auf das Unglück reduziert werden. Auf den Verwaltungschef folgte der seinerzeit verantwortliche Einsatzleiter der Feuerwehr, Gerd Bakeberg. Er stellte speziell die Rolle der Hilfsorganisationen und Feuerwehren in den Fokus. Häufig, so auch bei ihm, war die Rede von Verletzungen an der Seele.


Heinrich Löwen richtete am Mahnmal inmitten der blühenden 101 Kirschbäume als erster das Wort an die Anwesenden, ihm gebührte auch das Schlusswort einer gleichermaßen würdigen wie mahnenden Gedenkfeier. Er dankte allen, die an der Veranstaltung teilnahmen: „Sie haben den Opfern Respekt erwiesen.“




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