CELLE. Er ist 1958 in Celle geboren, dort auch aufgewachsen und hat dann im
Berufsleben der Residenzstadt am Rande der Lüneburger Heide die Treue gehalten: Nach
über 40 Jahren Dienst im Allgemeinen Krankenhaus (AKH) Celle zum Wohle der
Patientinnen und Patienten geht der leitende Oberarzt Dr. Felix Wiedbrauck nun in den
wohlverdienten Ruhestand. Zunächst wird es allerdings eher ein (Un-)Ruhestand werden…
Denn von jetzt auf gleich einfach aufhören, „das kann ich nicht“, sagt Dr. Wiedbrauck. Er ist
einfach mit Leib und Seele Mediziner. Ganz wichtig dabei: Der Einsatz direkt am Menschen.
Vielleicht war er deswegen auch lange im Bereich der Notfallmedizin tätig und hat großen
Wert auf eine breite medizinische Ausbildung gelegt. „Wenn einer umfällt, musst du ihm
helfen können – das war immer mein Leitspruch“, erklärt der leitende Oberarzt.
Vom Medizinstudium zum Wehrdienst
Sein Medizinstudium hat er dabei in Hannover absolviert. Danach ging es aber nicht sofort
ins AKH, sondern erstmal zur See. Denn Dr. Wiedbrauck leistete seinen Grundverdienst auf
der Fregatte Lübeck rund ums „nasse Dreieck“ zwischen Großbritannien, Norwegen und
Island. „Die hatten damals schon viel Vertrauen in mich, ich war der einzige mit medizinscher
Ausbildung an Bord“, erinnert er sich mit einem Schmunzeln. „Die Einführung war sehr kurz.
Die haben nicht viel mehr gesagt als: Wenn sie nicht zurechtkommen, bestellen sie einen
Hubschrauber.“
40 Jahre als Arzt im AKH Celle
Nach diesem maritimen Abstecher ging es dann aber ins AKH – und in dem Celler
Krankenhaus absolvierte er schließlich seine gesamte berufliche Laufbahn. Schon ziemlich
früh kristallisierte sich dabei das medizinische Steckenpferd für Wiedbrauck heraus: die
Endoskopie innerhalb der gastroenterologischen Klinik.
Dabei sind mit seinem Namen einige medizinische Meilensteine verbunden, wie etwa die
erste perkutane endoskopische Gastrostomie, die im AKH durchgeführt wurde – ein
besonderes Verfahren zur Anlage einer Ernährungssonde im Magen – oder die Einführung
der Dünndarmdiagnostik.
Fokus lag auf Kapsel-Endoskopie
Schwerpunkt in den vergangenen 20 Jahren war die sogenannte Kapsel-Endoskopie des
Dünndarms. Dabei schlucken die Patientin bzw. der Patient eine Kapsel mit mehreren
ultrakleinen Kameras – so können dann Blutungsquellen wie etwa Gefäßmissbildungen
oder Tumoren erkannt werden. Dr. Wiedbrauck war dabei Mitautor mehrerer Standardwerke
zu diesem Thema und führte auch etliche Fortbildungen durch.
„Die Arbeit direkt mit den Menschen hier am AKH fand ich immer spannend."
„Die Arbeit direkt mit den Menschen hier am AKH fand ich immer spannend. Außerdem bin
ich Teil eines herausragenden Teams. Da hatte ich nie den Wunsch, vielleicht auch mal in
ein anderes Krankenhaus zu wechseln“, sagt Wiedbrauck. „Aber natürlich kann ich nach so
langer Zeit im AKH nicht von einem Tag auf den anderen aufhören“, ergänzt der Mediziner.
Er wird deshalb weiterhin Fortbildungen anbieten und Endoskopien im ambulanten Bereich
durchführen.
Es ist aber auf jeden Fall mehr Zeit, um seinem Hobby nachzugehen – Reisen in ferne
Länder. „Außerdem habe ich einen großen Garten – und ich freue mich auf mehr Zeit mit
der Familie“, erzählt Wiedbrauck, dessen ältester Sohn übrigens auch Mediziner geworden
ist. „Aber über 40 Jahre in einem Haus – das wird er nicht schaffen. Er hat schon einmal
gewechselt“, sagt der Oberarzt abschließend mit einem Lächeln im Gesicht.
Text: Tobias Mull