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Anke Schlicht

Dem Verfall preisgegeben? - Stillstand beim Haesler-Ensemble Blumläger Feld


Otto Haesler Blumläger Feld Siedlung Celle
Häuserzeile Blumläger Feld Fotos: Peter Müller

CELLE. „Abstimmungen zur Mustersanierung Galgenberg 20 laufen aktuell“, teilte die „allerland Immobilien GmbH“ am 31. März dieses Jahres auf CH-Anfrage mit. „Kein neuer Sachstand“, heißt es mehr als einen Monat später von der Pressesprecherin Franziska von Bredow als Antwort auf eine erneute Bitte um Auskunft vor dem Hintergrund, dass keine Aktivitäten zu verzeichnen sind an den denkmalgeschützten, leerstehenden Häusern. Seit dreieinhalb Jahren herrscht Stillstand.


Als spannende und anspruchsvolle zukünftige Baustelle bezeichnete der Geschäftsführer der „allerland“, damals noch städtische Wohnungsbaugesellschaft (WBG), Manfred Lork, die geplante Mustersanierung anlässlich eines Ortstermins vor einem Jahr. Er kündigte an, ab Frühjahr 2022 werde ein Block mit 4 Wohnungen der denkmalgeschützten Siedlung Blumläger Feld des Architekten Otto Haesler saniert und gleichzeitig werde experimentiert. Das Stahlskelett der Bauten aus dem Jahr 1930/31 ist korrodiert, die Häuser sind nicht mehr sicher, wurden vor dreieinhalb Jahren sehr kurzfristig geräumt. Bei der Begehung vor 12 Monaten hieß es, ein Architekturbüro aus Hannover habe eine Methode entwickelt, die Last, die auf den Stahlträgern ruht, zu verlagern, also unter Beibehaltung der Originalmaterialien zu sanieren. Fördergelder wurden vom Bundesministerium für Kultur und Medien zur Verfügung gestellt. Der vor einem Jahr vorgestellte Plan sieht vor, 1,4 Millionen Euro in die Mustersanierung des Blocks Galgenberg 20 zu investieren und aus der Baumaßnahme bauphysikalische sowie baustatische Erkenntnisse zu gewinnen, um im Anschluss zu bewerten, ob sie sich übertragen lassen auf die übrigen Einheiten. Ergebnisse sollen Ende 2022 vorliegen, für die Fördermittel gibt es keine zeitliche Begrenzung.


Die WBG, die sich im vergangenen Jahr in „allerland“ umbenannt hat und einen Teil des Erbes Otto Haeslers verwaltet, verdankt ihre Existenz dem Blumläger Feld. „Es ist die Wiege der städtischen WBG“, schreibt die Otto-Haesler-Stiftung auf ihrer Internetpräsenz. Das Siedlungsprojekt schuf in Zeiten der Weltwirtschaftskrise Wohnraum für die Ärmsten der Armen und sorgte seinerzeit für Aufmerksamkeit in ganz Deutschland. Als Otto Haesler seine Idee für ein Quartier mit Gärten zu einer extrem geringen Miete den Verantwortlichen auf kommunaler und Bezirksebene vorstellte, erwuchs daraus die städtische Wohnungsfürsorge, der Vorgänger der WBG.


Heute argumentiert diese, der Erhalt der Siedlung sei gemessen an rein wirtschaftlichen Aspekten nicht bezahlbar, man müsse 14 Euro Miete pro Quadratmeter nehmen, könne in Celle aber nur 6,60 Euro erzielen, wurde eine Sprecherin der WBG im Mai 2021 in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung zitiert. Der frühere Stadtbaurat Ulrich Kinder hielt dagegen u.a. mit der Aussage, die Förderungsmöglichkeiten für den Mietpreis seien noch nicht ausgeschöpft. Die Voraussetzungen für einen Abriss aus ökonomischen Motiven beschrieb er mit den Worten: „Der Rückbau eines Denkmals ist lediglich zulässig in dem Fall einer so gravierenden Schädigung, dass es nicht mehr zu halten ist.“


Stellungnahmen der neuen Stadtbaurätin Elena Kuhls, die gleichzeitig als Vorstandsvorsitzende der Otto-Haesler-Stiftung fungiert, sowie der otto haesler initiative sind angefragt.



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