BERGEN. Wie nähert man sich dem Grauen? Am besten in fachkundiger Begleitung. Zu einem „Studientag Bergen Belsen“ kamen am Samstag, 18. März, acht Mitglieder der Malteser in der Diözese Hildesheim in dem ehemaligen nationalsozialistischen Konzentrationslager und wurden einen Tag lang von Guide Larissa-Marie Lömpel von der Gedenkstätte Bergen-Belsen betreut.
Einen Sinn für Ordnung kann man den Nationalsozialisten nicht absprechen. Fein säuberlich dokumentierten sie die Namen ihrer Gefangenen in Bergen-Belsen und auch die Eigentumsverhältnisse im Lager selbst waren Gegenstand genauester Verhandlungen. In einem Referat gab Larissa-Marie Lömpel, Studentin an der Universität Göttingen, einen Überblick über die recht komplexe Geschichte des Konzentrationslagers, das ursprünglich als Kriegsgefangenenlager angelegt worden war, dann aber später teilweise an die SS übergeben und zum Konzentrationslager ausgebaut wurde. Auch hier waren die Gefangenen teilweise klar voneinander getrennt: die für einen späteren Austausch vorgesehenen „Austauschjuden“ im Sternlager, Juden aus neutralen Ländern im „Neutralenlager“. Und dann war da noch bis zum Schluss das Kriegsgefangenenlager, wo vor allem russische Gefangene in Massen starben. Aber auch im Rest des Lagers war das Grauen allgegenwärtig.
Wenig ist davon zu spüren, wenn man heute durch die idyllische Heidelandschaft des ehemaligen Konzentrationslagers läuft. Doch Guide Lömpel verstand es, mit Fotos und Erklärungen den Terror und die Willkür der Wachmannschaften gegenüber ihren wehrlosen Gefangenen deutlich zu machen. Höhepunkt der kurzen Wanderung über das Gelände waren die Besuche am Gedenkstein für Anne Frank, die in Bergen-Belsen starb, sowie am Holzkreuz polnischer Überlebender und der Inschriftenwand mit Obelisken, der an die Toten des Lagers erinnert.
Der „Studientag Bergen-Belsen“ fand im Rahmen der Verbandsentwicklung der Malteser in der Diözese Hildesheim statt und wurde unterstützt vom Bundesprogramm „Zusammenhalt durch Teilhabe (ZdT)“.