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Corona-Proteste: "Wandernd gegen Wandernde"


Demo, Protest, Corona
Foto: Peter Müller


CELLE. Auf den ersten Blick sind sie während ihres Marsches durch die Altstadt wenig zu unterscheiden von denjenigen, die schon seit geraumer Zeit jeden Samstag unter dem Label „Celle steht auf“ durch die Celler City gehen. Heute gab es nun einen neuen, als „Wanderung“ deklarierten, Umzug durch die Innenstadt. Das „Aktionsbündnis Gelebte Demokratie“ hatte unter der Leitung der Linken-Politikerin Manuela Mast zu ihrer zweiten Samstagsdemonstration aufgerufen. Was vergangene Woche ortsfest auf dem Großen Plan stattfand, setzte sich heute in Bewegung und mündete in einer Kundgebung auf dem Schlossplatz.

Mit dem Unterton des Triumphes verkündet Mast nach vollendeter Wandung: „Wir haben gerade von der Polizei erfahren, dass wir 218 Leute sind, und da drüben sind nur 98.“ Eine Vertreterin von „denen da drüben“, die üblicherweise ihre Abschlussveranstaltungen auf dem Brandplatz durchführen, ist so mutig, sich als erste Rednerin für das vom Aktionsbündnis aus Parteien und zahlreichen anderen gesellschaftlichen Gruppierungen angebotene „Offene Mikrofon“ zu Wort zu melden. Sie nennt ihren Namen und sagt: „Ich zeige Gesicht. Mitgefühl ist uns abhanden gekommen. Ich wünsche mir eine lebendige Demokratie, in der man sich wieder zuhört und zusammensteht.“ Sie kann ihre emotionale Ergriffenheit nicht verbergen, ihr kommen fast die Tränen, und sie steht dazu; die verhöhnenden Zwischenrufe und das Gelächter quittiert sie mit: „Ich brauche kein Mitleid.“


"Wir dürfen den Faden nicht abreißen lassen"


Es bewahrheitet sich während des „Offenen Mikrofons“, das etliche Teilnehmer nutzen, davon zwei „Celle steht auf“-Vertreterinnen, die Aussage im Vorfeld des langjährigen Vorsitzenden der Celler Jungen Union Christian Ceyp, dass ein Dialog, für den er sehr plädiert, „institutionalisiert nicht möglich“ sei. Ceyp hat sich heute neben einem weiteren Vertreter der CDU, Heiko Gevers, dem Demonstrationszug angeschlossen, um „zu gucken, wer dabei ist“. Sein Fazit: „Das war ein positiver Umzug.“ Er berichtet während der Kundgebung auf dem Schlossplatz, die als Redner Christoph Engelen (SPD) sowie Annette Schmal (Grüne) ausweist, gegenüber CH, dass er bereits vor geraumer Zeit versucht habe, mit Vertretern von „Celle steht auf“ ins Gespräch zu kommen. „Was auffällt ist, dass sie sich nicht mehr quellenkritisch informieren. Und das betrifft alle Gesellschaftsschichten", so Ceyp. Der junge CDU-Politiker plädiert deutlich für Dialog: „Das Wesentliche ist, dass wir im Gespräch bleiben, wir dürfen den Faden nicht abreißen lassen.“


Dem „Offenen Mikrofon“ des Aktionsbündnisses fehlt es an einem Moderator oder einer Moderatorin, die ausgleichend wirken. Das Angebot zu offener Rede ist gekennzeichnet von der mangelnden Bereitschaft der Anwesenden, sich zuzuhören und hineinzudenken in die konträre Perspektive, abzulesen an den Zwischenrufen und dem Gelächter während der zwei Beiträge der „Gegenseite“. Manuela Mast schließt die Veranstaltung mit der Titulierung „Blödsinn“ für die Positionen der „Celle steht auf“-Bewegung. Eine Entgegnung ist nicht mehr möglich. Die Kundgebung wird für beendet erklärt.


"Mainstream Meinung lese ich jeden Tag"


Als Grund für ihre Teilnahme nannten einzelne wie ein 53-Jähriger aus Winsen: „Weil man der Minderheit, die Unsinn erzählt, nicht die Bühne überlassen darf.“ Eine Hambührenerin sagt: „100.000 Tote sind genug. Es muss ein Gegengewicht geben. Die Mehrheit denkt anders. Und das muss auch mal gezeigt werden.“ Die frühere Bundestagsabgeordnete der SPD Kirsten Lühmann führt an: „Ich will die Straße nicht den Antidemokraten überlassen.“ Indes hält ein Passant, der sich im gegenüber CH als 57-Jähriger aus Hannover vorstellt, inne, schaut sich den Zug, der durch die Altstadt flaniert, genau an und kommentiert: „Das sind diejenigen, die die Mainstream-Meinung vertreten, das lese ich jeden Tag in der Zeitung. Das ist kein neuer Anstoß. Ein richtig oder falsch wird es hier nicht geben.“



Fotos: Peter Müller





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