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Bunter und gut gelaunter Protest vor dem NPD-Hof


Fotos: Anke Schlicht

ESCHEDE. Langsam wird es schwierig mit der richtigen Begrifflichkeit. Früher hieß der Escheder Aussiedlerhof Nahtz nach seinem Bewohner, dem NPD-Mitglied Joachim Nahtz, der zweimal für die rechtsextreme Partei auf Landes- und Bundesebene kandidiert hatte. Er verkaufte das Anwesen im Februar 2019 an den Landesverband der NPD, blieb aber mit seiner Ehefrau dort wohnen. Der Name NPD-Hof etablierte sich für das Gehöft, auf dem gestern die Sonnenwende gefeiert wurde. Das Bündnis gegen Rechtsextremismus Eschede war vor Ort, die neue Sprecherin und Grünen-Politikerin Marlies Petersen berichtete von etlichen auswärtigen Autokennzeichen sowie um die 100 Besuchern, darunter Familien mit Kindern.


Dagegen regte sich am heutigen Nachmittag Protest. Unter dem Dach des Netzwerkes Südheide gegen Rechtsextremismus, dem DGB sowie anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen ließen es sich etliche Escheder, darunter der Bürgermeister Heinrich Lange, Celler und Auswärtige nicht nehmen, den 1,7 Meter langen Weg zum früheren landwirtschaftlichen Betrieb zu Fuß zurückzulegen, vor das Grundstück zu ziehen und zu warnen vor rechtsextremen Umtrieben. Oft stand bei vergleichbaren Demonstrationen, die bereits auf eine Tradition zurückblicken, das Ehepaar Nahtz am Tor, heute nicht.


Sie leben nicht mehr dort, sind umgezogen in eine Pflegeeinrichtung. Ein Hund ließ sich blicken, bellte, ansonsten blieb es ruhig, keine laute Musik, kein junger Mann mit Kamera, der von einem Gerüst hinter dem Zaun aus fotografierte. Er nutzte nicht das „Fenster zum Hof“, sondern „vom Hof“, um den bunten und gut gelaunten Protestzug abzulichten. Seine Partei nennt sich seit dem jüngsten Bundesparteitag Anfang des Monats nicht mehr NPD, sondern „Die Heimat“. Nicht bei allen soll dieses gut angekommen sein, ganz abgesehen davon, dass der neue Name auch für eine knappe Begrifflichkeit mit Wiedererkennungswert ganz und gar nicht taugt, ist auch ansonsten die Rede von internen Problemen vor dem Hintergrund von Mitglieder- und Wählerschwund, in keinem Parlament sind die Rechtsextremisten mehr vertreten. „Hinter den Kulissen geht es hoch her“, berichtet ein Kenner der rechten Szene während des Fußmarsches, der stets ein Forum für Gespräche ist.


Der DGB-Gewerkschaftssekretär Dirk Garvels ist Veranstaltungsleiter, er spricht weiter von der NPD in seinen kurzen Redebeiträgen, „man soll den Begriff Heimat nicht noch weiter verhöhnen“, begründet er beiläufig. Hauptredner sind der stellvertretende Landrat Charles Sievers (FDP) und Michael Höntsch, der seit dem 1. März die Stelle des „Demokratieberaters“ in Eschede innehat. Regelmäßig bietet er Sprechstunden an. „Eschede soll zum Wallfahrtsort für Neonazis werden. Nazis sind Nazis, weil sie Nazis sein wollen“, lautete ein Kernsatz des früheren Landtagsabgeordneten und SPD-Mitglieds. Die Escheder zeigten sich jedoch wehrhaft. „Wir bekennen uns zur Vielfalt“, schloss Marlies Petersen nahtlos an. Sievers machte den intensiven gesellschaftlichen Wandel, den die Menschen im Moment erlebten, mit verantwortlich für antisemitische und rechtsextreme Umtriebe. „Es geht darum, dass wir die Demokratie verteidigen“, betonte er, bevor der Vorsitzende des Netzwerkes Südheide, Wilfried Manneke, das Wort ergriff und mit einer Überraschung aufwartete: „Am 30. September wird hier wieder das sogenannte Erntefest begangen. Wir haben die feste Zusage, dass Ministerpräsident Stephan Weil auf unserer Protestkundgebung sprechen wird.“



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