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"Viele Unternehmen bei anhaltendem Krieg existenziell bedroht"


HANNOVER. „Um es ohne Umschweife zu sagen: Die Lage ist ernst und in Teilen unserer Industrie außerordentlich kritisch“: Mit diesen Worten umschreibt Dr. Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer von NiedersachsenMetall, die aktuelle Situation der niedersächsischen Metall- und Elektroindustrie. Am Freitag hat Schmidt die Ergebnisse der jüngsten Konjunkturumfrage vorgestellt, die der Verband unter 480 Mitgliedsbetrieben der Metall- und Elektroindustrie in den vergangenen Wochen durchgeführt hat. Das Ergebnis offenbart für nahezu alle Bereiche der Branche eine prekäre Situation. „Umso wichtiger scheint mir zu sein, dass die Politik die Situation nicht durch fehlerhafte Entscheidungen weiter verschlimmert. Es geht jetzt vor allem um Sicherheit: Planungssicherheit, Versorgungssicherheit, Liquiditätssicherung und Beschäftigungssicherung“, sagt Schmidt.


Schon vor dem 24. Februar 2022 waren durch Nachfrageeinbrüche, Chipmangel und Lieferengpässe große Teile der Industrie angeschlagen. „Niedersachsens Industrie ist aus einer Position der Schwäche in die Ukraine-Krise gegangen. Zwei Jahre Pandemie haben in nahezu allen bedeutenden Branchen schwere Bremsspuren hinterlassen“, sagt Schmidt. Das Produktionsniveau der Metall- und Elektroindustrie habe vor dem Ausbruch des Ukrainekrieges immer noch unterhalb des Vorkrisenniveaus gelegen, das der Autoindustrie sogar minus 36 Prozentpunkte unter dem Produktionsniveau vor Corona. Von 2017 bis 2021 habe sich das Volumen der in Deutschland produzierten Pkw von 5,6 Millionen Fahrzeugen im Jahr auf nur noch 2,6 Millionen Fahrzeuge mehr als halbiert. „Dies ist ein in der Geschichte der Automobilindustrie nie zuvor gekannter Produktionseinbruch“, sagt Schmidt. „Und davon besonders betroffen ist die Zulieferindustrie, die weit überwiegend für die inländischen Werke der Autohersteller arbeitet.“


Schmidt ist überzeugt, dass dieses Lagebild noch deutlich schlechter aussehen würde, wenn es die Möglichkeit der Kurzarbeit nicht gäbe: „Es war die Kurzarbeitergeld-Regelung, die trotz dieses nie zuvor erlebten Produktionseinbruchs einen extremen Abbau von Arbeitsplätzen verhindert hat.“ Fast 80 Prozent der befragten Unternehmen konnten auf diese Weise Arbeitsplätze sichern. „Die Kurzarbeitergeld-Regelung kann zu Recht als deutsches Erfolgsmodell bezeichnet werden. Wir werden sie auch 2022 und möglicherweise auch 2023 weiter brauchen“, sagt Schmidt.


Denn die Unternehmen blicken mit großer Sorge in die Zukunft. Schon im Januar lagen die Energiepreise 67 Prozent über dem Niveau des Vorjahres, seit Kriegsbeginn sind sie regelrecht explodiert. Dazu kommen die teils massiv gestiegenen Preise für Rohstoffe wie Kupfer, Nickel und das Edelgas Neon. Rund die Hälfte der Firmen rechnet daher mit deutlichen Umsatzrückgängen und teils drastischen Gewinneinbußen für 2022. „Es gibt nicht wenige, die deshalb bereits Investitionen zurückfahren und die Verlagerung der Produktion an kostengünstigere Standorte prüfen“, sagt Schmidt.


Zahlreiche Betriebe dürften dennoch in Existenznot geraten. So habe die Umfrage ergeben, dass ein Drittel der Unternehmen ihre wirtschaftliche Existenz bei Fortdauer des Konflikts ernsthaft in Gefahr sehen. „Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die derzeitige Situation wie auch die Zukunftserwartungen der niedersächsischen Metall- und Elektroindustrie von einem bisher nicht gekannten Pessimismus im Hinblick auf Umsatz- und Gewinnentwicklung geprägt sind.“


Die Frage etwa in der Autozulieferindustrie laute: Wie soll aus geschrumpften Umsätzen und roten Zahlen noch massiv in Dekarbonisierung, neue Antriebe, Autonomes Fahren und Digitalisierung investiert werden? Daher komme es nun auf die Politik an. „Wir plädieren dringend für eine sofortige, pragmatische Senkung der Steuern und Abgaben auf Energie auf den EU-Mindestsatz“, sagt Schmidt. 91 Prozent der befragten Unternehmen sähen darin einen wichtigen Hebel. „Die Energiepreis-Explosion droht zahlreiche gesunde Unternehmen zu strangulieren. Deswegen ist der gelegentlich erhobene Einwand, die Unternehmen müssten sich an höhere Marktpreise gewöhnen, völlig unangebracht“, sagt Schmidt. Denn die deutsche Politik sorge mit ihren europaweit höchsten Steuern und Abgaben auf Industriestrom selbst für eine immense Wettbewerbsverzerrung. In dieser Lage müsse die Bundesregierung nicht nur die EEG-Umlage schnellstmöglich abschaffen, sondern auch das Wahlkampfversprechen des Bundeskanzlers einlösen und den Preis für Industriestrom in Richtung 4 Cent pro Kilowattstunde absenken. „Im Vordergrund muss jetzt die kurzfristige Liquiditätssicherung der Betriebe stehen“, sagt Schmidt. Eine Insolvenzwelle von bisher nicht gekanntem Ausmaß sei andernfalls nicht auszuschließen.



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