HANNOVER/NIENHAGEN. Dieses Jahr wurden bereits 12 Geldautomaten in Niedersachsen geprengt, im vergangenen Jahr waren es insgesamt 68 Taten, darunter auch einer in Nienhagen. Vor diesem Hintergrund hat sich die Niedersächsische Ministerin für Inneres und Sport, Daniela Behrens, gestern mit niedersächsischen Vertretern der Banken- und Kreditwirtschaft ausgetauscht. Im Mittelpunkt der Gespräche standen Möglichkeiten zur Intensivierung effektiver Sicherungsmaßnahmen und gemeinsame Ansätze zur nachhaltigen Verhinderung dieser besonders rücksichtslosen und gefährlichen Delikte.
Ministerin Behrens: „Ich bin sehr froh, dass ich mich heute mit niedersächsischen Vertretern der Banken- und Kreditwirtschaft austauschen konnte. Die Vertreter haben deutlich gemacht, dass es auch ihnen um eine schnelle Verbesserung der Gesamtsituation geht. Wir müssen gemeinsam alle uns zur Verfügung stehenden Mittel nutzen, um die Zahl der Geldautomatensprengungen dauerhaft deutlich zu reduzieren. Das kann nur gelingen, wenn Sparkassen, Banken und Polizei eng zusammenwirken und an einem Strang ziehen. Bereits dreimal konnten in diesem Jahr die Täter noch während der Flucht vom Tatort durch die Polizei festgenommen werden, zuletzt am vergangenen Mittwoch nach einer Tat in Melle. Die Niedersächsische Polizei tut alles – auch unter Inkaufnahme eigener Gefährdung, wie wir bei dem letzten Einsatz gesehen haben – um dieser Täter habhaft zu werden. Die Einsatzmaßnahmen werden dabei immer neu ausgeschärft. Darüber hinaus arbeiten wir auch grenzüberschreitend eng mit anderen besonders betroffenen Bundesländern sowie den Niederlanden zusammen. Unverzichtbar ist aber auch ein flächendeckend hoher Schutz- und Sicherheitsstandard an allen Standorten von Geldautomaten. Sie sind der Schlüssel, damit sich solche Taten in keinem Fall mehr lohnen.
In diesem Jahr haben die vorhandenen Sicherheitsmaßnahmen der betroffenen Banken bereits in mehreren Fällen dazu beigetragen, dass die Täter kein Geld erbeuten konnten. Ich habe deshalb heute an die Vertreter der Banken appelliert, ihre Anstrengungen zum Schutz der Automaten weiter zu intensivieren. Die Menschen in Niedersachsen erwarten hier zu Recht schnelle und spürbare Verbesserungen. Mit jeder erfolglosen Sprengung tragen wir dazu bei, dass die Anzahl der Taten auch tatsächlich sinken wird.“
Guido Mönnecke, Geschäftsführer des Sparkassenverbandes Niedersachsen, unterstreicht den geschäftspolitischen Ansatz der 39 niedersächsischen Sparkassen, die digitalen Bezahlformate, insbesondere mit der Sparkassen-Girocard, weiter voranzutreiben: „Der während der Corona-Pandemie sich schon abzeichnende Trend zum bargeldlosen Bezahlen wird sich weiter verstetigen, den Bargeldumlauf reduzieren und zu einem signifikanten Abbau der noch 2150 von Sparkassen in Niedersachsen betriebenen Geldautomaten führen. Die verbleibenden Geräte werden sehr zeitnah, respektive wurden in den vergangenen Monaten entsprechend den Vereinbarungenauf Bundesebene nachgerüstet. Diese Maßnahmen, die in enger Abstimmung mit dem LKA erfolgen, reichen vom Nachtverschluss der Geschäftsstellen in den tatrelevanten Zeiten, über Einbruchmeldetechnik, Videoüberwachung bis zum Einsatz von Einfärbesystemen.“ Alle einsetzbaren Möglichkeiten der Prävention würden genutzt, betont Mönnecke abschließend und unterstreicht die enge Zusammenarbeit mit den Behörden und dem Sachversicherer, der VGH.
„Unsere Genossenschaftsbanken zeigen ein großes Engagement bei der Verhinderung von Geldautomatensprengungen. Ihnen ist neben dem Erhalt der Infrastruktur zur flächendeckenden Bargeldversorgung insbesondere der Schutz von Leib und Leben der Anwohnerinnen und Anwohner sowie unbeteiligten Bürgerinnen und Bürgern wichtig“, so Axel Schwengels, Vorstandsmitglied beim Genossenschaftsverband Weser-Ems e.V.
"Die kürzlich vereitelten Angriffe zeigen, dass die Sicherheitsmaßnahmen der Banken in enger Zusammenarbeit mit der Polizei wirksam sind. Es ist wichtig, dass wir an dieser Stelle gemeinsam weiterarbeiten, um die Geldautomaten im Land zu schützen und eine breite Bargeldversorgung für die Menschen zu erhalten", so Marco Schulz, Mitglied des Vorstandes, Genossenschaftsverband - Verband der Regionen e.V.
In den vergangenen Jahren habe die Anzahl der Geldautomatensprengungen in Niedersachsen deutlich zugenommen. Im Jahr 2015 waren es in Niedersachsen noch 30, im Folgejahr 34 Taten. In den darauffolgenden Jahren ist die Anzahl der Taten dann von 23 (2017) auf 54 (2018) gestiegen. Anschließend verblieb die Zahl auf einem ähnlich hohen Niveau (2019: 45, 2020: 45, 2021: 55). Im vergangenen Jahr wurde dann mit 68 Taten ein neuer Höchststand erreicht. Durch die Verwendung von oft selbst hergestellten Festsprengstoffen sowie den damit verbundenen Explosionen besteht eine große Gefahr für Anwohnerinnen und Anwohner, Einsatzkräfte und Unbeteiligte.
Auch die Betreiber der Automaten sind nicht zuletzt aufgrund des neuen Höchststandes an Sprengungen alarmiert und haben ihrerseits Maßnahmen initiiert, um den Schutz ihrer Geräte zu verbessern.
Die niedersächsischen Vertreter der Sparkassen und Banken wollen die Ministerin über die von Ihnen bereits vorgenommenen und weiter geplanten Sicherungsmaßnahmen bis Ende April informieren. Um wirksame Maßnahmen zur nachhaltigen Verbesserung der Sicherheit von Geldautomaten umzusetzen, würden die Sparkassen und Banken durch die Polizei Niedersachsen bestmöglich unterstützt.