CELLE. Als Lesung war die Veranstaltung im Mehrgenerationenhaus angekündigt, und der Titel „#Mutti war’s nicht“ zog. Der Saal war prall gefüllt, alle wollten vom Autor des gleichnamigen Buches, Gerd #Hachmöller, etwas hören, immerhin ging es um Angela #Merkel, die auch das Cover ziert.
Gelesen wurde jedoch nur ganz am Ende ein Kapitelauszug, die übrige Zeit hielt der in Celle geborene und aufgewachsene Hachmöller ein Referat, um den Untertitel seines Werkes aus dem Jahr 2021 „Populäre Legenden und kollektive Irrtümer über Angela Merkel, #Flüchtlingspolitik und Europa“ zu erklären. Er meint, aufräumen zu müssen mit der vorherrschenden Meinung, die damalige Kanzlerin hätte mit ihrem Statement „Wir schaffen das“ sowie ihrem berühmten Selfie mit Asylbewerber Flüchtlinge nach Deutschland geholt. Seinen Ausführungen im Mehrgenerationenhaus folgend, setzt er voraus, dass diese Annahme in Deutschland vorherrsche. Umfragen oder Studien, die dieses belegen, nennt er nicht. Vielmehr zieht er wiederholt die AfD heran. Ja, diese hat Behauptungen dieses Inhalts aufgestellt. Aber wie viele Einwohner der Bundesrepublik Deutschland schenken dem Glauben? Was bildet die Grundlage für das Buch? Die Politik der AfD? Oder die seiner Meinung nach falsche Berichterstattung?
„Merkel wurde als flüchtlingsfreundliche Kanzlerin bewusst inszeniert“, konstatiert der 50-Jährige, bleibt im mündlichen Vortrag allerdings schuldig, wer hinter dieser Inszenierung stecken soll. Die Medien? Hachmöller lässt keinen Zweifel daran, dass er deren Arbeit während und nach der Flüchtlingsbewegung im Jahr 2015 und danach kritisch sieht. Medienschelte zieht sich wie ein roter Faden durch das Referat. „Da ist jeder Satz falsch“, sagt er, nachdem er einen kurzen Auszug aus einem Artikel des Spiegel-Journalisten Markus Feldenkirchen zum Thema Italien und Migration zitiert hat. Nur die Tagesschau hätte sich entschuldigt für einseitige Bildpublikation, die anderen nicht. Lediglich ein Bericht aus der ZEIT „Merkel war es gar nicht“ kommt gut weg, davon abgesehen spricht er von einer „Schieflage in der Berichterstattung“.
Wenn also die damalige Kanzlerin die Flüchtlinge nicht geholt hat, warum sind sie dann gekommen? Gerd Hachmöller setzt anscheinend Unkenntnis voraus bzw. hat den Eindruck, er müsse die Heerschar von Medienleuten, die berichtet und aufgeklärt haben, korrigieren. Er zählt alle Motive auf, unterlegt mit Grafiken und weitet das Thema Migration aus auf Push- und Pull-Faktoren, Dublin-Verfahren, „Türkei-Deal“ und Willkommenskultur. Er arbeitet im Bereich der Flüchtlingshilfe, da lernt man etwas zum Thema, das man bei passender Gelegenheit an den Mann und die Frau bringen kann.
Aber war da nicht noch was mit „Mutti“, mit dem Buchtitel, der so viele Interessierte neugierig gemacht hat? Ach ja!
"Nicht, dass Sie denken, Frau Merkel hätte nichts gemacht. Das wäre ein falscher Eindruck“, sagt er gegen Ende der Veranstaltung. Sie habe zahlreiche Gesetze und Verordnungen zur Problematik auf den Weg gebracht, referiert er trocken und so gar nicht in der Manier, mit der man Bücher und Lesungen bewirbt.