
CELLE. Am 4. Dezember 2020 startete in Celle die Aktion Kulturgesichter mit dem ersten Fotoshooting und dem Aufbau der Website. Der erste "Geburtstag" ist für die Initiatoren allerdings kein Grund zu feiern. Ein Blick zurück:
2020 ging die Aktion mit dem Ziel in die Öffentlichkeit, die Menschen, die hinter den vielfältigen kulturellen Angeboten in der Region stehen, sichtbar zu machen und ihnen eine Stimme zu geben. Auf der Website www.kulturgesichtercelle.de formuliert das Team es so: „Für alle von uns ist Kunst und Kultur von zentraler Bedeutung für unser Leben. Die Lage in der Pandemie geht für uns mit herben Einschränkungen einher, in der Art wie wir uns engagieren, ausdrücken und einbringen können, in der Art und Weise, wie wir mit unserem Publikum interagieren. Diejenigen von uns, die ihren Lebensunterhalt im Kulturbetrieb bestreiten, sind besonders getroffen und stehen oft vor einer existenziellen Bedrohung.“
Viel ist passiert im ersten Jahr der Aktion. 160 Kulturgesichter wurden fotografiert, einige davon konnte man drei Monate lang in den Fenstern der Ratsmühle sehen, Plakate hingen an etlichen Orten und der Kulturgesichter-Bus fährt immer noch durch Stadt und Landkreis Celle. Im Sommer 2021 war dann wieder vieles möglich, wenn auch noch mit Auflagen wie Maske tragen und Abstand halten. Und heute? „Nach dem erfolgreichen Kultursommer, dem Wiederaufleben von Kunst und Kultur in der Öffentlichkeit, dachten wir eigentlich, dass die Nöte der Kultur- und Veranstaltungsbranche behoben sind. Dass auch in geschlossenen Räumen wieder Theater, Musik, Kabarett, Tanz und Kleinkunst ohne Einschränkung stattfinden können, zumal alle Celler Kulturhäuser gute Hygienekonzepte haben. Wir dachten, dass die Zeit der vielen gesetzlichen Auflagen vorbei ist und sich Veranstaltungen auch finanziell wieder tragen. Das Kultur wieder live zum Genuss wird“, blicken Lucas Rosenbaum und Max Mund zurück.
Das Gegenteil ist der Fall. Aufgrund der aktuell krisenhaften Pandemielage werden gerade wieder viele Veranstaltungen abgesagt oder ins nächste Jahr verschoben, Planungen liegen auf Eis und Kulturakteure blicken sorgenvoll in die Zukunft. Kreative Menschen beschäftigen sich seit Tagen mit bürokratischen Fragen wie Umsetzung der 2G-Plus Auflage.
„Am 4.12. wollten wir eigentlich eine neue Aktion zur Unterstützung der Celler Kulturbranche machen. Noch nicht einmal dafür haben die Kulturleute gerade den Kopf frei, so zeitintensiv und nervenraubend ist die aktuelle Planung und Umsetzung der Auflagen. Wir haben uns deshalb entschieden, das erst später zu machen“, berichten Martin Menzel, Katharina Witerzens und Birgit Nieskens vom Team. „Alle Kulturveranstalter hoffen, dass das Publikum der Kultur verbunden bleibt, die wenigen noch stattfindenden Veranstaltungen besucht und langfristig nicht die Lust an Live-Auftritten und gemeinsamem Kulturerleben verliert. Das wäre nicht nur wirtschaftlich fatal, sondern bedeutete auch einen Verlust an Kulturerleben.“
Fazit der Kulturgesichter: Die Botschaften und Ziele ihrer Aktion sind heute noch wichtiger geworden als im vergangenen Dezember. Es gelte, gemeinsam alles zu unternehmen, um die Pandemie-Krise zu beheben und zu einem normalen Alltag für alle zurück zu kehren. Fotos unten: Martin Menzel