Elterntaxi-Streit in Wietze: Dieser Verkehrsversuch soll endlich Entlastung bringen
- Audrey-Lynn Struck

- 15. Juni
- 3 Min. Lesezeit

WIETZE. Was lange währt, könnte endlich besser werden: Ab Montag, 16. Juni, startet die Gemeinde Wietze einen Verkehrsversuch an der Schulstraße. Ziel ist es, den Elterntaxi-Verkehr rund um die Grundschule spürbar zu reduzieren – und damit auch die Anwohner der umliegenden Straßen zu entlasten, die seit zwei Jahren unter dem wachsenden Verkehr leiden. Eine von ihnen, Sandra Bauer, hatte wegen der Belastung sogar einen Anwalt eingeschaltet.
Bereits im Mai 2022 wurde ein Teil der Schulstraße für den Durchgangsverkehr gesperrt, um das morgendliche Verkehrschaos bei Bring- und Abholzeiten reduzieren und so die Sicherheit der Kinder zu erhöhen. Doch statt einer Entlastung verlagerte sich der Verkehr in die benachbarte August-Höfener-Straße um die Kinder auf einem Parkplatz schräg gegenüber der Schule rauszulassen – direkt vorbei am Haus von Sandra Bauer. Die Anwohnerin, die selbst 26 Jahre am Flughafen Hannover gearbeitet hat, schildert: „Damals habe ich mich nie über den Fluglärm beschwert. Aber das hier bei uns ist echt schlimm.“
Schulstraße bleibt für Durchgangsverkehr gesperrt
Der Verkehr stieg deutlich an: Ihr Nachbar zählte rund 135 Autos pro Stunde, die Gemeinde kam hingegen bei einer offenen Messung auf knapp 520 Fahrzeuge pro Schultag. In den Ferienzeiten halbiere sich das Verkehrsaufkommen, so Bürgermeister Wolfgang Klußmann. Die Belastung veranlasste Bauer schließlich, einen Anwalt einzuschalten. Bei der rechtlichen Prüfung stellte dieser fest, dass das Vorgehen der Gemeinde rechtswidrig war. „Drei Monate vor der Teileinziehung der Straße muss die Öffentlichkeit informiert werden und die Gelegenheit zur Stellungnahme bekommen. Die Gemeinde Wietze hat das nicht getan. Das sieht das Straßenrecht so nicht vor“, erklärt Anwalt Timm Jacobsen.

„Naheliegend wäre gewesen, die Schilder und Beschränkungen einfach wieder abzubauen. Das haben sie aber bisher nicht getan“, so Timm Jacobsen weiter. Die Gemeinde Wietze verfolgt eine andere Strategie. Schon zuvor hatte sie mit der Ausarbeitung eines Schulwegekonzepts begonnen, in einem Fragebogen wurden 2024 verschiedene Problemzonen von Seiten der Eltern erfasst. Der Teil der August-Höfener-Straße direkt vor der Haustür der Bauers war jedoch nicht darunter – ein Punkt, der für Unverständnis bei den Bauers sorgt.
Schulwegkonzept soll weitere Entlastung bringen
Drei Unfälle habe es bereits bei an der Kreuzung gegeben, so Sandra Bauer. Sie sieht darin einen direkten Zusammenhang zwischen den Unfällen und der Verkehrszunahme durch die Sperrung. Doch die Gemeinde Wietze hält dagegen: Von den Unfällen stünde keiner in einem direkten Zusammenhang mit dem Schulweg, da sich die Unfälle teilweise außerhalb der Schulzeit ereignet hätten. Die Maßnahmen aus dem Schulwegkonzept sollen nun priorisiert und abgearbeitet werden, bereits für den Haushalt 2026 sind dafür Mittel vorgesehen.
Bürgermeister Wolfgang Klußmann hofft, dass der Verkehr durch den Verkehrsversuch in der August-Höfener-Straße deutlich abnimmt.
Verkehrsversuch startet ab Montag
Um kurzfristig zu reagieren, setzt die Gemeinde jetzt den neuen Verkehrsversuch um: Ab Montag wird die Schulstraße bis zur August-Höfener-Straße wochentags zwischen 7 und 16.30 Uhr für den Durchgangsverkehr gesperrt. Eltern sollen ihre Kinder auf drei umliegenden Parkplätzen absetzen: bei Rewe, Netto sowie auf dem Besucherparkplatz der Gemeinde. Von dort führen sichere, kurze Wege zum Schulgelände. Ein großes Banner am Rewe weist den Kindern bereits den neuen Schulweg.
Eltern sollen auf umliegende Parkplätze ausweichen
Abseits jeder Straße müssen die Kinder hinter dem WIECKIE Familienzentrum entlang gehen, ehe sie bereits das Schulgelände betreten. „Wir gehen davon aus, dass es für die meisten Eltern unattraktiv und unsinnig wird die August-Höfener-Straße zu verwenden“, sagt Wolfgang Klußmann. Mittelfristig soll das Verkehrsaufkommen wieder auf das Ferienniveau sinken. Auch der angrenzende Friesenstieg wird gesperrt – außer für die Anwohner und Lieferverkehr.

Kontrollen von Polizei und Ordnungsamt
In der Anfangsphase werden Polizei und Ordnungsamt verstärkt kontrollieren – zunächst mit Appellen, später notfalls mit Bußgeldern. Zudem wird das Verkehrsaufkommen alle drei Monate gemessen. Sandra Bauer bleibt dennoch skeptisch: „Uns geht es nicht nur um den Lärm, sondern auch um die Sicherheit der Kinder, zum Beispiel fehlt eine Querungshilfe für das Neubaugebiet.“ Zusätzlich hielten sich viele nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung. „Eine echte Verkehrsberuhigung muss her. Wir planen bereits weitere Schallschutzmaßnahmen, neue Fenster und eine Lärmschutzmauer im Garten.“
Die Gemeinde Wietze möchte indes erst einmal den Verkehrsversuch abwarten. Je nach Erfolg und Verkehrsreduzierung, werde die Schulstraße dauerhaft für Durchgangsverkehr während der Schulzeit gesperrt. Langfristig könnten weitere Maßnahmen folgen: Denkbar sind unter anderem Verkehrsberuhigungen einzelner Straßen, Fahrradstraßen, zusätzliche Querungshilfen oder das Freischneiden von Seitenräumen für bessere Einsehbarkeit.


















