HANNOVER. Niedersächsische Unternehmen bewerten ihren Digitalisierungsgrad zwar besser als im Bundesdurchschnitt, von Bestnoten sind die Unternehmen jedoch weit entfernt – Grund dafür: fehlende Breitbandanbindungen
Laut Mitteilung der IHK Niedersachsen stufen 40 Prozent (Bund 36,6 Prozent) das eigene Unternehmen auf einer Skala von 1, für voll entwickelt, bis 6, für wenig entwickelt, mit einer 4 ein. 27 Prozent (Bund 28,2 Prozent) bewerten ihren Digitalisierungsgrad sogar mit einer 5 – der zweitniedrigsten Stufe. Gut 21 Prozent (Bund 19,7 Prozent) geben sich immerhin eine 3. Das ergibt sich aus der Digitalisierungsumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), an der 440 niedersächsische Unternehmen teilgenommen haben (bundesweit 4.300 Unternehmen).
„Diese ehrliche Analyse der niedersächsischen Wirtschaft untermauert, dass die Unternehmen neben eigenem Engagement auch mehr Unterstützung seitens der Politik brauchen. Zwar haben sich die allermeisten niedersächsischen Unternehmen bereits erfolgreich auf den Weg gemacht, doch es fehlt vielerorts noch immer an den elementaren Voraussetzungen – allen voran an flächendeckend leistungsfähigen Glasfasernetzen“, kommentiert Birgit Stehl, Hauptgeschäftsführerin der IHK Niedersachsen (IHKN), die Ergebnisse. „Wenngleich die Mehrheit mit ihrer Breitbandanbindung zufrieden ist: Bei rund einem Viertel der Befragten entspricht die angebotene Internetanbindung nicht ihren Bedürfnissen. 70 Prozent sehen die Politik gefordert, eine leistungsfähige Breitbandinfrastruktur zu schaffen. Weitere 40 Prozent der niedersächsischen Unternehmen wünschen sich einen leichteren Zugang zu Fördermitteln, die ihre Digitalisierungsvorhaben unterstützen.“
Zwar fördern Bund und Land den Breitbandausbau seit Jahren massiv, doch die Kommunen müssen neben der erforderlichen personellen Besetzung immer auch einen in Teilen erheblichen Eigenanteil tragen. Vor diesem Hintergrund betont Michael Wilkens, IHKN-Sprecher Digitalisierung: „Im Zuge der ,Graue Flecken‘-Förderung sollte die niedersächsische Landesregierung einen höheren Förderanteil als die bisherigen 25 Prozent übernehmen. Als IHKN halten wir 40 Prozent für angebracht. Zusätzlich könnten benachteiligte Regionen mit einer Sonderförderung unterstützt werden. Um Digitalisierungsinvestitionen und -beratung in Unternehmen zu ermöglichen, braucht es außerdem passgenaue und bürokratiearme Programme.“ Die IHKN schlägt vor, das Förderprogramm für den Einzelhandel „Digital aufgeLaden“ für weitere Branchen zu öffnen, über 2022 hinaus fortzuführen und die Unternehmen branchenübergreifend mit einer Erweiterung des Digitalbonus bei der nächsten Stufe ihrer Digitalisierungsanstrengungen zu unterstützen.
Ein solcher Rückenwind aus der Politik könnte den Unternehmen laut IHKN auch dabei helfen, die Effekte der Digitalisierung auf Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit voll ausschöpfen. Aktuell nutzen nur 28 Prozent die Digitalisierung, um neue Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle zu entwickeln. Die Flexibilisierung der Arbeit und neue Arbeitsmodelle nennen 55 Prozent der Befragten aus Niedersachsen als Grund für die Digitalisierung. Wichtige Treiber sind außerdem Kosteneinsparungen (40 Prozent) sowie strategische Unternehmensentwicklung (37 Prozent). Ob zur Optimierung von Geschäfts- und Produktionsprozessen oder um Kundenbeziehungen zu verbessern: Für 94 Prozent ist es besonders wichtig, Daten zu nutzen.
Als größte Herausforderungen für eine erfolgreiche Digitalisierung nennen die niedersächsischen Unternehmen die Komplexität bei der Umstellung vorhandener Systeme und Prozesse (41 Prozent) sowie fehlende zeitliche Ressourcen (35 Prozent) und hohe Kosten (33 Prozent). Ein weiterer Punkt ist für 29 Prozent die mangelnde Veränderungsbereitschaft und Akzeptanz bei Mitarbeitern und Kunden.
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