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"Richtiges Warten" im Advent - Das Wort zum Montag, Folge 91


NIENHAGEN/EHLERSHAUSEN. Der Advent bietet uns – wie jedes Fest im Kirchenjahr - eine verborgene Lebenshilfe an. In den vier Wochen vor Weihnachten geht es auch um die Einübung ins Warten. Das ist ja ein großes Lebensthema, das uns alle mal mehr mal weniger stark beschäftigt - nicht nur wie hier auf dem Bahnhof in Ehlershausen, wo ich auf meinen Zug nach Hannover warte.

Äußerlich gesehen warten wir im Advent auf Weihnachten - das große Geburtstagsfest, das die Christenheit zu Ehren Jesu feiert. Innerlich, also unter der Oberfläche von Weihnachtsgans, Geschenken und Familienidylle, geht es um unsere eigene Menschwerdung und unser Einswerden mit Gott. Aber nicht nur wir warten, der erwachsen gewordene Jesus wird später sagen, dass Gott auch auf uns Menschen wartet – wie eine Geliebte auf ihren Liebhaber. Gott wartet darauf, dass wir uns für das Leben und die Liebe öffnen.

Ich finde das deutsche Wort „warten“ sehr interessant. Eigentlich meint es, auf der „Warte“ wohnen. Die „Warte“ ist der Ort der Ausschau, der Wachturm. Warten meint also: Ausschau halten, ob jemand kommt und umherschauen, was alles auf uns zukommt. Warten kann aber auch heißen: auf etwas achthaben, etwas pflegen, so wie der „Wärter“ auf einen Menschen aufpasst und auf ihn acht gibt. Okay, der Blockwart und der Gefängniswärter sind jetzt nicht die Typen, die besonders sympathisch rüberkommen, aber der Tank-wart, der Platzwart oder der Kassenwart beim Sportverein – oder der alte Krankenwärter – das sind Menschen, die sich kümmern und die Ärmel hochkrempeln.

Warten bedeutet also beides: der Blick wird weit - und gleichzeitig achtet man aufmerksam auf den Augenblick, auf das, was wir gerade erleben, oder auf die Menschen, mit denen ich gerade spreche. Warten kann das Herz weiten. Wenn ich warte, spüre ich vor allem, dass ich mir selbst nicht genug bin. Gerade hier auf dem Bahnhof wird das manchmal wunderbar deutlich: da wartet ein junger Mann – blickt jede Minute auf die Uhr und umarmt seine Freundin, wenn sie aus dem Zug steigt, so fest, als würde er sagen wollen: Nur mit Dir bin ich ganz. Nur mit dir bin ich eins mit mir.

Der Advent gibt uns die Gelegenheit, unsere eigenen „Erwartungen“ ans Leben kritisch unter die Lupe zu nehmen und unsere Ziele im Leben neu zu sortieren. Dabei wird meistens sehr schnell deutlich, dass nicht die Welt der Dinge unser Leben reich macht, sondern, dass es die Beziehungen sind, die Beziehung zu Menschen und zu Gott, die uns die Erfüllung bringen, nach der wir uns sehnen.

Und ein kurzer letzter Gedanke, bevor mein Zug kommt: Ein kluger Mensch sagte einmal: Was ein Mensch erwartet, das macht ihn schön. Denn wer sich danach sehnt, dass unser Miteinander friedlicher und gerechter wird, kann gar nicht anders, als jetzt und hier für diesen Traum zu arbeiten. Das bedeutet, adventlich zu leben. Bliebt behütet. Pastor Uwe Schmidt-Seffers








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