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Arisierung im Fokus: Warum ein lange verschwiegenes Kapitel auch nach 70 Jahren noch bedeutend ist

Celle Heute

CELLE. Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit lädt zu zwei Veranstaltungen am 23. und am 24. August zum Thema "Arisierung" ein.


Warum ist „Arisierung“ nach mehr als 70 Jahren (erst/noch immer) ein Thema?

Im Unterschied zu den Vernichtungslagern, zu Opfern, Tätern und Organisatoren des Mords an den europäischen Juden, über die es seit 1945 eine gewaltige Zahl an Publikationen gibt, spielte das Thema „Arisierung“ bis zum Jahr 2000 praktisch keine Rolle, schreibt die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in ihrer Mitteilung. Aus der Zeit davor gibt es kaum Veröffentlichungen, denn es waren noch sehr viele Akteure und Nutznießer der Arisierung am Leben und im Genuss ihrer Beute.

Arisierung ist ein Aspekt des Nationalsozialismus´ und des Holocaust, dessen Konsequenzen in Gestalt veränderter Besitzverhältnisse bis heute bestehen. Es waren daran keineswegs nur Partei, SS und SA beteiligt, sondern ein breiter Querschnitt der gesamten deutschen Gesellschaft. Alles war durch „Recht“ und Gesetz geregelt. Sich mit der Arisierung zu befassen bedeutet, sich mit der Beteiligung der „ganz normalen Deutschen“ am Holocaust auseinanderzusetzen. Arisierungs-Recherche ist ein Blick in den Spiegel: Wie weit sind meine Großeltern gegangen – wie weit würde ich gehen? Woher stammt eigentlich mein ererbter Besitz?

Am Anfang von Armin H. Fleschs Beschäftigung mit Arisierung stand ein 1935 arisiertes Frankfurter Unternehmen. 2013 hatten dessen heutige Eigentümer behauptet, ihre Firma blicke auf eine „fast 100 jährige Familientradition“ zurück. Die Suche nach alten Unterlagen führte den Frankfurter Journalisten zu weiteren, teils spektakulären Fällen. Archivrecherchen in vielen ausländischen Archiven sowie zahlreiche Interviews mit Nachkommen von Tätern und Opfern lösten eine bis heute dauernde Beschäftigung mit dem Thema Arisierung aus.

Zeit: Mittwoch, 23. August, 19 Uhr

Ort: Synagoge Celle, Im Kreise 24

Referent: Armin Flesch, Journalist

Am darauffolgenden Tag zeigt die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit im Kino achteinhalb den Film Menschliches Versagen von Michael Verhoeven. In seiner Dokumentation zeichnet der vielfach prämierte Regisseur Michael Verhoeven nicht nur den Weg der Juden in den drohenden Untergang nach, er stellt auch die Frage, wie und in welchem Ausmaß die Bevölkerung im Nationalsozialismus zum Profiteur der Arisierung werden konnte. Im Anschluss an die Filmvorführung findet ein Podiumsgespräch mit den Arisierungsexperten Prof. Dr. Wolfgang Dreßen und Armin H. Flesch statt. Der Regisseur Michael Verhoeven wird per Video zugeschaltet.

Zeit: Donnerstag, 24. August, 19 Uhr

Ort: kino achteinhalb, Hannoversche Straße 30f

Podium: Prof. Dr. Wolfgang Dreßen, Armin Flesch


Foto: Privat

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