CELLE. Fröhliches Kinderlachen im Park der Celler Kreisverwaltung: Beim Sommerfest des Pflegekinderdienstes nutzten Mädchen und Jungen am Samstag begeistert Hüpfburg, Ponyreiten, Schmink-Angebot und vieles mehr, während die Erwachsenen bei Snacks, Getränken und hochsommerlichen Temperaturen im Schatten der aufgestellten Pavillons ihre Erfahrungen austauschten.
Engagierte Menschen gesucht
Für Kinder, die nicht bei ihren leiblichen Eltern aufwachsen können, werden immer wieder engagierte Menschen gesucht, die sie liebevoll aufnehmen und fördern. Neben regelmäßigen Infoveranstaltungen lädt das Jugendamt des Landkreises Celle sie auch alle zwei Jahre zum Sommerfest ein.
Ein "Dankeschön an die Kinder" gab's von Janine Brinkmann vom Pflegekinderdienst des Celler Jugendamtes: "Danke, dass es Euch gibt. Ihr seid so einzigartig", sagte sie im Namen der Veranstalter. Und dankte dann den Pflegeeltern, "die Kindern mit Herzblut ein Zuhause geben". Das sei nicht immer einfach, auch wenn es immer wieder kleine Erfolge und Glücksmomente gebe: "Sie haben unsere höchste Wertschätzung."
Derzeit 230 Pflegekinder im Landkreis Celle
230 Pflegekinder gebe es derzeit im Landkreis Celle, sagte Kreisrätin Dr. Wiebke Wietschel, die die Pflegefamilien als zuständige Dezernentin ebenfalls begrüßte und daran erinnerte, dass es dieses Sommerfest bereits seit 30 Jahren gebe. "Es bedarf eines ganzes Dorfes, um ein Kind aufzuziehen", zitierte sie ein altes Sprichwort. Und an die Pflegekinder gewandt sagte sie: "Ihr habt etwas ganz Besonderes: Ihr habt mehr als eine Familie."
Anita und Marco Neumann haben im Juni 2020 ein Pflegekind bei sich in Wathlingen aufgenommen. Jamie war damals zweieinhalb Jahre alt und wies große Verhaltensunterschiede gegenüber den drei leiblichen Kindern der Neumanns auf. "Kuscheln und in den Arm nehmen waren ihm fremd, Zuneigung kannte er nicht", erinnern sich die Neumanns an den Beginn. Es hat gedauert, doch das neue Familienmitglied hat sich gut entwickelt - beim Familienfest tollt Jamie fröhlich mit anderen Kindern über den Rasen neben dem Kreistagssaal. Alle vier Wochen hat er Kontakt mit seiner leiblichen Mutter; seine zwei leiblichen Geschwister wohnen in Nachbardörfern und treffen sich ebenfalls regelmäßig mit ihm. Jetzt ist er sechs Jahre alt, wurde gerade eingeschult.
"Wir hatten mitbekommen, wie es bei anderen Familien mit Pflegekindern läuft, und wollten auch einem Menschen eine zweite Chance geben", sagt Anita Neumann zu den Beweggründen. Der Freundeskreis habe sehr positiv auf die Entscheidung reagiert: "Viele haben Respekt." Tipp der Neumanns an alle, die sich selbst auch ein Engagement für Kinder vorstellen können: "Aufs Jugendamt zugehen! Dort wurden wir gut beraten, auch wenn es mal Probleme mit dem Neuzugang in der Familie gibt."
Die Hintergründe für die Betreuung in externen Familien sind vielfältig. Sie reichen von Todesfällen und Erkrankungen bis hin zu Überforderungen mit den Anforderungen des alltäglichen Lebens. So ist der Bedarf an Pflegeeltern nach wie vor groß. Erster Ansprechpartner bei Interesse an einer Tätigkeit als Paten-, Kurzzeit-, Bereitschafts- und Vollzeitpflegefamilie ist das Jugendamt. Die Tätigkeit wird vergütet.
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