CELLE. „Das ist heute ein rabenschwarzer Tag für den Landkreis Celle: Erst heute morgen die Nachricht, dass 250 Jobs bei der Hubergroup in Celle wegfallen und nun die Hiobsbotschaft, dass beim Automobilzulieferer Auria in Adelsheidsdorf ebenfalls bis zu 150 Arbeitsplätze gefährdet sind – das ist eine bedrohliche Entwicklung für unsere Heimatregion. Jetzt sind alle Ebenen gefordert, um Perspektiven für die Beschäftigten und ihre Familien zu entwickeln!“, sagte Maximilian Schmidt, Vorsitzender der SPD im Landkreis Celle, am Freitag bei einer Kundgebung der Gewerkschaft IGBCE vor dem Auria-Werk in Adelheidsdorf.
„Unsere Solidarität gilt den Beschäftigten – doch nicht nur sie sind betroffen, ihre Familien ebenso, das ist dann locker die zwei bis dreifache Zahl. Für die Kommunen im Landkreis Celle ist das eine desaströse Entwicklung, die nicht einfach so hingenommen werden darf“, so Schmidt. Besonders gravierend sei die Entwicklung bei Auria: „Während bei Huber ein Sozialplan und Interessenausgleich in Aussicht steht, verweigert die Geschäftsleitung bei Auria ernsthafte Gespräche mit Betriebsrat und Schwerbehindertenvertretung. Das ist inakzeptabel!“ Wie der Betriebsratsvorsitzender Michael Kruse bestätigte, gebe es bisher keine Bereitschaft des Arbeitgebers, über Perspektiven für die Beschäftigten zu verhandeln. „Wir erwarten, dass sich die Geschäftsleitung von Auria an deutsches Betriebsverfassungsrecht hält und mit dem Betriebsrat umgehend über einen Sozialplan verhandelt – und natürlich so viel Beschäftigungssicherung wie möglich gewährleistet!“ Zudem müsse laut Schmidt der Arbeitgeber umgehend gemäß Kündigungsschutzgesetz eine Massenentlassungsanzeige stellen und damit auch die Bundesagentur für Arbeit einbinden: „Es geht jetzt darum, Brücken in neue Jobs zu schaffen – da müssen alle mithelfen!“
Über die Entwicklung im Landkreis Celle hat Maximilian Schmidt nach eigenen Angaben jetzt auch Ministerpräsident Stephan Weil informiert, mit ihm zusammen hatte er vor fünf Jahren das Werk von Auria besucht. „Das ist für unseren Landkreis eine Entwicklung, bei der wir jetzt Unterstützung von allen Ebenen brauchen. Gerade im ländlichen Raum sind Industriearbeitsplätze ein rares Gut – wir wollen so viele wie möglich erhalten, denn sie sind die auch Grundlage für die Zukunftsfähigkeit unserer Region und der Menschen, die hier leben und arbeiten“, so Schmidt. Zusammen mit der Kommunalpolitik wolle man die Entwicklung weiter sehr wachsam begleiten, so auch mit Nienhagens Bürgermeister Jörg Makel und Axel Kernbach, stellvertretender Bürgermeister von Adelheidsdorf, die beide ebenfalls an der Kundgebung bei Auria teilgenommen haben.
Cihan Yüksel, Gewerkschaftssekretär der IGBCE, geht davon aus, dass die angestrebte Verlagerung aus Kostengründen geschieht, "da die Produktion meines Wissens nach Tschechien und in die Slowakei verlagert werden soll". Angeblich seien laut einer Aussage bei einer Betriebsversammlung "nur" 40 Personen betroffen, "nach einem Rundgang vor zirka drei Wochen und Gesprächen mit dem Betriebsrat und Beschäftigten sind am Ende eher 150 Kolleginnen und Kollegen betroffen". Yüksel weiter: "Aus meiner Sicht besteht die Gefahr, dass das Unternehmen versucht, mit einer Salamitaktik einen Sozialplan zu umgehen. Angeblich sollen die Betroffenen mit Aufhebungsverträgen das Unternehmen verlassen. Dafür hat der Konzern bereits finanzielle Mittel zur Zahlung von Abfindungen freigegeben. Es wurde auf der Betriebsversammlung explizit darauf hingewiesen, dass diese finanziellen Mittel nicht in Adelheidsdorf erwirtschaftet wurden, was nicht nur bei mir für Empörung gesorgt hat."