Skadi Koster erkämpft Bronze:48. Internationales Judoturnier Venray
Nach den Pandemiejahren ist auch im Judowettkampfsport wieder Normalität eingekehrt, was sich leicht am aktuellen Turnierplan ablesen lässt. Letzten Sonntag, den 11.06.2023, stand mit dem Internationalen Judoturnier Venray ein weiteres Highlight des Wettkampfjahres auf dem Programm. Das internationale Turnier in Venray zählt mit seinen über 1700 Teilnehmern aus über 30 Ländern an zwei Wettkampftagen zu einem der größten in Europa und konnte sich sogar noch einmal leicht im Vergleich zu den Vor-Coronajahren steigern. Gekämpft wird traditionell auf 9 Matten im Doppel-K.O.-System. Alle Finals, also die Kämpfe um die Podiumsplätze, wurden in der eigens eingerichteten „Final Hall“ ausgetragen und zuschauerfreundlich auf einer Großbildleinwand, inklusive live-streaming im Internet, übertragen.
Die Nienhagenerin Skadi Koster trat in der U18 (Gewichtsklasse bis 57 kg.) an. Nach bislang dreimal Edelmetall bei den bisherigen Auftritten, kann man schon von so etwas wie einem Lieblingsturnier des Judotalents sprechen. Allerdings waren die Erfolgsaussichten für dieses Jahr im Vorfeld nicht richtig auszumachen. Zu schwankend waren ihre Leistungen in der jüngeren Vergangenheit. Nach den Titeln bei den diesjährigen Niedersächsischen Landesmeisterschaften und den Norddeutschen Meisterschaften, verliefen die Deutschen Meisterschaften anders als erhofft. Nach sehr gutem Auftakt und überzeugend gewonnenen Kämpfen gegen starke Konkurrentinnen setzte es, das Podium vor Augen, kurz hintereinander zwei schnelle Niederlagen und der Traum von der Medaille war dahin. Beim kurz darauf folgenden top besetzten Internationalen Turnier in Bad Blankenburg war der Spaß nach einer Auftaktniederlage gegen die U.S. Amerikanerin Clark schon in der ersten Runde vorbei. Anfang Mai dann wieder ein guter Auftritt beim Ranking 1000 Turnier in St. Gallen (Schweiz) mit dem Einzug ins Semi Finale. Nach einer Niederlage dort gegen die Schweizerin Noemi Ruchti gelang aber noch der Gewinn der Bronzemedaille durch einen Sieg im kleinen Finale.
Die Leistungsschwankungen sind schnell erklärt. Seit Pandemiebeginn waren die Trainingsmöglichkeiten in dem Kontaktsport aus nachvollziehbaren Gründen nur noch sehr überschaubar gegeben. Der Trainingsbetrieb in den Vereinen und am Außenstützpunkt des Landesleistungszentrums in Oldenburg oft eingeschränkt oder eingestellt. Dazu kam, dass auch der Wettkampfbetrieb so gut wie ausgesetzt war. In der Summe kam das einer etwa zweijährigen Judopause gleich. Dies änderte sich erst wieder als die 16 jährige Schülerin im letzten Jahr nach reiflicher Überlegung den Entschluss fasste, das Angebot der Landestrainer anzunehmen und zum neuen Schuljahr hin den Sprung auf das LOTTO Sportinternat in Hannover zu wagen. Erst mit Beginn dieses Schuljahres war nun für die mittlerweile 17 jährige Gymnasiastin wieder regelmäßiges Training in einem professionellen Umfeld möglich. Seitdem geht die Leistungskurve langsam aber stetig aufwärts, weiß auch ihr Heimtrainer Maik Edling zu berichten.
Vor der großen internationalen Bühne in den Niederlanden ging es nun aber am Samstag dieses Wochenendes mit der Mannschaft des SV Nienhagen zunächst nach Lingen zum letzten Kampftag der Frauen Landesliga. Nach erfolgreichen Kämpfen sicherten sich die Nienhagener Damen die Tabellenführung und wurde Niedersachsenmeister 2023. Dieser Erfolg sollte auch für ein gutes Gefühl und Rückenwind in Venray sorgen, so die Hoffnung von Edling.
Und Rückenwind konnte die Nienhagener Judoka, nach erster Sichtung der Wettkampflisten gut gebrauchen, denn es wartete gleich zum Auftakt eine sehr anspruchsvolle Aufgabe auf sie. Einige Nationen waren aufgrund des Stellenwertes des Turniers gleich mit ihren Nationalkadern angereist und so ging es im ersten Kampf gegen keine geringere als die frischgebackene belgische Meisterin Aicha Deschepper. Nach ausgeglichenem Kampf konnte Skadi Koster Deschepper kurz vor Schluss werfen. Die Belgierin fiel direkt auf den Rücken und der Kampf war mit einer vollen Wertung (Ippon) für Koster sofort beendet.
Zu ausgiebig konnte sich die Niedersächsin über den tollen Erfolg jedoch nicht freuen, denn die volle Konzentration war nun wieder gefordert. In der nächsten Runde wartete mit der Schweizerin Noemi Ruchti nicht nur eine alte Bekannte aus dem Semi Finale in St. Gallen, sondern auch die nächste Nationalkaderathletin. Das Ziel war klar: Revanche für die Halbfinalniederlage beim Ranking 1000 und der Einzug in die nächste Runde. Leider hatte Ruchti etwas dagegen und behielt auch im zweiten Duell der beiden Cadetten innerhalb weniger Wochen die Oberhand. Nachdem Skadi Koster die Begegnung im Stand noch deutlich dominiert hatte, ohne jedoch eine entscheidende Wertung erzielen zu können, verliert sie den Kampf am Ende unglücklich im Boden.
Nun ging es für Koster in die Trostrunde und um die Chance sich ins kleine Finale vorzukämpfen, um die noch mögliche Bronzemedaille zu ergattern.
Dazu musste zunächst ein Sieg gegen die hochgehandelte Niederländerin Luna Tillema aus dem Sportinternat in Groningen her. Durch eine taktische Meisterleistung, wie Trainer Maik Edling nach dem Kampf schwärmte, ließ Skadi Koster Tillema aussteigen und gewann mit Ippon vorzeitig.
Im vierten Kampf ging es um den Einzug ins kleine Finale. Ihr gegenüber mit Jovita Peijnenburg erneut eine Niederländerin, die sie ebenfalls mit einer sehenswerten Technik (Außensichel) vorzeitig besiegen kann.
Jetzt war die Bronzemedaille nur noch einen Sieg entfernt. Allerdings stand zwischen Edelmetall und Skadi Koster die Schweizerin Noemi Ruchti, die im direkten Vergleich der beiden Judoka mit 2:0 bisher eine makellose Bilanz vorzuweisen hatte und deren letzter Erfolg gegen die Sportschülerin erst knapp eine Stunde zurücklag. In der Außenseiterrolle schien sich Skadi Koster jedoch nicht unwohl zu fühlen. Sie setzte alle taktischen Vorgaben von Trainer Maik Edling konsequent um und der hatte seinen Schützling offensichtlich optimal auf Ruchti eingestellt. Der Lohn für die Umsetzung der Linie gegen die Eidgenossin ließ nicht lange auf sich warten und Skadi Koster erzielte durch einen Wurf bei dem die Gegnerin auf die Seite fiel ihren erste Waza-ari (mittlere Wertung). Im weiterenVerlauf gelang sogar noch mit einem Wurf zu Ippon der vorzeitige Gewinn des Kampfes.
Der Jubel über den Gewinn der Medaille war bei allen Beteiligten im Anschluss an die Kampfrichterverkündigung sehr groß und Skadi Koster konnte sich bei der Siegerehrung sichtlich über die überreichte Medaille freuen.
Text/Foto: Maik Edling